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IACM-Informationen vom 16. April 2016

Australien: Victoria ist der erste Staat, der die medizinische Verwendung von Cannabis legalisiert

Victoria ist der erste Staat in Australien, der die Verwendung von medizinischem Cannabis legalisiert. Kinder mit schwerer Epilepsie werden die Ersten sein, die im Jahr 2017 einen Zugang zu der Droge bekommen sollen. Dies erklärte die Gesundheitsministerin von Victoria, Jill Hennessy, nachdem das Gesetz „Access to Medicinal Cannabis“ vom Parlament verabschiedet worden war. Das Gesetz ermöglicht die Produktion, Versorgung und den Zugang zu medizinischen Cannabisprodukten im Staat.

„Wir beginnen mit diesen Kindern mit schwerer Epilepsie, deren Leben nachweislich so erheblich verbessert werden konnte, weil wir wissen, dass es diese Kinder oft nicht bis ins Erwachsenenalter schaffen“, erklärte Frau Hennessy. „Ich denke einfach, dass es in diesen Tagen und in diesem Zeitalter unfair und nicht akzeptabel ist, von Eltern zu verlangen, zwischen der Befolgung des Gesetzes und dem Handeln im besten Interesse ihres Kindes zu entscheiden“, sagte sie. Frau Hennessy erklärte, dass der Zugang zur Droge – verfügbar in einer Anzahl von Zubereitungen, inklusive Tinkturen, Ölen, Kapseln, Sprays und verdampften Flüssigkeiten – langsam aufgebaut werden würde und schließlich für die Palliativbehandlung und Patienten mit HIV verfügbar gemacht wird.

ABC News vom 12. April 2016.

Deutschland: Bundesverwaltungsgericht verpflichtet Bundesgesundheitsministerium zur Erteilung von Erlaubnissen für den Anbau von Cannabis für persönliche medizinische Zwecke

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am 6. April das Bundesgesundheitsministerium dazu verurteilt, einem 52-jährigen Mann mit Multipler Sklerose aus Mannheim eine Erlaubnis zum Anbau von Cannabis zu erteilen. Das Urteil vom 6. April ist von grundsätzlicher Bedeutung. Alle Patienten, die bisher eine Ausnahmeerlaubnis zur Verwendung von Cannabisblüten aus der Apotheke besitzen, zur Zeit etwa 600, sich die Cannabisblüten finanziell aber nicht leisten können, können nun Anträge auf den Anbau von Cannabis stellen. In seiner Pressemitteilung schreibt das Gericht: „Die Behandlung des schwer kranken Klägers mit selbst angebautem Cannabis liegt hier ausnahmsweise im öffentlichen Interesse, weil (…) ihm gegenwärtig kein gleich wirksames und für ihn erschwingliches Medikament zur Verfügung steht.“

Da dieses Urteil erwartet worden war, hat die Bundesregierung am 7. Januar 2016 einen Gesetzentwurf vorgelegt, der eine staatliche Cannabisagentur aufbauen soll, die den Anbau und die Verteilung von Cannabis an Apotheken regelt. Danach würden mehr Patienten einen regulierten Zugang zu der Droge auf Rezept und unter Voraussetzungen, die in der Vorlage beschrieben werden, eine Kostenerstattung durch die Krankenkasse erhalten. Durch die Verpflichtung der Krankenkassen auf Kostenerstattung möchte man vermeiden, dass Patienten Cannabis selbst anbauen müssen und dürfen. Es ist damit zu rechnen, dass die Bundesregierung die Verabschiedung des Gesetzes nun forcieren wird, um das aktuelle Urteil nicht umsetzten zu müssen.

Pressemitteilung des Bundesverwaltungsgerichts vom 6. April 2016.

USA: Pennsylvania wird die medizinische Verwendung von Cannabis legalisieren

Pennsylvania wird wahrscheinlich der 24. Staat der USA, der die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert, nachdem staatliche Gesetzgeber am 13. April einen Gesetzesentwurf angenommen haben, zu dem Gouverneur Tom Wolf seine Unterzeichnung zugesichert hatte. Der Gesetzentwurf wird die Verwendung von Cannabisöl und -extrakten erlauben, während das Rauchen der Droge weiterhin verboten sein soll. Sie soll verwendet werden, um Symptome einer langen Liste von Erkrankungen, inklusive Autismus, epileptische Krämpfe und Übelkeit aufgrund einer Chemotherapie, zu behandeln oder zu lindern.

Der Gesetzentwurf, der mit 149 zu 46 Stimmen im staatlichen Repräsentantenhaus angenommen wurde, baut eine Infrastruktur für den Anbau, die Verteilung, die Regulierung und die Besteuerung von medizinischem Cannabis auf. „Marihuana ist Medizin und sie kommt nach Pennsylvania“, erklärte der staatliche Senator Daylin Leach, ein Demokrat aus Philadelphia, nach der Abstimmung. „Kinder mit therapierefraktärer Epilepsie, Veteranen mit posttraumatischer Belastungsstörung, Großeltern mit Krebs und Tausende andere Bürger von Pennsylvania werden schließlich die Hilfe bekommen, die sie benötigen.“

Reuters vom 14. April 2016.

Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum war mit weniger Todesfällen nach Herzinfarkt verbunden

Cannabiskonsum war mit einer reduzierten Todesrate im Krankenhaus nach einem Herzinfarkt assoziiert. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Universität von Colorado in Aurora (USA), in der 3854 Patienten, die Cannabis konsumierten, mit 1.263.897 Patienten ohne Cannabiskonsum verglichen wurden. Sie analysierten Krankenhausakten aus 8 Staaten zu akuten Myokardinfarkten (AMI). Klinische Profile und Behandlungsverläufe von Patienten mit Cannabiskonsum wurden mit Patienten ohne Angabe eines Cannabiskonsums verglichen. Patienten, die älter als 70 Jahre alt waren, und solche, die einen Konsum von Kokain, Methamphetamin oder Alkohol angaben, wurden von der Untersuchung ausgeschlossen.

Es gab keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich Tod, Herzstillstand und Schock. Allerdings wiesen Patienten, die Cannabis konsumierten, ein etwas reduziertes Risiko, im Krankenhaus zu sterben (OR 0,83), auf. Die Autoren schrieben: „Wir berichten über einige neue Beobachtungen hinsichtlich der Wirkungen von Marihuanakonsum auf Behandlungsergebnisse nach AMI. Am überraschendsten scheint es so zu sein, dass Marihuanakonsum mit einer geringeren Mortalität nach AMI verbunden ist.“

Johnson-Sasso CP, Kao D, Walker LA. Marijuana use and short-term outcomes in patients hospitalized for acute myocardial infarction. J Am Coll Cardiol 2016;67(13_S):569-569.

Kurzmeldungen

Wissenschaft/Mensch: Übersicht des Nationalen Krebsinstituts der USA zu Cannabis und Krebs
Das Nationale Krebsinstitut der USA machte detaillierte Informationen zu Cannabis und Cannabinoiden für Patienten und Beschäftigte im Gesundheitswesen frei verfügbar.
Cannabis und Cannabinoide (Physician Data Query): Version für Patienten.
Cannabis und Cannabinoide (PDQ): Version für Beschäftigte im Gesundheitswesen.

Wissenschaft/Zellen: CBD könnte eine Rolle bei der Bräunung weißer Fettzellen spielen
Die Gewinnung brauner Fettzellen aus weißen Fettzellen (Bräunung) und die Aktivierung bestehender brauner Fettzellen werden gegenwärtig als Möglichkeiten zur Bekämpfung von Fettleibigkeit untersucht. Forscher zeigten, dass CBD (Cannabidiol) eine Rolle bei der Bräunung von weißen Fettzellen, bei der Verstärkung der Fettverbrennung, bei der Wärmeproduktion und bei der Reduzierung der Fettproduktion haben könnte. Die Forscher schrieben, dass „CBD als eine mögliche vielversprechende therapeutische Substanz für die Vorbeugung von Fettleibigkeit erforscht werden könnte“.
Daegu-Universität, Kyungsan, Republik Korea.
Parray HA, et al. Mol Cell Biochem, 11. April 2016 [Im Druck].

Deutschland: Erster zugelassener tragbarer Cannabisinhalator
Das Unternehmen Storz & Bickel gab die Zulassung des Mighty Medic, des ersten zugelassenen tragbaren Cannabisinhalators, bekannt. Er ist geeignet für die inhalative Anwendung von Cannabinoiden aus getrockneten Cannabisblüten für die Verwendung zu Hause oder im Krankenhaus. Storz & Bickel brachte 2010 den ersten offiziell zugelassenen medizinischen Cannabinoid-Inhalator, den Volcano Medic, auf den Markt.
Storz & Bickel.

Wissenschaft/Mensch: Kein Hinweis auf eine negative Wirkung von Cannabiskonsum auf zirkulierende CD4-Zellen bei HIV-HCV coinfizierten Patienten
Nach einer Studie mit 955 Patienten, die sowohl mit dem HIV als auch dem Hepatitis C-Virus (HCV) infiziert waren, hatte Cannabiskonsum keine negative Wirkung auf die Zahl und den Prozentsatz von CD4-T-Zellen.
INSERM, Marseille, Frankreich.
Marcellin F, et al. Drug Alcohol Rev, 13. April 2016 [Im Druck].

Wissenschaft/Mensch: Das Dravet-Syndrom könnte mit einer Fehlregulierung des Endocannabinoidsystems verbunden sein
Wissenschaftler fanden bei Patienten mit Dravet-Syndrom, einer seltenen Epilepsie-Erkrankung, eine Heraufregulierung der CB2-Rezeptoren zusammen mit einer Aktivierung von Lymphozyten und Veränderungen bei Genen, die mit Entzündungen zusammenhängen. Die Autoren schrieben, dass es eine „Fehlregulierung des Endocannabinoidsystems im Gehirn“ geben könnte.
Complutense-Universität, Madrid, Spanien.
Rubio M, et al. Pharmacol Res Perspect 2016;4(2):e00220.

Großbritannien/USA: Ein CBD-Extrakt wird bei Kindern mit tuberöser Sklerose getestet
Der Hersteller des CBD-Extrakts Epidiolex, GW Pharmaceuticals, kündigte den Beginn einer klinischen Studie mit seinem Produkt für die Behandlung der tuberösen Sklerose in den USA an. Es handelt sich um eine seltene genetische Störung, deren häufigstes Symptom eine Epilepsie ist.
Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 11. April 2016.

Europa: EURopäer geben 24 Milliarden EURo für illegale Drogen aus
Die Bürger der EURopäischen Union geben nach einem Bericht von EURopol und der Drogenbeobachtungsstelle der EURopäischen Union EMCDDA vom 5. April jährlich etwa 24 Milliarden EURo (etwa 27 Milliarden US-Dollar) für illegale Drogen aus. Das macht dieses Geschäft zu einer der profitabelsten Aktivitäten für Gruppen im Bereich organisierte Kriminalität.
Reuters vom 5. April 2016.

USA: Ein CB2-Rezeptoragonist kann bei systemischer Sklerose untersucht werden
Corbus Pharmaceuticals gab bekannt, dass die US-Behörden (FDA) ihre Erlaubnis für eine 12-monatige offene Studie als Verlängerung einer laufenden klinischen Phase-2-Studie zu Resunab, einem selektiven CB2-Rezeptor-Agonisten, für die Behandlung der diffusen systemischen Sklerose der Haut („Sklerodermie“), gegeben haben.
Pressemitteilung von Corbus Pharmaceuticals vom 12. April 2016.

Wissenschaft/Mensch: Chronischer Cannabiskonsum war mit einer schlechteren Schlafqualität verbunden
In einer Studie mit 41 jungen Erwachsenen, die Cannabis konsumierten, war stärkerer Cannabiskonsum im vergangenen Jahr mit einer schlechteren Schlafqualität assoziiert.
Psychologisches Institut, Universität von Wisconsin-Milwaukee, USA.
Maple KE, et al. Am J Drug Alcohol Abuse, 13. April 2016:1-10. [im Druck].

Wissenschaft/Tier: Cannabinoidrezeptoren spielen eine wichtige Rolle beim Sehen
Die Retina ist eine lichtempfindliche Schicht im Auge. Neue Forschung mit Affen zeigt, dass sowohl der CB1- als auch der CB2-Rezeptor eine wichtige Rolle bei der Funktion der Retina spielen.
Universität von Montreal, Kanada.
Bouskila J, et al. Neural Plast 2016;2016:1253245.

Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsum war mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten verbunden
In einer Analyse von 14.146 Neugeborenen aus dem Jahr 2010 war Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten, eine Geburt weniger als 3 Wochen vor dem normalen Geburtstermin, verbunden.
INSERM, Paris, Frankreich.
Prunet C, et al. J Gynecol Obstet Biol Reprod (Paris), 5. April 2016 [im Druck].

Wissenschaft/Tier: Die Aktivierung des CB2-Rezeptors war von Nutzen in einem Tiermodell für Morbus Parkinson
Bei genetisch modifizierten Mäusen, den so genannten LRRK2 Mäusen, die als Tiermodell für die Parkinson-Krankheit dienen, reduzierte die Aktivierung des CB2-Rezeptors zum Teil Defizite ihres Verhaltens.
Medizinische Fakultät, Complutense Universität, Madrid, Spanien.
Palomo-Garo C, et al. Pharmacol Res, 5. April 2016 [im Druck].

Wissenschaft/Mensch: Cannabiskonsumenten sind weniger wahrscheinlich übergewichtig
In einer Studie mit 328 afrikanisch-amerikanischen Frauen waren aktive Cannabiskonsumenten verglichen mit der Vergleichsgruppe weniger wahrscheinlich übergewichtig und fettleibig.
Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, Baltimore, USA.
Li J, et al. Subst Use Misuse, 6. April 2016:1-13 [im Druck].

Wissenschaft/Tier: Endocannabinoide reduzieren in Tiermodellen antizipatorische Übelkeit
Die Hemmung des Abbaus von Endocannabinoiden durch Hemmung der Enzyme FAAH (Fettsäureamidhydrolase) und MAGL (Monoacylglycerollipase), die für den Abbau der Endocannabinoide verantwortlich sind, reduzierte die Übelkeit in zwei Rattenmodellen für antizipatorische Übelkeit. Darunter versteht man eine Übelkeit, die bereits vor der Krebschemotherapie durch Angst vor der Chemotherapie ausgelöst wird.
Universität von Guelph, Kanada.
Parker LA, et al. Psychopharmacology (Berl), 6. April 2016 [im Druck].

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