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IACM-Informationen vom 24. Juli 1999

Großbritannien: Freispruch für einen Mann, der Cannabis an Kranke abgegeben hat

Ein Mann, der eine Kooperative gegründet hat, um Cannabis an Kranke abzugeben, wurde am 22. Juli im ersten Fall dieser Art in Großbritannien von einem Gericht freigesprochen. Der 42jährige Colin Davies begann mit dem Anbau von Cannabis, nachdem er bei einem Sturz schwere Wirbelsäulenverletzungen erlitten hatte. Er gab zu, Cannabis angebaut und verwendet zu haben, um seine Schmerzen zu lindern. Ein Geschworenengericht des königlichen Gerichts von Manchester sprach ihn in allen vier Anklagepunkten des Anbaus und Besitzes der Droge mit der Absicht, damit zu handeln, frei.

Das Gericht hatte gehört, dass Herr Davies die medizinische Marihuana-Kooperative gegründet hatte, mit der Absicht, Menschen zu helfen, die an schweren oder terminalen Leiden erkrankt sind. Er begann mit der Verwendung von Cannabis vor drei Jahren, nachdem konventionelle Medikamente, die er für seine eigenen Verletzungen nahm, zu "verheerenden" Nebenwirkungen führten.

Es handelt sich um das erste Verfahren vor einem britischen Gericht wegen der Abgabe der Droge aus medizinischen Gründen, auch wenn andere Menschen bereits wegen einfachen Besitzes aufgrund einer Erkrankung freigesprochen worden waren. Zuschauer brachen im Gericht in Jubel und Applaus aus, mit Rufen von "Danke" und "Gott segne Sie", als die Geschworenen am Ende einer viertägigen Verhandlung ihren einstimmigen Urteilsspruch bekannt gaben.

Der Unterhausabgeordnete der Labour-Partei Paul Flynn erklärte, dies sei eine "bahnbrechende Entscheidung." "Es zeigt den gesunden Menschenverstand der Geschworenen in der Überwindung eines überholten Gesetzes. Was wir zur Zeit machen, ist unfair und grausam - Leute in Angst vor Gefängnisstrafen zu versetzen, die kein größeres Verbrechen begehen, als gegen ihre Leiden ein Medikament ihrer Wahl zu nehmen."

Die britische medizinische Gesellschaft hat die Gerichte und die Polizei gedrängt, sich klinischer Studien bewusst zu sein, die zur Zeit durchgeführt werden, wenn Anklagen in Erwägung gezogen würden. Eine Sprecherin sagte nach dem Urteilsspruch: "Wir unterstützen die zur Zeit durchgeführte Erforschung des Nutzens der Droge, um Schmerzen zu lindern. In der Zwischenzeit haben wir die Gerichte gebeten, Ihnen mit Verständnis und Mitleid zu begegnen."

Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte, die Regierung würde nur eine Änderung des Gesetzes in Erwägung ziehen, wenn Cannabis-Zubereitungen klinische Studien durchlaufen hätten.

Die 42jährige Clare Hodges, Mutter zweier Kinder und Gründerin der Allianz für Cannabis-Therapeutika, erklärte: "Den Menschen zu sagen, dass weitere Forschung benötigt wird, ist ein Ablenkungsmanöver. Wir wissen mehr über die nützlichen Effekte von Cannabis als von den Medikamenten, die man auf Rezept erhält." Frau Hodges schätzt, dass 10.000 Menschen in Großbritannien mit ernsthaften Erkrankungen regelmäßig Cannabis gegen ihre Symptome nehmen.

(Quellen: PA News vom 21. und 22. Juli 1999)

Kanada: Suchtexperte unterstützt die medizinische Verwendung von Marihuana

Der Gründungspräsident der Internationalen Gesellschaft für Suchtmedizin, Dr. Nady el Guebaly, unterstützt die Absicht von Gesundheitsminister Allan Rock, die medizinische Verwendung von Marihuana zu legalisieren.

Der medizinische Direktor des Suchtzentrums des Foothill-Krankenhauses unterstützt die begrenzte Verwendung von Marihuana zur Behandlung von Übelkeit im Zusammenhang mit der Chemotherapie und als Appetitanreger bei Aids-Kranken. El Guebaly machte allerdings auch deutlich, dass Marihuana nur kurzzeitig und unter medizinisch kontrollierten Bedingungen verwendet werden sollte, da, wo andere Therapien versagt haben und mit Überwachung durch einen Beirat.

Die Bundesregierung hatte im vergangenen Monat Personen die Möglichkeit eröffnet, eine Ausnahme von der Anklage wegen des Besitzes und des Anbaus von Marihuana zu beantragen. Minister Rock gab bekannt, dass er zwei Männern aus Ontario mit Aids spezielle Ausnahmen von den Bundesdrogengesetzen gewährt habe. Weitere 40 bis 50 Personen hätten seither Ausnahmeanträge gestellt, erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.

(Quelle: Calgary Herald vom 20. Juli 1999)

Kurzmeldungen

Großbritannien:
Ein Versuch, die Verschreibung von Cannabis als Medizin zu gestatten, wurde am 23. Juli von der Regierung ohne Debatte oder Abstimmung im Unterhaus blockiert. 182 Abgeordnete unterstützten den Gesetzentwurf des Labour-Abgeordneten Paul Flynn. Am 21. Juli hatte Premierminister Tony Blair Flynns Bitte um eine Änderung des Gesetzes zurückgewiesen. Er fragte Herr Blair in der Fragestunde, ob er der Ansicht sei, dass Patienten, die an Multiple Sklerose, den Nebenwirkungen einer Chemotherapie oder anderen chronischen Schmerzen leiden, verurteilt und ins Gefängnis gesteckt werden sollten, weil sie Cannabis verwenden. Herr Blair antwortete: "Es wird das gleiche Verfahren auf diese Personen angewandt wie auf alle anderen. Natürlich sind Strafen eine Angelegenheit der Gerichte. Sie werden zweifellos alle begleitenden Umstände berücksichtigen."
(Quellen: PA News vom 21. und 23. Juli 1999)

Deutschland:
Das jährliche Treffen der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin wird am 9. Oktober in Reutlingen nahe Stuttgart stattfinden. Der Abend ist offen für Nichtmitglieder mit Vorträgen über Cannabis und die Cannabinoide durch Dr. Peter Hess, Dr. Martin Schnelle, Dr. Franjo Grotenhermen und Patienten, die Cannabis zur Behandlung ihrer Symptome verwenden.
Die CannaBusiness 1999 wird vom 17. bis 19. September in Hennef nahe Köln stattfinden. Am 18. September wird es Vorträge zu Cannabis als Freizeitdroge und als Medizin von Chris Conrad, Sebastian Glathe, Franjo Grotenhermen und anderen geben.
Die jährliche Hanfparade in Berlin wird am 28. August stattfinden. Sie beginnt um 14 Uhr am Alexanderplatz; die Kundgebung ist um 16 Uhr am Brandenburger Tor.
Das Hanffest in Hamburg wird am 31. Juli stattfinden. Beginn um 14 Uhr am Fischmarkt, Kundgebung um 16 Uhr am Schanzenpark.

Blick in die Vergangenheit

Vor einem Jahr

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