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IACM-Informationen vom 01. Oktober 2016

Deutschland: Erster Patient erhält Ausnahmeerlaubnis zum Eigenanbau von Cannabis

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), eine Behörde des Bundesgesundheitsministeriums, hat am 28. September dem ersten Patienten die Erlaubnis zum Anbau von Cannabis für den eigenen medizinischen Bedarf erteilt. Die Erlaubnis ist bis zum 30. Juni 2017 befristet. Sie muss verlängert werden, wenn die Krankenkasse bis dahin nicht die Kosten für Cannabisblüten aus der Apotheke übernimmt.

Das Bundesgesundheitsministerium war durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 6. April gezwungen worden, eine solche Erlaubnis an einen 57-jährigen Patienten mit multiple Sclerose zu erteilen. Die Bundesregierung und der Bundestag planen ein Gesetz, nach dem die Kosten für eine Behandlung mit Cannabisblüten unter bestimmten Voraussetzungen von den Krankenkassen erstattet werden muss, sodass die Notwendigkeit zum Eigenanbau entfallen würde. Das Gesetz soll Anfang 2017 in Kraft treten.

Genehmigung zum Eigenanbau durch die Bundesopiumstelle vom 28. September 2016

Wissenschaft/Mensch: Cannabidiol ist in einer Fallserie wirksam bei einem mit fieberhaften Infektionen assoziierten Epilepsie-Syndrom

Ärzte aus mehreren pädiatrischen Zentren in den USA, in Philadelphia, New York, Houston und Chicago, stellten die Fälle von sieben Kindern mit Epilepsie-Syndrom vor, das mit fieberhaften Infektionen verbunden ist (FIRES), welche nicht auf antiepileptische Medikamente oder andere Behandlungsverfahren ansprachen und den Cannabidiol-Extrakt erhalten hatten. Nach Beginn der Cannabidiol-Therapie verbesserten sich Zahl und Dauer der Anfälle bei 6 von 7 Patienten. Ein Patient starb aufgrund eines Multiorganversagens nach Isofluran-Gabe. Es wurden durchschnittlich 4 antiepileptische Medikamente abgesetzt. Die Autoren schrieben, dass „obwohl dies eine offene Fallserie ist, die Autoren Cannabidiol als eine mögliche Behandlung für FIRES betrachten“.

FIRES ist eine schwere Form der Epilepsie, die normale Kinder nach einer fieberhaften Erkrankung betreffen kann. Sie stellt sich als eine akute Phase mit einem sehr schwer zu behandelnden Status epilepticus dar, und alle Patienten entwickeln eine chronische Phase mit anhaltender therapierefraktärer Epilepsie. Der typische Ausgang ist eine schwere Schädigung des Gehirns oder der Tod.

Gofshteyn JS, Wilfong A, Devinsky O, Bluvstein J, Charuta J, Ciliberto MA, Laux L, Marsh ED. Cannabidiol as a Potential Treatment for Febrile Infection-Related Epilepsy Syndrome (FIRES) in the Acute and Chronic Phases. J Child Neurol, 21. September 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Cannabidiol verbessert in einer kontrollierten klinischen Studie eine schwere Form kindlicher Epilepsie

Der Hersteller des CBD-Extrakts Epidiolex, GW Pharmaceuticals, berichtete über positive Ergebnisse der zweiten placebokontrollierten klinischen Phase-3-Studie mit dieser Zubereitung bei der Behandlung von Krampfanfällen im Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom, einer seltenen und schweren Epilepsieform, die in der Kindheit beginnt. Die Studie verteilte 225 Patienten zufällig auf 3 Arme, in denen Epidiolex der aktuellen Behandlung in einer Dosis von täglich 20 mg/kg Körpergewicht (n = 76) oder in einer Dosis von 10 mg/kg (n =73) hinzugefügt wurde. Die anderen Patienten (n = 76) erhielten ein Placebo.

Patienten, die Epidiolex in der höheren Dosis erhalten hatten, erzielten eine mediane Reduzierung der monatlichen Anfälle um 42 %, verglichen mit einer Reduzierung um 17 % bei Patienten, die ein Placebo erhalten hatten. Patienten, die Epidiolex in der geringeren Dosis erhalten hatten, erzielten eine Anfallsreduzierung um 37 %. „Das positive Ergebnis in der zweiten Studie mit Epidiolex bei Patienten mit Lennox-Gastaut-Syndrom zeigt die Wirksamkeit dieses Produkts bei dieser besonders schwer zu behandelnden, in der Kindheit beginnenden Epilepsie“, erklärte Dr. Orrin Devinsky vom Langone-Medizinzentrum der Universität New York und Leiter der Studie.

Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 26. September 2016.

Wissenschaft/Mensch: Das synthetische Cannabinoid Resunab reduziert Entzündungen bei gesunden Personen

Resunab, das früher als ajulemische Säure bekannt war, reduzierte Entzündungszeichen bei 15 gesunden Personen, bei denen durch eine subkutane Injektion von mittels Hitze getöteten Bakterien (E. coli) eine Entzündung induziert worden war. Resunab hemmte die Infiltration mit weißen Blutkörperchen, ein Schlüsselindikator für die Entzündungsstärke um etwa 70 %. Die Daten wurden am 28. September beim 6. EURopäischen Workshop für Lipidmediatoren in Frankfurt (Deutschland) vorgestellt.

Der erste Datensatz stammt von 15 Personen (5 mit Placebo, 5 mit 2 x täglich 5 mg Resunab und 5 mit 2 x täglich 20 mg Resunab). Die höhere Resunab-Dosis in dieser Studie ist die gleiche wie die höhere Dosis in zurzeit laufenden Phase-2-Studien mit Resunab bei zystischer Fibrose bzw. Dermatomyositis. Resunab ist ein synthetisches orales Cannabinoid, das vor allem an den CB2-Rezeptor bindet.

Pressemitteilung von Corbus Pharmaceuticals vom 28. September 2016.

Kurzmeldungen

Wissenschaft/Tier: Das Endocannabinoidsystem könnte ein Angriffspunkt für die Behandlung des Autismus sein
In einem Rattenmodell für Autismus beobachteten Forscher Veränderungen des CB1-Rezeptors und reduzierte Spiegel des Endocannabinoids Anandamid. Die Autoren folgerten, dass „das Endocannabinoidsystem einen therapeutischen Angriffspunkt für die Kern- und assoziierten Symptome von autistischen Patienten darstellen könnte“.
Universität „Roma Tre“, Italien.
Servadio M, et al. Transl Psychiatry. 2016;6(9):e902.

Wissenschaft/Tier: Cannabinoide verstärken die Wirkungen von Standard-Epilepsiemedikamenten
Cannabinoide, die den CB1-Rezeptor aktivieren (WIN 55,212-2, ACEA), potenzierten in einem Mausmodell für Epilepsie die antiepileptischen Wirkungen von Carbamazepin, Diazepam, Felbamat, Gabapentin, Phenobarbital, Topiramat und Valproinsäure.
Abteilung für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Fakultät, Universität „Magna Graecia“ von Catanzaro, Italien.
Citraro R, et al. EUR J Pharmacol. 2016;791:523-534.

Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum während der Schwangerschaft ist nicht mit einem ungünstigen Geburtsergebnis verbunden
Nach einer Übersicht von Studien zu den Wirkungen des Cannabiskonsums auf das Schwangerschaftsergebnis gab es kein erhöhtes Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht und Frühgeburten. Die Autoren folgerten, dass „mütterlicher Marihuana-Konsum während der Schwangerschaft nach Berücksichtigung von Einflussfaktoren kein unabhängiger Risikofaktor für ungünstige neonatale Ergebnisse ist“.
Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie, Universität von Washington in St. Louis, USA.
Conner SN, et al. Obstet Gynecol. 2016;128(4):713-23.

Wissenschaft/Mensch: Die Legalisierung von Cannabis in den USA hatte minimale ungünstige Auswirkungen auf die Gesundheit
Nach einem Bericht des CATO-Instituts in Washington DC hatte die Legalisierung von Cannabis in Alaska, Colorado, Oregon und Washington nur „minimale“ ungünstige gesundheitliche und die Sicherheit betreffende Wirkungen, inklusive Drogenkonsum, Selbstmordraten, Straftaten und Verkehrssicherheit.
Dose of Reality: The Effect of State Marijuana Legalizations

Wissenschaft/Tier: Die Aktivierung des neuen Cannabinoidrezeptors GPR18 hat nützliche Wirkungen auf das Herz
Die Aktivierung des Endocannabinoidrezeptors GPR18 durch abnormales Cannabidiol (abn-CBD) verursachte bei Ratten Blutdrucksenkung, unterdrückte die kardiale sympathische Dominanz, verbesserte die Funktion der linken Herzkammer und reduzierte den enddiastolischen Druck der linken Kammer. Die Autoren schrieben, dass „die gegenwärtigen Befunde neue Beweise für eine günstige kardiovaskuläre Rolle von GPR18 darstellen“.
Brody School of Medicine, Universität von Ost-Carolina, Nord-Carolina, USA
Matouk AI, et al. J Cardiovasc Pharmacol, 20. September 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch: Eine CB1-Rezeptor-Blockierung steigert die Entzündung
Bei 20 übergewichtigen Patientinnen mit polyzystischen Ovarien verstärkte die Blockade des CB1-Rezeptors durch Rimonabant Entzündungszeichen, namentlich die Konzentrationen von VEGF (vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor) und Interleukin-8, einem entzündungsfördernden Zytokin.
Institut für Akademische Endokrinologie, Diabetes und Metabolismus, Universität von Hull, Großbritannien.
Sathyapalan T, et al. Clin Endocrinol (Oxf), 21. September 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Zellen: THC reduziert die Durchlässigkeit von Epithelzellen der Atemwege
In einer Studie mit Epithelzellen der Bronchien reduzierte THC die Durchlässigkeit nach einer Exposition mit entzündungsfördernden Zytokinen durch die Aktivierung des CB2-Rezeptors. Die Autoren schrieben, dass THC „günstig bei der Vorbeugung von entzündungsverursachten Veränderungen der Durchlässigkeit von Epithelzellen der Atemwege, einem wichtigen Merkmal von Atemwegserkrankungen“ ist.
Fakultät für Lebenswissenschaften, Universität von Nottingham, Großbritannien.
Shang VC, et al. Biochem Pharmacol, 15. September 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Zellen: Cannabinoide reduzieren die Lebensfähigkeit von Magenkrebszellen
In einer Studie mit Adenokarzinomzellen aus dem Magen von Menschen reduzierten mehrere Cannabinoide (CP 55,940, Anandamid, Methanandamid) die Lebensfähigkeit. Die Autoren schrieben, dass ihre Ergebnisse „das therapeutische Potenzial, das Cannabinoid-Rezeptoragonisten auf Magenkrebszellen ausüben, unterstützen und bestätigen“.
Nationales Institut für Krebsforschung, Mexico City, Mexico.
Ortega A, et al. Life Sci, 15. September 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Zellen: THC verursacht den Tod von Krebszellen, indem es Veränderungen im endoplasmatischen Retikulum bewirkt
THC vergrößert das Verhältnis von Dihydroceramid zu Ceramid im endoplasmatischen Retikulum (ein Zellbestandteil) von bestimmten Hirnkrebszellen (Gliom-Zellen), und diese Veränderung führt schließlich zur Apoptose, einer Form des programmierten Zelltods.
Biologisches Institut, Complutense-Universität, Madrid, Spanien.
Hernández-Tiedra S, et al. Autophagy, 16. September 2016:1-17. [im Druck]

Wissenschaft/Zellen: Anandamid verursacht eine Entspannung menschlicher Arterien
In Mesenterialarterien von 31 Patienten, die sich einer Entfernung des Darms unterzogen hatten, verursachte das Endocannabinoid Anandamid eine mäßig starke endotheliumabhängige Gefäßentspannung über eine Aktivierung des CB1-Rezeptors.
Medizinische Fakultät, Universität von Nottingham, Royal Derby Hospital, Großbritannien.
Stanley CP, et al. Pharmacol Res. 2016;113(Pt A):356-363.

Blick in die Vergangenheit

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