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IACM-Informationen vom 29. September 2018

Südafrika: Verfassungsgericht erlaubt den privaten Konsum von Cannabis

Das höchste Gericht von Südafrika erlaubt den privaten Konsum von Cannabis und hält damit die Entscheidung eines niedrigeren Gerichts aufrecht, das befand, dass die Kriminalisierung von Cannabis gegen die Verfassung verstoße. Aktivisten, die traditionelle Heiler umfassen, begrüßten das Urteil mit großem Applaus.

Verschiedene Ministerien, darunter die Minister für Gesundheit und Justiz, lehnen seine Legalisierung ab und warnen vor den schädlichen Wirkungen. In einem einstimmig gefassten Urteil, das von Richter Raymond Zondo verlesen wurde, entkriminalisierte das Verfassungsgericht den häuslichen Konsum und erklärte, dass „der Konsum von Cannabis für den persönlichen Konsum von Erwachsenen bestimmt sein muss“. Das Urteil erlaubt auch den Anbau für den persönlichen Konsum.

Reuters vom 18. September 2018

Wissenschaft/Mensch: Drogenabhängige befolgen häufiger eine Opioid-Ersatztherapie, wenn sie Cannabis konsumieren

In einer großen Studie mit 820 Menschen, die illegale Drogen konsumierten und sich einer Opioidagonist-Therapie unterzogen, war die Befolgung der Behandlung besser, wenn sie gleichzeitig mindestens täglich Cannabis konsumierten. Wissenschaftler des Zentrums für Substanzkonsum von British Columbia in Vancouver (Kanada) veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Addiction. Die Teilnehmer begannen ihre Behandlung mit Methadon oder Buprenorphin/Naloxon zwischen September 1996 und Mai 2016. Der wichtigste Zielparameter war die Beibehaltung der Behandlung, definiert als Beibehaltung der Behandlung (auf der Basis von Methadon oder Buprenorphin/Naloxon) für zwei aufeinanderfolgende 6-monatige Beobachtungszeiträume.

Mindestens täglicher Cannabiskonsum zusätzlich zu Methadon oder Buprenorphin war im Vergleich zu Nichtkonsumenten von Cannabis oder weniger Konsumierenden positiv mit einer Beibehaltung der Behandlung assoziiert. Die Autoren folgerten, dass bei „Menschen in Vancouver, die illegale Drogen konsumieren und mit einer Opioidagonist-Behandlung beginnen, mindestens täglicher Cannabiskonsum mit einer etwa 21 % größeren Wahrscheinlichkeit für die Beibehaltung der Therapie verglichen mit weniger als täglichen Konsum verbunden ist“.

Socías ME, Wood E, Lake S, Nolan S, Fairbairn N, Hayashi K, Shulha HP, Liu S, Kerr T, Milloy MJ. High-intensity cannabis use is associated with retention in opioid agonist treatment: a longitudinal analysis. Addiction, 20. September 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Cannabisextrakt mit viel CBD und wenig THC wirksam bei kindlicher Epilepsie

In einer Studie mit 19 Kindern mit Dravet-Syndrom reduzierte ein Cannabisextrakt, der von dem Unternehmen Tilray produziert wird und 100 mg/ml CBD und 2 mg/ml THC enthält, die Zahl der Anfälle und verbesserte die Lebensqualität. Die 20-wöchige Studie wurde an der Klinik für Kranke Kinder in Toronto (Kanada) durchgeführt. Der Cannabisextrakt wurde zusätzlich zur Standardbehandlung verabreicht.

Die mittlere erreichte tägliche Dosis war 13,3 mg/kg CBD (Spanne: 7 bis 16 mg/kg Körpergewicht) und 0,27 mg/kg THC (Spanne: 0,14 bis 0,32 mg/kg Körpergewicht). Die Autoren schrieben, dass es „statistisch signifikante Verbesserungen bei der Lebensqualität, der Reduzierung der EEG-Spitzenaktivität und der Reduzierung der medianen motorischen Anfälle um 70,6 % gab“.

McCoy B, Wang L, Zak M, Al-Mehmadi S, Kabir N, Alhadid K, McDonald K, Zhang G, Sharma R, Whitney R, Sinopoli K, Snead OC 3rd. A prospective open-label trial of a CBD/THC cannabis oil in dravet syndrome. Ann Clin Transl Neurol. 2018;5(9):1077-1088.

Wissenschaft/Mensch: Cannabis verbessert Schmerzen bei Patienten mit fehlgeschlagener Rückenoperation

In einer Studie mit 11 Patienten, die nach einer Rückenoperation an Schmerzen litten, wurde herausgefunden, dass Cannabis in Kombination mit Rückenmarkstimulation (SCS) sehr wirksam war. Forscher der Universität von Messina in Italien veröffentlichten ihre Ergebnisse im Journal of Pain Research. Alle Patienten erhielten eine 12-monatige Behandlung mit SCS und eine Kombination aus THC und CBD.

Es wurde in allen Fällen eine wirksame Schmerzbewältigung im Vergleich zum Ausgangswert erzielt. Die positive Wirkung von Cannabis auf den behandlungsresistenten Schmerz blieb während der gesamten Dauer der Behandlung mit minimaler Dosis-Titrierung erhalten. Die Schmerzwahrnehmung, die mittels einer numerischen Analogskala ermittelt wurde, nahm vom Ausgangswert von 8,2 auf 4,7 am Ende der Studie ab. Die Autoren schrieben, dass diese Ergebnisse „bemerkenswerte Fähigkeiten“ von Cannabis für die Behandlung chronischer therapierefraktärer Schmerzen dieser Patientengruppe zeigen.

Mondello E, Quattrone D, Cardia L, Bova G, Mallamace R, Barbagallo AA, Mondello C, Mannucci C, Di Pietro M, Arcoraci V, Calapai G. Cannabinoids and spinal cord stimulation for the treatment of failed back surgery syndrome refractory pain. J Pain Res. 2018;11:1761-1767.

Wissenschaft/Mensch: Kein Unterschied bei reduziertem Appetit zwischen THC, Megestrol und Mirtazapin

In einer retrospektiven Studie von 38 Krankenhauspatienten mit reduziertem Appetit gab es keinen Unterschied zwischen THC, Megestrol und Mirtazapin bei der Änderung der Einnahme der Mahlzeiten oder des Gewichts. Sie wurde durch Wissenschaftler des pharmazeutischen Instituts der Universität von Nordtexas (USA) durchgeführt.

Mirtazapin wurde am häufigsten eingesetzt (42 %). Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen der appetitsteigernden Medikamente hinsichtlich der durchschnittlichen Veränderung der Einnahme der Mahlzeiten, des Gewichts, des Albumin -werts im Blut oder der dokumentierten Verbesserung der Ernährung. Innerhalb der Gruppen zeigte jede Substanz eine numerische Verbesserung beim Prozentsatz der Einnahme der Mahlzeiten, mit einer mittleren Veränderung vom Beginn bis zum Absetzen um 17 %. Nahezu die Hälfte (48 %) der Patienten erlebten eine Verbesserung der Ernährung nach Beginn der Therapie. Es wurden keine schweren Nebenwirkungen beobachtet.

Howard ML, Hossaini R, Tolar C, Gaviola ML. Efficacy and Safety of Appetite-Stimulating Medications in the Inpatient Setting. Ann Pharmacother. 2018 Sep 19:1060028018802816.

Kurzmeldungen

Wissenschaft/Mensch: Die Schmerzlinderung durch Cannabis könnte am besten als Wiederhergestelltes Selbst beschrieben werden
In einer Studie mit 19 Patienten, die mit Cannabis gegen Schmerzen behandelt wurden, deckten Interviews 3 Themen auf: Ein Seufzer von Erleichterung, die Rückkehr zur Normalität und Nebenwirkungen. Die Autoren schlagen „den Begriff Wiederhergestelltes Selbst vor, um die Wirkung von medizinischem Cannabis begrifflich zu fassen. Wiederhergestelltes Selbst ist die Erfahrung der Rückerlangung des Selbst, ein Gefühl von Normalität und ein Gefühl von Kontrolle über das eigene Leben“.
Siaal Forschungszentrum für Familienmedizin und primäre Versorgung, Beer-Sheva, Israel.
Lavie-Ajayi M, et al. Pain Med, 12. September 2018 [Im Druck]

USA: CBD-Extrakt in niedrigste Kategorie des Betäubungsmittelgesetzes eingestuft
Epidiolex, ein von GW Pharmaceuticals hergestellter CBD-Extrakt, wurde in die Anlage V umgestuft, die niedrigste Kategorie der Klassifizierung im Betäubungmittelgesetz der USA. Epidiolex wurde von der Medikamentenbehörde FDA am 25. Juni 2018 für die Behandlung bestimmter Formen der Epilepsie zugelassen.
Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 27. September 2018

Wissenschaft/Tier: CBD reduzierte die Motivation zum Konsum von Methamphetamin
In einer Studie mit Ratten, die von Methamphetamin abhängig waren, reduzierte die Gabe von CBD die Motivation, sich selbst Methamphetamin zu verabreichen, und schwächte den Rückfall in ein Methamphetamin suchendes Verhalten ab. Die Autoren schrieben, dass „Cannabidiol es wert sei, es als neue Pharmakotherapie für Methamphetamin-Abhängigkeit zu untersuchen“.
Psychologisches Institut, Macquarie Universität, North Ryde, Australien.
Hay GL, et al. J Psychopharmacol, 27. September 2018 [im Druck]

Wissenschaft: Die Behandlung von Brustkrebs kann durch die Aktivierung des CB2-Rezeptors verbessert werden
Eine kombinierte Behandlung von dreifach negativem Brustkrebs, der die tödlichste Form von Brustkrebs darstellt, nämlich eine Kombination aus Strahlentherapie und einem Cannabinoid, welches den CB2-Rezeptor aktiviert, führte zu einer synergistischen Hemmung dieser Krebszellen und des Tumorwachstums. Die Autoren schrieben, dass “diese Studie neue Belege für das therapeutische Potential von CB2R-Agonisten bei Krebs liefert.”
Radiologisches Institut, Henan, China.
Zhang J, et al. Photodiagnosis Photodyn Ther. 2018 Sep 18. [in press]

Wissenschaft/Tier: CBDA weist schmerzlindernde Wirkungen bei neuropathischen Schmerzen auf
In einer Studie mit Ratten zeigten CBDA (CBD-Säure) und THC anti-hyperalgetische Wirkungen und beide Cannabinoide wirkten synergistischen. Die Autoren schrieben, dass „CBDA oder THC allein als auch sehr geringe Dosen von kombiniertem CBDA und THC entzündungshemmende Wirkungen in diesem Tiermodell einer akuten Entzündung haben“. Hyperalgesie bedeutet eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Schmerzen.
Institut für Psychologie und Gemeinsames Neurowissenschaftliches Programm, Universität von Guelph, Kanada.
Rock EM, et al. Psychopharmacology (Berl), 17. September 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier: Neuer Wirkmechanismus von CBD
In mehreren Tierstudien fanden Forscher, dass CBD den Sigma-1-Rezeptor blockieren kann. Diese Blockade könnte eine positive Wirkung auf chronische neurodegenerative Erkrankungen, inklusive Schlaganfall und Epilepsie, auf neuropsychiatrische Störungen, neuropathische Schmerzen und bestimmte Krebsarten haben.
Institut für Transnationale Neurowissenschaften, Cajal-Institut, Madrid, Spanien.
Rodríguez-Muñoz M, et al. Mol Brain. 2018;11(1):51.

Wissenschaft/Zellen: Ein weiterer neuer Wirkmechanismus von CBD
Forscher untersuchten mögliche Wirkmechanismen von CBD in bestimmten Nierenzellen und Nervenzellen. Sie fanden heraus, dass „der Wirkmechanismus von CBD vermutlich (1) eine Aufteilung von Bestandteilen in Lipid-Membranen, die die Durchlässigkeit beeinflusst, beruht sowie (2) auf nicht bekannten direkten Wirkungen auf Natrium- und Kaliumkanäle, deren kombinierte Wirkungen einen Verlust der Erregungsbildung dieser Kanäle bedeutet“.
Xenon Pharmaceuticals Inc, Kanada.
Ghovanloo MR, et al. J Biol Chem, 14. September 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Medizinische Cannabisgesetze in den USA sind nicht mit Kriminalität verbunden
Forscher fanden in den USA auf nationalem Niveau keinen Einfluss der Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke auf Gewalttaten oder Eigentumsdelikte. Es gab zudem keine starken Wirkungen innerhalb einzelner Staaten, mit Ausnahme einer Reduzierung von sowohl Gewalttaten als auch Eigentumsdelikten um 20 % in Kalifornien.
Victoria Universität von Wellington, Neuseeland.
Luke Chu Y-W, Townsend W. J Econ Behav Org, 29. Juli 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Tier: Cannabinoide können wirksam bei der Behandlung von Prostatakrebs sein
Ein synthetisches Cannabinoid zeigte krebshemmende Wirkungen bei Mäusen durch Reduzierung des Krebswachstums und der Auslösung von Apoptosen (programmierter Zelltod). Dieser Effekt wurde durch den CB2-Rezeptor vermittelt.
Klinik für Chirurgie, Sunnybrook Zentrum für Gesundheitswissenschaften, Toronto, Kanada.
Roberto D, et al. Prostate, 21. September 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Studenten mit ADHS neigen eher zu Cannabiskonsum
In einer Studie mit 1748 Studenten zwischen 18 und 25 Jahren neigten diejenigen mit einer ADHS-Diagnose eher dazu, im vorangegangenen Jahr regelmäßig Alkohol getrunken und regelmäßig Cannabis sowie andere Drogen konsumiert zu haben.
Psychologisches Institut, Universität von East Carolina, USA.
Mochrie KD, et al. J Am Coll Health. 2018:1-5.

Wissenschaft/Tier: Endocannabinoide können nützlich gegen reduzierte Blutzufuhr während der Geburt sein
Die Endocannabinoide Oleylethanolamid (OEA) und Palmitoylethanolamid (PEA) reduzierten die negativen Folgen einer reduzierten Blutzufuhr während der Geburt bei neugeborenen Ratten. Dies wurde durch nervenschützende Wirkungen auf Gehirnzellen erzielt.
Institut für Experimentelle Psychologie, Psychologische Fakultät, Sevilla, Spanien.
Portavella M, et al. Cannabis Cannabinoid Res. 2018;3(1):171-178.

Wissenschaft/Tier: Endocannabinoide können bei posttraumatischer Belastungsstörung hilfreich sein
Die Anhebung der Endocannabinoidspiegel durch Verringerung ihres Abbaus bei gestressten Ratten hatte angstlösende Wirkungen. Die Autoren schrieben, dass die “durch Anandamid vermittelte Signalgebung an CB1-Rezeptoren eine wichtige regulative Funktion bei der Reaktion auf Stress hat”, und dass die Hemmung des Endocannabinoidabbaus “eine potentielle therapeutische Strategie gegen die posttraumatische Belastungsstörung bieten kann”.
Universität von Kalifornien, Irvine, USA.
Danandeh A, et al. Psychopharmacology (Berl), 24. September 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Endocannabinoidspiegel bei Übergewichtigen waren nach einer Operation gegen das Übergewicht reduziert
In einer Studie mit 65 übergewichtigen Patienten, bei denen chirurgisch ein Teil ihres Magens entfernt worden war, waren die Spiegel zirkulierender Endocannabinoide (2-AG, Anandamid) reduziert. Dies war mit einer reduzierten Fettmasse und verbesserten Glukose- und Lipid-Profilen assoziiert.
Hebräische Universität von Jerusalem, Israel.
Azar S, et al. Obes Surg, 22. September 2018 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier: CBD könnte die schmerzlindernden Wirkungen von THC reduzieren
In einer Studie mit Ratten, die entweder einen Cannabisextrakt mit THC und CBD oder THC allein erhielten, führte die wiederholte Gabe zu einer reduzierten Schmerzlinderung von THC durch CBD. Die Autoren schrieben, dass diese Wirkung „auf einer CBD-induzierten Hemmung des THC-Stoffwechsels und/oder einem Antagonismus von THC-Wirkungen, der bei wiederholter CBD-Behandlung eintritt“ basieren könnte.
Psychologisches Institut, Universität des Staates Washington, Pullmann, USA.
Greene NZ, et al. Psychopharmacology (Berl), 20. September 2018 [Im Druck]

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