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IACM-Informationen vom 20. August 2016

Kanada: Die Regierung erlaubt Patienten, ihr eigenes Cannabis anzubauen

Medizinischen Cannabispatienten wird es erlaubt sein, eine begrenzte Menge Cannabis für den eigenen Bedarf anzubauen oder jemanden zu bestimmen, der es für sie anbaut. Dies erklärte die kanadische Regierung am 11. August. Die Regierung hatte 6 Monate Zeit, um die Bedingungen eines Bundesgerichts zu erfüllen. Das Gericht hatte das frühere Verbot des Selbstanbaus von Cannabis durch Patienten zu Fall gebracht.

Das kanadische Gesundheitsministerium erklärte, dass medizinische Cannabispatienten weiterhin die Möglichkeit hätten, Cannabis von einem der 34 durch die Regierung lizenzierten Produzenten zu kaufen. Es wiederholte jedoch, dass Läden, die Cannabis verkaufen, allgemein bekannt als Verteilungsstellen oder Compassion Clubs, nicht autorisiert seien, Cannabis für medizinische oder andere Zwecke zu verkaufen. Premierminister Justin Trudeau erklärte, die Regierung werde die Legalisierung für den Freizeitkonsum, wie versprochen, im Frühjahr 2017 umsetzen.

Reuters vom 11. August 2016

Wissenschaft/Mensch: THC könnte nützlich bei der Behandlung von Kindern mit Spastik sein

Bei der Mehrheit von schwer kranken Kindern zeigte die Behandlung mit THC viel versprechende Wirkungen bei behandlungsresistenter Spastik. Das ist das Ergebnis von Beobachtungen von Wissenschaftlern der Universität Düsseldorf, die im EURopean Journal of Paediatric Neurology veröffentlicht wurden. Sechzehn Kinder, Heranwachsende und junge Erwachsene mit komplexen neurologischen Erkrankungen mit Spastik (im Alter zwischen 1,3 und 26,6 Jahren) wurden durch ein spezialisiertes pädiatrisches Palliativversorgungsteam zwischen 2010 und 2015 zu Hause mit THC behandelt.

Es wurden Tropfen einer öligen THC-Lösung (Dronabinol) verabreicht. Eine viel versprechende therapeutische Wirkung wurde vor allem aufgrund des Verschwindens oder einer deutlichen Verbesserung einer schweren therapieresistenten Spastik (n = 12) gesehen. In 2 Fällen konnte die Wirkung nicht bestimmt werden, und 2 Patienten erfuhren keinen Nutzen. Die mediane Dauer der Behandlung war 181 Tage (Spanne: 23 bis 1429 Tage). Die Dosen zur Erzielung einer therapeutischen Wirkung variierten zwischen 0,08 und 1,0 mg THC pro kg Körpergewicht, mit einem Median von 0,33 mg/kg täglich bei Patienten mit einem dokumentierten therapeutischen Effekt. Wenn das Medikament nach einem stufenweise gesteigerten Dosisschema verabreicht wurde, waren Nebenwirkungen selten und bestanden aus Erbrechen und Unruhe (jeweils ein Patient). Die Autoren folgerten, dass „bei der Mehrheit der pädiatrischen Palliativpatienten eine Behandlung mit Dronabinol viel versprechende Wirkungen bei therapieresistenter Spastik zeigte“.

Kuhlen M, Hoell JI, Gagnon G, Balzer S, Oommen PT, Borkhardt A, Janßen G. Effective treatment of spasticity using dronabinol in pediatric palliative care. EUR J Paediatr Neurol, 30. Juli 2016 [Im Druck]

Spanien: Erstes Treffen der spanischen Beobachtungsstelle für medizinisches Cannabis

Am 20. September 2016 wird die Spanische Beobachtungsstelle für Medizinisches Cannabis (Observatorio Español de Cannabis Medicinal, OECM) offiziell bei einer Veranstaltung vorgestellt, die führende nationale und internationale Experten bei der Erforschung der therapeutischen Eigenschaften der Cannabispflanze zusammenbringt. Der Kongress wird im Auditorium des CaixaForum Madrid stattfinden.

Die OECM wurde im Oktober 2015 gegründet, mit dem Ziel, Aktivitäten und Projekte zu fördern, zu koordinieren und zu implementieren, die darauf abzielen, das Wissen über die Eigenschaften und die medizinische Verwendung von Cannabis und seiner Bestandteile zu verbessern. Mitglieder der OECM sind Forscher, Ärzte und Patientenorganisationen. Die Vorstandsmitglieder sind Carola Pérez, Javier Pedraza Valiente, Cristina Sánchez, Guillermo Velasco, Manuel Guzmán, José Martínez Orgado, Ekaitz Agirregoitia Marcos, José Carlos Bouso und Joan Parés Grahit.

Observatorio Español de Cannabis Medicinal

Kurzmeldungen

USA: Wähler in fünf Staaten werden im November über Gesetze zu medizinischem Cannabis abstimmen
Es wird erwartet, dass die Wähler von Arkansas, Florida, Missouri, Montana und North Dakota im November über Gesetzesvorlagen zur medizinischen Verwendung von Cannabis entscheiden werden. Wähler in Arizona, Kalifornien, Maine, Massachusetts und Nevada werden über Gesetze zum Freizeitkonsum abstimmen.
2016 cannabis-related ballot proposals

USA: Die Regierung beendet ihr Monopol beim Cannabisanbau für medizinische Forschung
Die Bundesregierung beendet ihr Jahrzehnte altes Monopol bei der Cannabisproduktion für medizinische Forschung. Die Drogenbehörde DEA (Drug Enforcement Administration) kündigte am 11. August an, dass sie sich an die veränderten Zeiten anpassen werde. Die Behörde erklärte, sie werde damit beginnen, Forschern und pharmazeutischen Unternehmen die Verwendung von Cannabis zu erlauben, die an anderen Orten als in der gut geschützten Einrichtung an der Universität von Mississippi angebaut wurden.
Los Angeles Times vom 11. August 2016

Wissenschaft/Tier: Cannabinoide reduzieren den Verlust von Nervenzellen nach epileptischen Anfällen
In Studien mit Ratten, bei denen ein Status epilepticus induziert worden war, erhöhte das synthetische Cannabinoid WIN 55,212-2, das ähnliche Wirkungen wie THC hat, das Überleben der Tiere und reduzierte den Zellverlust in einer bestimmten Hirnregion (Hippocampus). Das Cannabinoid reduzierte auch die Zahl der Anfälle.
Institut für höhere Nervenaktivität und Neurophysiologie, Russische Akademie der Wissenschaften, Moskau, Russland.
Suleymanova EM, et al. Neuroscience, 9. August 2016 [Im Druck]

USA: Die Bundesregierung darf kein Geld für die Verfolgung von Patienten ausgeben, wenn der Patient in Übereinstimmung mit staatlichen Richtlinien handelt
Das Bundesjustizministerium darf kein Geld für Cannabisfälle des Bundes ausgeben, wenn die Angeklagten in Übereinstimmung mit staatlichen Richtlinien gehandelt haben, die den Verkauf der Droge für medizinische Zwecke erlauben. Dies urteilte ein Bundesberufungsgericht am 16. August.
Reuters vom 17. August 2016

Wissenschaft/Mensch: Die schmerzlindernden Wirkungen von THC könnten bei Männern stärker sein als bei Frauen
In einer Studie mit 21 gesunden Männern und 21 Frauen, die an einem Experiment für akuten Schmerz teilnahmen (durch Eintauchen der Hände in kaltes Wasser), reduzierte Cannabis signifikant die Schmerzempfindlichkeit bei den männlichen Teilnehmern, jedoch nicht bei den Frauen. In beiden Gruppen verursachte Cannabis eine Zunahme der psychischen Effekte.
Staatliches Psychiatrisches Institut von New York und Klinik für Psychiatrie, Medizinische Fakultät der Columbia Universität, New York, USA.
Cooper ZD, et al. Drug Alcohol Depend, 5. August 2016 [im Druck]

Wissenschaft/Tier: Cannabigerol könnte den Appetit anregen
Bei Ratten führte die Verabreichung des Pflanzencannabinoids CBG (Cannabigerol) zu einem verstärkten Appetit, ohne jede Nebenwirkungen.
School of Psychology and Clinical Language Sciences, Universität von Reading, Großbritannien.
Brierley DI, et al. Psychopharmacology (Berl), 9. August 2016 [im Druck]

Wissenschaft/Tier: CBDA könnte die Aggressivität von Brustkrebs reduzieren
Wissenschaftler untersuchten die Mechanismen, durch den Cannabidiol-Säure (CBDA) die Expression von COX-2 (Zyklooxygenase-2) in einer bestimmten Brustkrebs-Zelllinie reduzieren könnte. Sie hatten vorher gezeigt, dass CBDA die Wanderung und damit die Metastasenbildung bei diesen Krebszellen hemmt.
Fakultät für Pharmazeutische Wissenschaften, Internationale Universität von Hiroschima, Japan.
Takeda S, et al. J Nat Med, 16. August 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier: Beta-Caryophyllen wirkt nervenschützend in einem Tiermodell des Morbus Parkinson
In einem Rattenmodell des Morbus Parkinson schwächte Beta-Caryophyllen die Konzentrationzunahme entzündungsfördernder Zytokine und Entzündungsmediatoren ab. Aus ihrer Studie folgerten die Wissenschaftler, dass dieses Terpen, das in Cannabis, Pfeffer und anderen Pflanzen vorkommt, „eine potentielle therapeutische Wirksamkeit besitzt, indem es einen signifikanten Nervenschutz durch seine entzündungshemmenden und antioxidativen Wirkungen ausübt, die durch die Aktivierung von CB2-Rezeptoren vermittelt werden“.
Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Universität der Vereinigten Arabischen Emirate, Al Ain, Vereinigte Arabische Emirate.
Javed H, et al. Front Neurosci 2016;10:321.

Wissenschaft/Tier: Das Endocannabinoidsystem ist an der Regulierung des Blutdrucks beteiligt
Forschung legt nahe, dass es einen Austausch zwischen Komponenten des Renin-Angiotensin-Systems, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks spielt, und dem Endocannabinoidsystem in Astrozyten von spontan hypertensiven Ratten gibt. Die Wissenschaftler stellten fest, dass „die Konsequenz eines solchen Austausches ein potenziell reduzierter Endocannabinoidtonus im Hirnstamm bei Zuständen von Hochdruck sein könnte“.
Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, Pharmazeutische Fakultät, Nova Southeastern University, Fort Lauderdale, USA.
Haspula D, et al. J Neurochem, 16. August 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Zellen: Die Wirkung des Cannabinoidrezeptor-Interacting-Proteins 1a auf CB1-Rezeptoren
Das Cannabinoidrezeptor-Interacting-Protein 1a (CRIP1a) bindet an den CB1-Rezeptor und verändert dessen neuronale Funktion. Eine neue Studie zeigt, dass eine hohe Konzentration von CRIP1a in der Lage ist, die Reduzierung von CB1-Rezeptoren auf der Zelloberfläche durch CB1-Rezeptoragonisten abzuschwächen.
Institut für Physiologie und Pharmakologie, Gesundheitswissenschaften der Wake Forest Universität, Winston-Salem, USA.
Blume LC, et al. J Neurochem, 11. August 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Zellen: THCV könnte Entzündungen reduzieren
Das Pflanzencannabinoid Tetrahydrocannabivarin (THCV) hemmt die Nitrit-Produktion in Makrophagen, einer bestimmten Form von Immunzellen. Diese Wirkung könnte Entzündungen reduzieren und wird durch die Aktivierung des CB2-Rezeptors vermittelt.
Institut für Pharmazie, Universität von Neapel Federico II, Italien.
Romano B, et al. Pharmacol Res, 3. August 2016 [im Druck]

Wissenschaft/Tier: Agonisten des CB1-Rezeptors, die nicht ins Gehirn eindringen, könnten neuropathische Schmerzen lindern
In einem Rattenmodell für neuropathische Schmerzen linderten Moleküle, die an den CB1-Rezeptor binden, aber nicht die Blut-Hirn-Schranke überwinden und daher keine psychologischen Nebenwirkungen verursachen, Schmerzen. Die Autoren schrieben, dass „diese Klasse von CB1R-Agonisten eine wirksame Behandlung neuropathischer Schmerzen verspricht“.
Zentrum für die Entdeckung von Arzneimitteln, Research Triangle Institute , Research Triangle Park, USA.
Seltzman HH, et al. J Med Chem, 10. August 2016 [Im Druck]

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