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IACM-Informationen vom 26. Juni 1999

Großbritannien: Ärzte drängen auf Legalisierung von Cannabis für die medizinische Verwendung und als Freizeitdroge

Eine Gruppe von führenden Ärzten sind die ersten Vertreter des britischen Gesundheitswesens, die eine Legalisierung von Cannabis als Freizeitdroge fordern. Die Ärzte des "Scottish Committee for Public Health Medicine and Community Health" (Schottisches Komitee für Öffentliche Gesundheit und Gesundheit der Gemeinden) der Britischen Medizinischen Gesellschaft argumentieren, dass die gleichartige Klassifizierung von Cannabis mit Heroin und Kokain jungen Menschen den Eindruck verschafft, die Verwendung harter Drogen sei nicht gefährlicher als das Rauchen eines Joints.

Die Gruppe hat einen Antrag für die jährliche Konferenz der Britischen Medizinischen Gesellschaft (BMA) im kommenden Monat in Belfast vorbereitet. Sie fordert darin eine Gesetzesänderung zur Unterstützung der Eindämmung der Ausbreitung harter Drogen. Die Initiative, nach der die BMA "die Legalisierung von Cannabis für medizinische und Freizeitverwendung erlauben" sollte, wurde von dem Komitee bereits in diesem Monat der BMA-Konferenz zur öffentlichen Gesundheit vorgetragen und abgelehnt.

George Venters, der Vorsitzende des Komitees, erklärte: "Ich denke, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung die Legalisierung unterstützen würde, wenn man die Hinweise entsprechend darlegen würde." Die BMA unterstützt die Forschung zur Entwicklung von Medikamenten auf Cannabinoid-Basis, unterstützt jedoch nicht das Rauchen der rohen Droge zur Linderung von Schmerzen, da es zu viele Verunreinigungen enthalte.

Eine Sprecherin der BMA erklärte: "Dies ist nur ein Komitee der BMA. Es ist nicht die Politik der BMA als Gesamtheit. (...) Der Wissenschaftsrat hat sich im letzten Jahr mit dem Thema der Freizeitverwendung befasst und entschieden, dass das Thema der Legalisierung jenseits ihrer Zuständigkeit liegt."

Dr. Brian Potter, schottischer Sekretär der BMA, erklärte: "Was [das Komitee] sagen möchte, ist, dass es andere gefährliche Drogen gibt, die legal sind und viel mehr Tote verursachen. In Schottland sterben sicherlich täglich 35 Menschen an der Verwendung von Tabak. Wir sollten uns vielleicht darauf konzentrieren, anstatt unsere Energien auf Cannabis zu verwenden."

(Quellen: PA News vom 21. Juni 1999, Daily Telegraph vom 21. Juni 1999, The Times vom 21. Juni 1999, The Independent vom 22. Juni 1999)

Wissenschaft: Cannabis soll tödliche Wirkung von antidepressiven Medikamenten verstärken.

Todesfälle von tödlichen Cocktails aus Cannabis und antidepressiven Medikamenten könnten häufig als jugendlicher Selbstmord fehldiagnostiziert werden. Dies erklärte der Psychophysiologe John Anderson aus Sydney vor einem Anti-Drogen-Forum am 19. Juni in Sydney/Australien.

"Wir wissen (...), dass Cannabis ein sehr wichtiges Enzym im Körper hemmt - Cytochrom P450 -, welches zum Abbau von Antidepressiva benötigt wird," erklärte er. "Wenn es nicht da ist, wird es nicht verstoffwechselt. (...) Das antidepressive Medikament kann nicht abgebaut werden. Tatsächlich kehrt es den Stoffwechsel um."

Er zitierte das Beispiel eines jungen Depressiven, der eine korrekte antidepressive Medikation von seinem Arzt bekam, aber seinen starken Cannabiskonsum nicht erwähnte. "Der Junge nimmt das Antidepressivum exakt so wie verschrieben und verwendet Cannabis. (...) Etwas später ist der Junge plötzlich tot, unter der Annahme, er habe wegen seiner Depression Selbstmord begangen."

Dr. Franjo Grotenhermen vom nova-Institut in Köln erklärte: "Es gibt einige Cytochrom P450 Enzyme. Es sind die wichtigsten Enzyme, die Medikamente und Drogen abbauen. Das nicht psychotrope CBD (Cannabidiol), das kein Cannabid-Rezeptoragonist ist, scheint die Cytochrom P450-Enzyme zu inaktivieren. Aber THC und andere CB-Rezeptoragonisten scheinen die Aktivität des mikrosomalen Cytochrom P450 Systems zu verstärken (pharmakokinetische Toleranz). Daher habe ich einige Zweifel an der Annahme von Dr. Anderson."

(Quellen: AAP vom 19. Juni 1999, Kommentar von Dr. Grotenhermen)

Kurzmeldungen

USA:
Ein kalifornischer Arthritispatient und Marihuana-Aktivist, der wegen illegalen Anbaus der Pflanze angeklagt war, wurde angewiesen, die Werbung für Marihuana zu unterlassen oder eine zweijährige Gefängnisstrafe anzutreten. Joe Kidwell wurde am 18. Juni wegen des illegalen Anbaus von 14 Marihuana-Pflanzen verurteilt. Richter Albert Matthews vom obersten Gerichtshof in Los Angeles ordnete die Beschränkung seines Marihuanakonsums auf sein Zuhause an. Der Beschluss hindert ihn zudem daran, öffentlich über die Verwendung von Marihuana zu sprechen. Während seines Gerichtsverfahrens im Mai hatte der Orthopäde Dr. Fred Hakmet ausgesagt, er habe Kidwell die Verwendung von Marihuana wegen seiner Arthritis und chronischen Rückenschmerzen empfohlen. Seit Januar 1997 erlaubt das Gesetz des Staates Kalifornien bei einer entsprechenden ärztlichen Empfehlung die Verwendung und den Anbau von Marihuana für medizinische Zwecke.
(Quelle: Santa Monica Our Times vom 20. Juni 1999)

Neuseeland:
Zum zweiten Mal in sechs Monaten hat das parlamentarische Gesundheitskomitee der Regierung das Überdenken der Kriminalisierungspolitik hinsichtlich Marihuana empfohlen. "Im Licht der Hinweise, die wir über die Effekte von Cannabis gehört haben und der hohen Konsumrate in Neuseeland, erfordert die Effektivität der gegenwärtigen Politik zu Cannabis eine Überprüfung," erklärte der Vorsitzende des Gesundheitskomitees Brian Neeson.
(Quelle: NORML vom 17. Juni 1999)

USA:
Drei Gruppen, die die erfolgreiche Initiative aus dem Jahre 1998 zur Legalisierung von Marihuana für medizinische Zwecke in Washington unterstützten, haben eine Anleitung herausgegeben, um das Gesetz Patienten, Ärzten und anderen zu erläutern. Die Anleitung erklärt, wer nach dem Gesetz zur medizinischen Verwendung von Marihuana geeignet ist, wofür es verwendet wird, wie ärztliche Empfehlungen zu dokumentieren sind und andere Themen.
(Quelle: Seattle Post-Intelligencer vom 24. Juni 1999)

Blick in die Vergangenheit

Vor einem Jahr

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