[Zurück zur Übersicht]  [Zur IACM Startseite]


IACM-Informationen vom 13. Mai 2000

Wissenschaft/Deutschland: Klinische Studie zu THC beim Tourette-Syndrom

An der Medizinischen Hochschule Hannover hat Ende April unter der Leitung von Dr. Kirsten Müller-Vahl eine weitere Studie zur Wirksamkeit von THC beim Tourette-Syndrom begonnen. Bisher sind 15 Patienten in die Studie aufgenommen worden.

Insgesamt sollen 24 Tourette-Patienten über einen Zeitraum von 6 Wochen behandelt werden. 12 Patienten sollen randomisiert THC (Marinol) erhalten, die anderen 12 Teilnehmer Placebokapseln, ohne dass den Studienteilnehmern bekannt ist, welche Substanz sie einnehmen. Die Dosierung erfolgt einschleichend mit 2,5 mg pro Tag, dann alle drei Tage Dosissteigerung um 2,5 mg bis maximal 10 mg. Dabei besteht die Möglichkeit zur individuellen Dosisanpassung zwischen 2,5, 5, 7,5 und 10 mg pro Tag. Die Dosierung erfolgt einmal täglich zum Frühstück oder zum Mittagsessen.

Ziel der Studie ist es einerseits, den Effekt von THC auf verschiedene Symptome des Tourette-Syndroms (Tics, Zwänge, Angst, Depression) zu untersuchen, und andererseits mögliche Nebenwirkungen auf die Hirnleistung (z.B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Konzentration, Reaktionsgeschwindigkeit) zu erfassen. Das Studienende ist für November 2000 geplant.

Die aktuelle Studie folgt einer im letzten Jahr durchgeführten Pilotstudie, in der gezeigt werden konnte, dass die Einmalgabe von THC im Vergleich zu Placebo zu einer signifikanten Abnahme von Tics und Zwängen bei 12 Patienten führte.

(Quelle: Persönliche Mitteilungen, Kirsten Müller-Vahl; Müller-Vahl KR, et al. Neurologische Bewegungsstörungen. In: Grotenhermen F (Hrsg.): Cannabis und Cannabinoide: Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potential. Bern: Huber-Verlag, 2000, im Druck)

Kanada: Gesundheitsministerium sucht Quelle für Versorgung mit Marihuana

Am 5. Mai veröffentlichte das Gesundheitsministerium eine Aufforderung für Vorschläge zur Einrichtung einer kanadischen Quelle für qualitativ hochwertiges, standardisiertes, erschwingliches, für Forschung geeignetes Marihuana. Es hofft in diesem Sommer einen 5-Jahresvertrag abschließen zu können. Vorschläge können bis zum 6. Juni erfolgen.

Das Marihuana wird für klinische Studien benötigt, um wissenschaftliche Informationen über die Sicherheit und Wirksamkeit der Droge zur Linderung von Symptomen, die nicht auf zur Zeit verfügbare Medikamente ansprechen, zu sammeln.

Von dem gesuchten Lieferanten wird vor allem erwartet, dass er eine Einrichtung für Anbau, Verarbeitung, Herstellung und Lagerung von Marihuana in Kanada aufbaut und unterhält, Laboruntersuchungen und Qualitätskontrolle des Marihuanas während des Produktionszyklus durchführt, Marihuanaprodukte und Rohmaterial herstellt, verpackt, etikettiert und lagert, Marihuanaprodukte an durch das Gesundheitsministerium autorisierte Empfänger verteilt. Weitere Informationen unter: www.merx.cebra.com.

Es gibt weitere Fortschritte bei den Forschungsinitiativen. Vertreter der Gemeindeforschungsinitiative von Toronto und des kanadischen HIV-Studiennetzwerkes sind in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium dabei, die Erstellung eines Forschungsprotokoll abzuschließen. Zudem hat der medizinische Forschungsrat (Medical Research Council, MRC) im März 2000 Forschungsvorschläge erhalten.

Bisher wurde es 37 Kanadiern gestattet, Marihuana für medizinische Zwecke zu besitzen und anzubauen. Die Ausnahmeerlaubnis wurde nach Kapitel 56 des Betäubungsmittelgesetzes vom Gesundheitsminister erteilt. Das Gesundheitsministerium hat bereits einige Leitlinien für einen entsprechenden Antrag aufgestellt, inklusive Verbesserungen des Antragsformulars. Informationen unter: www.hc-sc.gc.ca/hpb-dgps/therapeut

(Quelle: Informationen zu Cannabis von Health Canada vom 5 Mai. 2000)

Wissenschaft: Erste Ausgabe des Journal of Cannabis Therapeutics

Die erste Ausgabe des Journal of Cannabis Therapeutics (JCT) wird in Kürze erscheinen, verlegt von Haworth Press und herausgegeben von Dr. Ethan Russo.

Aus dem Inhalt

Freiexemplare sind erhältlich auf Anfrage bei:
Haworth Press
10 Alice Street
Binghamton, NY 13904-1580
USA

Kurzmeldungen

Deutschland:
Die ersten Patienten, die beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen Antrag auf Gewährung einer Erlaubnis zur medizinischen Verwendung von Cannabis beantragt haben, haben vom BfArM ein Schreiben erhalten, nach denen ihr Antrag keine Aussicht auf Erfolg habe. Dr. Franjo Grotenhermen: "Wir empfehlen den Antragstellern, auf einem rechtsmittelfähigen Bescheid zu bestehen und sich zudem in dieser Frage an die ACM-Geschäftsstelle zu wenden." Tel.: 0221-9123033.

Wissenschaft/USA:
Die amerikanische Arzneimittelbehörde (Food and Drug Administration, FDA) hat Atlantic Technology Ventures den Start klinischer Forschung mit CT-3 gestattet. Die Firma erklärte, dass das klinische Forschungszentrum Aster in Paris die erste klinische Studie mit CT-3 in EURopa durchführen werde. Diese Phase-I-Studie wird an Freiwilligen durchgeführt und soll in diesem Monat beginnen. CT-3 ist eine schmerz- und entzündungshemmende Substanz, ein synthetischer Abkömmling eines THC-Stoffwechselproduktes. (Quelle: PRNewswire vom 10. Mai 2000; siehe auch: ACM-Informationen vom 15. April 2000)

Großbritannien:
Ministerin Mo Mowlam erklärte am 10. Mai 2000, sie hoffe, das Cannabis bald für die medizinische Verwendung legalisiert werde. Während einer Fragestunde im Unterhaus fragte Dr. Jenny Tonge (Liberaldemokraten): "Wann hört die Regierung damit auf, aus Leuten mit chronischen neurologischen und schmerzhaften Erkrankungen Kriminelle zu machen, und erlaubt die Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken?" Frau Mowlan antwortete: "Wir untersuchen das. Es gibt wissenschaftliche Forschung, die kurz vor dem Abschluss steht. (...) Ich kann ihnen nicht genau die Frage nach dem 'wann' beantworten. Aber wie Sie hoffe ich, dass es bald ist." (Quelle: PA News vom 10. Mai 2000)

USA:
Vizepräsident Al Gore sagte am 11. Mai, dass es bessere Alternativen zur medizinischen Verwendung von Marihuana gebe. Beim Besuch einer Highschool sagte er zur medizinischen Verwendung von Marihuana, dass dies "nach exakter Wissenschaft" entschieden werden sollte. "Heute zeigt die Wissenschaft mir oder den Experten, deren Urteil ich vertraue, nicht, dass es die richtige Medizin für Schmerzen ist, und dass es keine bessere Alternative in jeder Situation ist. (...) Aber wenn die Wissenschaft jemals zeigt, dass es das ist, dann sollte das das Ergebnis bestimmen." (Quelle: AP vom 11. Mai 2000)

Blick in die Vergangenheit

Vor einem Jahr

Vor zwei Jahren

[Zurück zur Übersicht]  [Zur IACM Startseite]


up

Veranstaltungen 2020

Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.

IACM-Konferenz 2022

Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.

Members only

Regular members can sign up for the new member area of the IACM to access exclusive content.

You need to become a regular member of the IACM to access the new member area.

IACM on Twitter

Follow us on twitter @IACM_Bulletin where you can send us inquiries and receive updates on research studies and news articles.