[Zurück zur Übersicht]  [Zur IACM Startseite]


IACM-Informationen vom 31. Oktober 1998

USA: Referendum bei Novemberwahlen über medizinische Verwendung von Marihuana

In vier Staaten der USA (Alaska, Nevada, Oregon, Washington) und im District von Colombia (Washington D.C.) werden die Wähler im Rahmen der Kongresswahlen am 3. November die Möglichkeit haben, über Initiativen zur Legalisierung von Marihuana für die arzneiliche Nutzung durch Schwerkranke abzustimmen.

In Kalifornien und Arizona waren im November 1996 ähnliche Referenden von den Wählern angenommen worden, sie wurden jedoch nicht oder kaum wirksam. In Kalifornien haben die bundesstaatlichen Behörden grosse Anstrengungen unternommen, um den Verkauf von Marihuana an Personen mit einem ärztlichen Rezept zu verhindern. In Arizona wurde das Referendum vom staatlichen Gesetzgeber blockiert, als klar wurde, dass es Ärzten erlaubt, 116 weitere Drogen, darunter LSD, Heroin und PCP, zu verschreiben.

Jim Gonzalez von 'Americans for Medical Rights' (Amerikaner für medizinische Rechte), welche die Initiativen koordiniert, sagte, die Organisatoren hätten von den Referenden in Kalifornien und Arizona gelernt. Es seien diesmal Abstimmungstexte erarbeitet worden, die die Aufmerksamkeit des Wählers deutlicher auf den möglichen Nutzen einer kontrollierten Verwendung von Marihuana durch Schwerkranke fokussieren. Sie seien so gestaltet worden, um die Kontroverse um das Thema zu verringern und die Bundesbehörden nicht herauszufordern.

Dennoch sagen die Kritiker weiterhin, dass die Bewegung zur medizinischen Verwendung von Marihuana den Drogenkonsum und kriminelles Verhalten fördere, indem es jungen Leuten die Tür öffne zu dem, was ein Richter "den Kindergarten der Drogenindustrie" nannte. Die Clinton Administration wendet sich kompromisslos gegen die Initiativen. Bundesvertreter fürchten, dass die Initiativen für die medizinische Verwendung von Marihuana die Programme zur Drogenprävention untergraben. "Um es deutlich zu sagen, diese Initiativen würden zu einer Quasi-Legalisierung von Marihuana führen," erklärte Barry McCaffrey, Drogenbeauftragter des Weissen Hauses, am 27. Oktober.

Don Fratello, Sprecher der 'Americans for Medical Rights' (AMR), erklärte, seine Gruppe hoffe, in der Zukunft weitere Initiativen in anderen Staaten zur Abstimmung zu bringen. "Das Ziel ist die Änderung der nationalen Politik, aber wir wissen, dass wir mehr Schlachten in den Jahren 1999 und 2000 gewinnen müssen, bevor das passiert," sagte Fratello, dessen Gruppe 2 Millionen Dollar in die Unterstützung der staatlichen Initiativen investiert hat. AMR wird von drei Multimillionären finanziert, Finanzmann George Soros, Versicherungsmagnat Peter Lewis und John Sperling, Besitzer einer erfolgreichen Kette von Erwachsenenbildungszentren.

(Quellen: Reuters vom 28. und 29. Oktober 1998, San Francisco Examiner vom 28. Oktober 1998)

Kurzmeldungen

USA:
Städtische Beamte der Stadt Oakland riefen am 21. Oktober einen Notfallzustand aus, nachdem die Oakland Cannabis Buyers Kooperative am 19. Oktober auf Beschluss der Bundesbehörden schliessen musste. Dieser Beschluss des Stadtrates stellt den jüngsten Schritt in der Auseinandersetzung zwischen den Bundesbehörden und den Unterstützern von Proposition 215 dar, dem Referendum aus dem Jahre 1996, mit dem die Wähler von Kalifornien für die medizinische Nutzung von Marihuana gestimmt hatten. Die knappe 5 zu 4-Entscheidung des Stadtrates erlaubt den Beamten die Entwicklung anderer Möglichkeiten zum Verkauf von Marihuana an Menschen, die die Droge nun nicht länger beim Oakland Cannabis Klub kaufen können.
(Quellen: Reuters vom 21. Oktober 1998, AP vom 22. Oktober 1998)

Kanada:
Ein Mann aus Saskatchewan, der für das Recht auf die Verwendung von Marihuana für arzneiliche Zwecke kämpft, wurde eine Gefängnisstrafe erspart. Grant Krieger, der an multipler Sklerose leidet, war im Juni des Besitzes von Marihuana zum Zwecke des Handeltreibens überführt worden. Dieses Vergehen wird normalerweise mit Gefängnis bestraft, aber Richter Robert Davie verhängte am 21. Oktober eine Geldstrafe von 500 Dollar.
(Quelle: Toronto Star vom 22. Oktober 1998)

Deutschland:
Die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin hat eine Unterschriftenaktion gestartet zur Unterstützung der Petition der Selbsthilfegruppe Cannabis als Medizin in Berlin vom 25. März 1998. Darin wird die Unterstützung der klinischen Forschung, die Möglichkeit, natürliche Cannabisprodukte und THC auf einem Rezept in jeder Apotheke zu erhalten, sowie die Möglichkeit, mit einer ärztlichen Bescheinigung Marihuana anzubauen, gefordert. Die Petition wurde am 29. September vom parlamentarischen Petitionsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses unterstützt. Der Berliner Petitionsausschuss will nun den Bundespetitionsausschuss einschalten, an den die Unterschriftenlisten geschickt werden sollen.

Australien:
Autofahrer, die Marihuana konsumieren, verursachen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit als betrunkene Fahrer und als drogenfreie Fahrer Verkehrsunfälle. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der pharmakologischen Abteilung der Universität Adelaide und von 'Transport Südaustralien' mit 2.500 Fahrern, die bei Unfällen verletzt wurden. Die Wissenschaftler analysierten Blutproben und verwendeten Polizeiberichte über jeden Unfall, um zu ermitteln, ob der verletzte Fahrer den Unfall verschuldet hatte. So sollte ermittelt werden, ob Cannabis und andere Drogen eine grosse Rolle bei Verkehrsunfällen spielen. Drogenfreie Fahrer verursachten die Unfälle in 53,5 Prozent der Fälle, während verletzte Fahrer mit Blutalkoholkonzentrationen von mehr als 0,5 Prozent in nahezu 90 Prozent schuldhaft am Unfall beteiligt waren. Fahrer mit Spuren von Tranquilizern im Blut im Bereich oder über der therapeutischen Konzentration waren in nahezu 70 Prozent schuldhaft beteiligt. Fahrer mit Cannabis im Blut wiesen mit 50,6 Prozent sogar eine geringere Wahrscheinlichkeit einer schuldhaften Beteiligung als völlig nüchterne Fahrer auf.
(Quelle: Australische AP vom 20. Oktober 1998)

Afrika/Welt:
In ihrem gerade veröffentlichten Bericht für 1998 hat das Observatoire Geopolitiques des Drogues (OGD - Geopolitisches Observatorium für Drogen) darauf hingewiesen, dass Afrika eine zunehmend wichtige Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel werde. In der Folge der ökonomischen Krise im Allgemeinen und der Krise in der Landwirtschaft im Besonderen, werde immer mehr Cannabis kultiviert. Cannabis werde weltweit auf etwa 35.000 Hektar angebaut mit einem Gesamtertrag von etwa 22.000 Tonnen und einem Strassenwert von etwa 4,2 Milliarden Dollar, sagt der OGD-Bericht.
(Quelle: COMTEX Newswire vom 19. Oktober 1998)

[Zurück zur Übersicht]  [Zur IACM Startseite]


up

Veranstaltungen 2020

Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.

IACM-Konferenz 2022

Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.

Members only

Regular members can sign up for the new member area of the IACM to access exclusive content.

You need to become a regular member of the IACM to access the new member area.

IACM on Twitter

Follow us on twitter @IACM_Bulletin where you can send us inquiries and receive updates on research studies and news articles.