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IACM-Informationen vom 24. Juni 2000

Wissenschaft: Tumor-fördernder Effekt von THC im Tierversuch

Ein Team von Wissenschaftlern der Universität von Kalifornien in Los Angeles berichtete, dass Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) im Tierversuch das Wachstum von Tumoren fördern kann, indem es das Immunsystem beeinträchtigt. Es ist erste Mal, dass von einem möglichen Tumor-promovierenden Effekt berichtet wurde.

Die Wissenschaftler fanden, dass die immunhemmenden Zytokine Interleukin-10 (IL-10) und Transforming-Growth-Faktor-Beta (TGF-beta) nach THC-Gabe in der Konzentration erhöht waren. THC führte zudem zu einem schnelleren Wachstum implantierter Tumoren und verminderte das Überleben in zwei Lungenkrebsmodellen.

Vier Wochen lang erhielten die Tiere viermal wöchentlich THC-Injektionen (5 mg/kg Körpergewicht) oder eine Kochsalzlösung in das Bauchfell. Zwei Wochen nach Beginn der Injektionen wurden Krebszellen (murine Lewis-Lungenkrebs- und Linie-1-Alveolarzellkrebszellen) in die Mäuse implantiert. Die Mäuse erhielten dann zwei weitere Wochen lang THC- oder Kochsalzinjektionen.

Die Wissenschaftler stellten eine signifikante Beschleunigung des Tumorwachstums bei den THC-behandelten Tieren fest. Die Studie zeigte zudem, dass wenn Lymphozyten (weiße Blutkörperchen) von THC-behandelten Mäusen unbehandelten Mäusen injiziert wurden, das Immundefizit übertragen wurde und das Tumorwachstum bei den normalen Kontrollen ebenfalls beschleunigt wurde.

Die Studie, die bereits bei der Internationalen Konferenz der Amerikanischen Thoraxgesellschaft im April 1999 präsentiert worden war, wird nun in der Juli-Ausgabe des "Journal of Immunology" veröffentlicht.

Dr. Steven Dubinett, Leiter der Forschungsgruppe, erklärte, dass weitere Studien benötigt würden, um die Gefahr abzuschätzen. Dr. Lesley Walker, Leiterin der wissenschaftlichen Informationsstelle der britischen Krebsforschungskampagne sagte: "Wir können nicht sicher sein, wie relevant dies für menschliche Krebsarten ist, aber das muss ermittelt werden."

Dr. Franjo Grotenhermen (IACM): "Wir wissen aus Tierversuchen, dass THC die Produktion von Th-1-Zytokinen, wie etwa IL-1, IL-2 und IFN-gamma hemmen sowie die Produktion von Th-2-Zytokinen wie IL-4, IL-10 und TGF-beta stimulieren. Dies würde eine kausale therapeutische Verwendung von THC bei bestimmten Autoimmunerkrankungen, die als Th-1-vermittelt erscheinen, begründen, wie etwa Morbus Crohn, eine Form chronischer Darmentzündung, oder rheumatoide Arthritis. Auf der anderen Seite würde es die Ansprechbarkeit für Krebs und Infektionen erhöhen. Aber diese tierexperimentellen Daten mit hohen THC-Dosen können nicht einfach auf die menschliche Situation übertragen werden."

(Quellen: PRNewswire vom 20. Juni 2000; PA News vom 20. and 21. Juni 2000; Zhu L, et al: THC-mediated IL-10-dependent suppression of anti-tumor immunity in murine lung cancer. Presented at the 1999 International Conference of the American Thoracic Society, San Diego, CA, April, 1999; Melamede R: Mögliche Mechanismen bei Autoimmunerkrankungen. In: Grotenhermen, F. (Hrsg.): Cannabis und Cannabinoide. Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potential. Huber, Bern 2000, im Druck.)

Kurzmeldungen

USA:
Vier Jahre nachdem die kalifornischen Wähler das Gesetz zur medizinischen Verwendung von Marihuana verabschiedeten, hat der Kreis Nevada Richtlinien verabschiedet. Danach darf ein Patient bis zu zwei Pfund verarbeiteten Marihuanas besitzen und zu jeder Zeit bis zu 10 Pflanzen anbauen, so lange bis die Pflanzen nicht mehr als zwei Pfund verarbeiteten Marihuana hervorbringen. Der Kreis Shasta Kreis erlaubt 1,33 Pfund Marihuana und zwei außen oder sechs innen angebaute Pflanzen. Der Kreis Tehama erlaubt drei Pfund Marihuana, bis zu 18 Setzlinge, aber nicht mehr als drei reife Pflanzen. Alaska erlaubt eine Unze (28,5 Gramm) gebrauchsfertiges Marihuana und sechs Pflanzen, von denen maximal drei reif sei dürfen. Colorado erlaubt bis zu zwei Unzen und drei reife Pflanzen. (Quelle: Sierra Sun vom 22. Juni 2000)

Wissenschaft:
Nach Angaben von "Pharmaceutical Research and Manufacturers of America" (PhRMA) vom 19. Juni befinden sich mehr als 100 verschiedene Medikamente in der Erprobungsphase für seelische Erkrankungen. "Dieses Jahr werden pharmazeutische Unternehmen geschätzte 6 Milliarden Dollar in die Entdeckung und Entwicklung von Medikamenten von Krankheiten des zentralen Nervensystems stecken, inklusive seelische Erkrankungen," erklärte Alan Holmer, Präsident der PhRMA, in einer Stellungnahme. Darunter befindet sich der Cannabinoidrezeptor-Antagonist SR 141716 (Sanofi-Synthelabo), der gegen die Alzheimer'sche Erkrankung, Fettsucht und Schizophrenie getestet wird. (Quelle: Reuters vom 19. Juni 2000).

USA:
Der Gouverneur von Hawaii, Ben Cayetano, unterzeichnete am 14. Juni ein Gesetz zur Legalisierung der medizinischen Verwendung von Marihuana, das im April den Senat passiert hatte, und machte diesen Staat damit zum ersten, der solch ein Gesetz durch die Legislative verabschiedet hat. Sieben andere Staaten -- Alaska, Arizona, Nevada, Washington, Oregon, Maine und Kalifornien, sowie der District von Columbia ? haben ähnliche Gesetze, die jedoch durch Wählerinitiativen verabschiedet worden waren. (Quelle: Reuters vom 14. Juni 2000).

Australien:
Das Parlament von Tasmanien wird untersuchen, ob THC für die Anwendung bei Todkranken und Menschen mit chronischen Schmerzen legalisiert werden sollte. Das "Community Development Committee" des Parlaments wird sich mit dieser Frage befassen. Im letzten Oktober hat die australische medizinische Gesellschaft und Juristenvereinigung von Neu-Süd-Wales eine Kampagne gestartet, das die Regierungen der Staaten die Verwendung von Cannabis zur Linderung von Erkrankungen erlauben sollen. (Quelle: The Mercury vom 23. Juni 2000)

USA:
Am 14. Juni wurde der Autor und Unterstützer der medizinischen Verwendung von Marihuana Peter McWilliams (50 J.) erstickt an seinem eigenen Erbrochenen in seiner kalifornischen Wohnung gefunden. Nach seiner Verhaftung wegen des Verkaufs von Marihuana an Cannabis Buyers Klubs war ihm das Recht verweigert worden, Marihuana zu verwenden, das ihm erlaubte, das starke Cocktail an Aids- und Krebs-Medikamenten bei sich zu behalten. Die Zeitung Michigan Daily sprach von einem "unnötigen Tod" und schrieb: "Der tragische Tod von Peter McWilliams hebt das andauernde Versagen der Regierung, die Fähigkeiten von medizinischem Marihuana zu akzeptieren." (Quelle: Michigan Daily vom 19. Juni 2000)

Deutschland:
Eva Gorig (71 J.), herausragende Exponentin der Grünen Hilfe, starb nach mehrmonatiger Krankheit. Sie war unermüdlich vor allem in der Betreuung von wegen Marihuanavergehen Inhaftierten engagiert. (Quelle: Persönliche Mitteilung)

Neuseeland:
Die Regierung diskutiert mit der Grünen Partei darüber, welcher Parlamentsausschuss sich mit einer Überprüfung der Cannabisgesetze befassen soll. Gesundheitsministerin Annette King erklärte, diese Überprüfung solle gesundheitliche, soziale und rechtliche Themen im Zusammenhang mit den Cannabisgesetzen betrachten. "Wir müssen schauen, ob wir das Gesetz ändern sollten, es verschärfen sollten und den Schaden durch diese Droge minimieren können," sagte sie. Die Regierung hat eine Vereinbarung getroffen, dass sie die Gesetze überprüfen wird, aber nicht, dass sie sie ändern werde. (Quelle: Otago Daily Times vom 21. Juni 2000)

Blick in die Vergangenheit

Vor einem Jahr

Vor zwei Jahren

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