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IACM-Informationen vom 11. Februar 2012

Wissenschaft/Israel: Cannabis wirksam bei Krebssymptomen nach Umfrage

Beim jährlichen Kongress der israelischen Onkologen in Eilat im Januar erklärten Forscher, dass mehr Ärzte Krebspatienten Cannabis empfehlen sollten. Sie stellen fest, dass den meisten Krebspatienten, die zurzeit mit medizinischem Cannabis behandelt werden, diese Möglichkeit erst in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung empfohlen wird. Mehr als zwei Drittel aller Krebspatienten, denen Cannabis zur Schmerzlinderung verschrieben wurde, sind nach einer israelischen Studie mit der Behandlung zufrieden. Die Studie, die kürzlich am Sheba-Medizinzentrum in Tel Hashomer in Zusammenarbeit mit der israelischen Krebsgesellschaft durchgeführt wurde, schloss 264 Krebspatienten ein, die mindestens ein Jahr lang mit Cannabis behandelt worden waren.

Etwa 61Prozent der Teilnehmer gaben eine signifikante Verbesserung ihrer Lebensqualität an und 56 Prozent stellten eine Verbesserung ihrer Schmerzen fest. Die Forscher fanden heraus, dass durchschnittlich 325 Tage zwischen der Krebsdiagnose und einem Antrag auf die Erlaubnis, Cannabis anzubauen oder zu besitzen, vergingen. "Die Behandlung sollte Patienten in früheren Krebsstadien angeboten werden", heißt es in dem Bericht. Gegenwärtig dürfen etwa 6000 israelische Bürger, die an verschiedenen Erkrankungen leiden, Cannabis für medizinische Zwecke anbauen oder erwerben und besitzen. Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass die Zahl der Patienten, die mit Cannabis behandelt werden, in den kommenden Jahren 40.000 erreicht.

Mehr unter:
www.haaretz.com/print-edition/news/israeli-researchers-say-more-doctors-should-recommend-marijuana-to-cancer-patients-1.409918

(Quelle: Haaretz vom 30. Januar 2012)

USA: Legalisierung der medizinischen Verwendung von Cannabis vergrößert nicht den Konsum durch Jugendliche

Die Verabschiedung von Gesetzen, die die medizinische Verwendung von Cannabis in einer Anzahl von US-Staaten legalisiert haben, hat zu einer Abnahme des Cannabiskonsums im vorausgegangenen Monat bei Jugendlichen geführt. Das schreiben Wissenschaftler der McGill-Universität in Montreal (Kanada) in der Fachzeitschrift Annals of Epidemiology. Sie wiederholten eine frühere Studie, die einen größeren jugendlichen Cannabiskonsum in diesen Staaten fand, und weiteten die Analyse durch Berücksichtigung möglicher Einflussfaktoren aus. Die Forscher verwendeten Schätzungen des Cannabiskonsums in allen US-Staaten aus der Nationalen Umfrage zu Drogenkonsum und Gesundheit der Jahre 2002 bis 2009.

Die Cannabisgesetze reduzierten den Konsum im vorausgegangenen Monat bei den Jugendlichen um 0,53 Prozentpunkte und hatten keinen nachweisbaren Effekt auf die Einschätzung der Gefährlichkeit eines monatlichen Konsums. Die Autoren schrieben, dass ihre Analyse "wenig Hinweise ergeben hat, nach denen die Verabschiedung medizinischer Marihuana-Gesetze den Marihuanakonsum beeinflusst". Sie folgerten, dass es nur "begrenzte Hinweise auf kausale Wirkungen" dieser Gesetze auf den Cannabiskonsum gibt.

(Quelle: Harper S, Strumpf EC, Kaufman JS. Do Medical Marijuana Laws Increase Marijuana Use? Replication Study and Extension. Ann Epidemiol, 27. Januar 2012 [im Druck])

Kurzmeldungen

USA: Der Staat Washington wird über die Cannabislegalisierung abstimmen
Unterstützer der Legalisierung von Cannabis für Freizeitkonsum haben ausreichend Unterschriften gesammelt, damit die Wähler im Staat Washington im November 2012 über diese Angelegenheit abstimmen können. Der Vorschlag würde bei der Annahme durch die Wähler den Cannabisverkauf an Personen im Alter von 21 Jahren und älter erlauben, die Droge besteuern, Cannabiswerbung verbieten und die Teilnahme am Straßenverkehr unter dem Einfluss von Cannabis untersagen. (Quelle: Reuters vom 27. Januar 2012)

Wissenschaft: THC beeinflusst nicht die Dickdarmbewegungen bei Reizdarm
In einer kontrollierten klinischen Studie an der Mayo-Klinik in Rochester (USA) mit 63 Patienten, die an einem Reizdarm und Durchfall litten, verursachten niedrige Dronabinol-Dosen (2,5 oder 5 mg) keine Behandlungswirkungen auf die Passage der Nahrung im Magen, Dünndarm und Dickdarm. Bei Patienten mit einer bestimmten Variante des CB1-Rezeptorgens wurde eine leichte Verzögerung der Dickdarmpassage beobachtet. (Quelle: Wong BS, et al. Neurogastroenterol Motil, 30. Januar 2012 [im Druck])

Wissenschaft: Medizinische Cannabisgesetze reduzieren Selbstmordrate
Nach Angaben von US-Wissenschaftlern war die Verabschiedung medizinischer Cannabisgesetze in einigen US-Staaten mit einer Reduzierung der gesamten Selbstmordrate um 5 Prozent, mit einer 11-prozentigen Reduzierung der Selbstmordrate bei 20 bis 29 Jahre alten Männern und mit einer 9-prozentigen Reduzierung bei 30 bis 39 Jahre alten Männern verbunden. Die Schätzungen zum Zusammenhang zwischen der Legalisierung und Selbstmordraten bei den Frauen seien weniger genau. Die Autoren verwendeten staatliche Daten des Zeitraums 1990 bis 2007. (Quelle: Anderson DM, et al. High on life? Medical marijuana laws and suicide. Verfügbar unter: ftp.iza.org/dp6280.pdf)

Wissenschaft: Cannabis vergrößert nicht das Selbstmordrisiko bei Schizophrenen
Nach Forschungsergebnissen der Universität Queensland in Brisbane (Australien) mit 821 Personen, die an einer Schizophrenie litten, gab es eine signifikante Zunahme des Selbstmordrisikos bei Personen mit Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit, jedoch kein erhöhtes Risiko für Cannabismissbrauch/-abhängigkeit. (Quelle: McLean D, et al. Aust N Z J Psychiatry 2012;46(2):132-40.)

Wissenschaft: Erbrechen durch Cannabis
Forscher der Mayo-Klinik in Rochester (USA) berichteten von 98 Patienten mit Cannabis-Hyperemesis, Erbrechen aufgrund von Cannabis. Patienten wurden berücksichtigt, wenn sie in der Vorgeschichte wiederholtes Erbrechen ohne andere Ursachen für die Symptome aufwiesen, und vor dem Erbrechen Cannabis konsumiert worden war. Die meisten verwendeten Cannabis mehr als zwei Jahre lang, bevor die Symptome auftraten. Die Wirkung von Bädern mit heißem Wasser wurde bei 57 Patienten dokumentiert, und 52 von diesen Patienten gaben eine Linderung der Symptome durch heiße Bäder und heißes Duschen an. (Quelle: Simonetto DA, et al. Mayo Clin Proc 2012;87(2):114-9.)

Österreich: Zulassung von Sativex für multiple Sklerose
Der Cannabisextrakt Sativex des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals wurde in Österreich zur Behandlung der Spastik bei multipler Sklerose zugelassen. Die Markteinführung wird im Laufe des Jahres 2012 erwartet. Es wird in Österreich durch Almirall vermarktet. Sativex ist zurzeit in Großbritannien, Spanien, Deutschland, Dänemark, Kanada und Neuseeland als Medikament erhältlich. (Quelle: GW Pharmaceuticals vom 7. Februar 2012)

Wissenschaft: Die Aktivierung des CB1-Rezeptors kann eine diabetische Kardiomyopathie fördern
Nach tierexperimenteller Forschung am Nationalen Institut für den Alkoholmissbrauch und Alkoholismus in Bethesda (USA) fördert die Aktivierung des Cannabinoid-1-Rezeptors eine Fehlfunktion des Herzens, oxidativen Stress, Entzündung und Fibrose bei diabetischer Kardiomyopathie. Kardiomyopathie bezeichnet eine Verschlechterung der Herzmuskelfunktion. Die Wissenschaftler verwendeten ein Mausmodell für Typ-1-Diabetes-Kardiomyopathie. Sie folgerten, dass "eine Hemmung des CB1-Rezeptors nützlich bei der Behandlung diabetischer kardiovaskulärer Komplikationen sein könnte". (Quelle: Rajesh M, et al. Diabetes, 7. Februar 2012 [im Druck])

Wissenschaft: Curcumin aktiviert CB1-Rezeptoren
Nach tierexperimenteller Forschung an einer Universität in Teheran (Iran) führte eine vierwöchige Behandlung mit Curcumin, ähnlich wie beim klassischen Antidepressivum Amitryptilin, in einer dosisabhängigen Art und Weise zu einer anhaltenden Erhöhung der Konzentrationen des Nervenwachstumsfaktors (NGF) im Gehirn sowie von Endocannabinoiden. Diese Wirkung war durch den Cannabinoid-1-Rezeptor vermittelt. Curcumin ist ein Bestandteil von Curry. (Quelle: Hassanzadeh P, Hassanzadeh A. Neurochem Res, 7. Februar 2012 [im Druck])

Wissenschaft: Noladinether verstärkt die Motivation zur Nahrungsaufnahme
Nach Forschungsergebnissen der Universität Liverpool (Großbritannien) mit Ratten erhöht das Endocannabinoid Noladinether die Nahrungsaufnahme und die Motivation zu essen. Die Tiere erhielten Injektionen des Endocannabinoids, was die Nahrungsaufnahme innerhalb der folgenden zwei Stunden durch Aktivierung des CB1-Rezeptors erhöhte. (Quelle: Jones EK, Kirkham TC. Br J Pharmacol, 6. Februar 2012 [im Druck])

Wissenschaft: NADA induziert Zelltod Fibrose fördernder Zellen der Leber
Nach Forschungsergebnissen der Universität Bonn (Deutschland) induzierte das Endocannabinoid N-Arachidonoyldopamin (NADA) dosisabhängig einen Zelltod von menschlichen Sternzellen der Leber, jedoch nicht von normalen Leberzellen. Sternzellen sind die wichtigsten Fibrose auslösenden Zellen der Leber. Die Autoren folgerten, dass "die selektive Hemmung des Zelltods in HSC nahelegt, dass NADA ein neuer anti-fibrinogetischer Mediator ist". (Quelle: Wojtalla A, et al. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol, 2. Februar 2012 [im Druck])

Wissenschaft: CB2- Rezeptoren verbessern Symptome der Leberzirrhose
Nach Forschungsergebnissen der Nationalen Universität von Taipeh (Taiwan) reduzierte ein synthetischer CB2-Rezeptoragonist (JWH-015) den Blutdruck in der Pfortader, den Blutfluss in der Mesenterialarterie und die Fibrose bei Ratten mit Leberzirrhose. Dies könnte das Risiko von Blutungen in die Speiseröhre verringern. (Quelle: Huang HC, et al. Hepatology, 30. Januar 2012 [im Druck])

Wissenschaft: Cannabiskonsum und Dopamin-Freisetzung
Nach Forschungsergebnissen der Columbia-Universität in New York (USA) mit 16 Cannabiskonsumenten (durchschnittlich 517 Züge pro Monat) und 16 Kontrollpersonen ist Cannabiskonsum nicht mit der Freisetzung von Dopamin aus dem Striatum, eine bestimmte Gehirnregion, assoziiert. Allerdings war früher Konsumbeginn und starker Konsum mit einer geringeren Dopamin-Freisetzung assoziiert. (Quelle: Urban NB, et al. Biol Psychiatry, 28. Januar 2012 [im Druck])

Blick in die Vergangenheit

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