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IACM-Informationen vom 28. Oktober 2000

Wissenschaft: THC vermindert Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit HIV-Behandlung

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass 85 Prozent der Patienten, die Dronabinol (THC), den aktivsten Bestandteil der Cannabis-Pflanze, zusätzlich zu ihren antiretroviralen Medikamenten einnehmen, eine 50%ige Reduzierung von Übelkeit und Erbrechen erleben. Diese Ergebnisse wurden am 23. Oktober beim Fünften Kongress über die medikamentöse Behandlung der HIV-Infektion in Glasgow (Schottland) vorgestellt.

Übelkeit und Erbrechen sind häufige Nebenwirkungen antiretroviraler Medikamente zur Behandlung der HIV-Infektion. In der Studie wurden Marinol-Kapseln verwendet, die synthetisches Dronabinol in Sesamöl enthalten.

"Es hat sich gezeigt, dass Marinol bei Krebspatienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen, ein gutes Mittel gegen Übelkeit ist," erklärte Dr. Roger Anderson von Anderson Clinical Research in Pittsburgh, USA, der die Studie leitete. "Die Studie, die wir heute vorstellen, zeigt, dass Marinol auch bei Patienten, die im Zusammenhang mit ihrer HIV-Behandlung unter Übelkeit und Erbrechen leiden, wirksam sein kann. Das ist eine wichtige Erkenntnis, da Patienten häufig einzelne Dosen der retroviralen Medikamente wegen ihrer Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen auslassen."

An der Studie nahmen Patienten teil, die sich in einer antiretroviralen Dauerbehandlung befanden. Zufallsverteilt erhielten 27 Patienten entweder sechs Wochen lang zweimal täglich 2,5 mg Dronabinol innerhalb eine Stunde nach Einnahme ihrer antiretroviralen Medikamente (14 Patienten) oder 5,0 mg Dronabinol vor dem Einschlafen (13 Patienten). Zu Beginn der Studie und in den sechs darauffolgenden Wochen wurden die Patienten per Fragebogen danach befragt, wie viele Minuten sie sich in den letzten 48 Stunden nicht wohlgefühlt hatten, wie oft sie sich im gleichen Zeitraum übergeben mussten und wie heftig sie Übelkeit verspürten.

93% (13/14) der Patienten, die zweimal täglich Dronabinol erhielten, berichteten von einer mehr als 50%igen Verbesserung ihrer Symptome von Übelkeit und Erbrechen, und 77% (10/13) derjenigen, die das Medikament vor dem Einschlafen einnahmen, erlebten eine mehr als 50%ige Verbesserung. Die Schwere der Übelkeit verbesserte sich bei 96% (26/27) um mindestens eine Stufe und nach sechs Wochen traten in keiner der beiden Gruppen Fälle von schwerer oder sehr schwerer Übelkeit auf.

(Quelle: PRNewswire vom 23. Oktober 2000)

USA: Registrierung für medizinisches Marihuana in Oregon ist erfolgreich

In seinem ersten Jahr registrierte die Registrierungsstelle für medizinisches Marihuana in Oregon, USA, 594 Patienten (Mai1999 bis April 2000), und weitere 474 Patienten stellten seit Mai 2000 einen Antrag auf eine Berechtigungskarte.

Um die Bestimmungen des Beschlusses über medizinisches Marihuana, der 1998 von den Wählern angenommen wurde, zu erfüllen, müssen Patienten die Empfehlung eines Arztes besitzen und sich beim Amt für Gesundheitsversorgung von Oregon (ODHSHS, Oregon Department of Human Services Health Division) registrieren lassen.

"Oregon hat als erster Staat ein landesweites Registrierungssystem für Patienten eingerichtet," erklärte Dr. Martin Wassermann von der Verwaltung des ODHSHS. "Unser Rückblick auf das erste Jahr zeigt, dass das System wie geplant funktioniert. Eine beträchtliche Anzahl an Patienten und ihre Ärzte nutzen es, und es gab nur ein paar Fälle, bei denen Organe der Strafverfolgung Anfragen zu Patienten stellten."

Laut eines ODHSHS-Berichtes vom Oktober 2000:
- sind 70% der 594 registrierten Patienten männlich,
- beträgt das Durchschnittsalter 46, mit einer Spanne von 14 bis 87 Jahre,
- verwendeten 67 % der Patienten das medizinische Marihuana zur Linderung schwerer und chronischer Schmerzen
- stellten insgesamt 329 Ärzte Empfehlungen für die 594 Patienten aus.

(Quelle: NORML vom 26. Oktober 2000)

Kurzmeldungen

Wissenschaft:
Dr. Steven Goldberg, ein Pharmakologe am nationalen Institut für den Drogenmissbrauch in Baltimore (NIDA) der USA, und sein Team haben zum ersten Mal nachgewiesen, dass Affen trainiert werden können, sich durch Drücken eines Hebels selbst wiederholt THC, das intravenös in einer klaren Lösung gegeben wurde, zu verabreichen. Diese Lösung bringt das THC schnell ins Gehirn. Goldbergs Arbeitsgruppe schließt aus ihren Beobachtungen, die in Nature Neuroscience publiziert wurden, dass THC "ein so hohes Missbrauchspotential hat wie andere missbrauchte Drogen wie Kokain und Heroin." Dr. Martin Jarvis, Professor für Psychologie an der Universitätsklinik London erklärte, dass dies sicherlich eine Übertreibung sei. Im British Medical Journal sagte er, dass Missbrauch "ein Urteil ist, das besser durch Beobachtung von Mustern aktuellen menschlichen Konsums gewonnen wird". (Quellen: PRNewswire vom 15. Oktober 2000; Nature Neuroscience 2000;3:1073-4; British Medical Journal vom 21. Oktober 2000)

Europa:
Nach einem aktuellen Bericht der EURopäischen Union haben einer von fünf EU-Bürgern (oder 45 Millionen) einmal in ihrem Leben Cannabis probiert, während es unter den 18jährigen EU-Bewohnern 40 Prozent sind. 3 Prozent der dänischen Erwachsenen, 1 Prozent der Schweden und 9 Prozent der Briten, die die Liste anführen, erklärten, im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert zu haben. Der EU-Bericht kommt zum Schluss, dass die jeweilige nationale Drogenpolitik die Zahlen weniger beeinflusst als die Drogenhandelswege. (Quelle: M2 Communications Ltd vom 28. Oktober 2000)

Deutschland:
Ein Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 27. Oktober nennt das Cannabis-Verbot einen "kollektiven Irrweg". Im Resümee erklärt der Autor, Dr. Carl Nedelmann: "Die medizinischen Argumente, die zur Aufrechterhaltung des Cannabis-Verbotes verwendet worden sind, stammen aus Befunden schwerer Pathologie. (...) Schäden, die Cannabis anrichtet sind [jedoch] leicht, selten und flüchtig." (Quelle: Nedelmann C: Das Verbot von Cannabis ist ein "kollektiver Irrweg". Deutsches Ärzteblatt 2000;97:A2833-2837)

Blick in die Vergangenheit

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Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.

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