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IACM-Informationen vom 04. Juni 2011

Deutschland: Es wird erwartet, dass Sativex ab Juli für die Behandlung von Spastik bei multipler Sklerose in Apotheken erhältlich sein wird

Nach einer Pressemitteilung des spanischen Unternehmens Almirall und des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals wurde der Cannabisextrakt Sativex durch die deutschen Behörden für die Behandlung der Spastik aufgrund multipler Sklerose, die nicht adäquat auf andere antispastische Medikamente angesprochen hat, arzneimittelrechtlich zugelassen. Es wird erwartet, dass Sativex, das etwa die gleichen Anteile THC (Dronabinol) und CBD (Cannabidiol) enthält, im Juli 2011 auf den Markt kommt.

Die Zulassung in Deutschland folgt auf den erfolgreichen Abschluss des EURopäischen gegenseitigen Anerkennungsverfahrens im März 2011 mit allen beteiligten sechs Ländern (Deutschland, Dänemark, Schweden, Italien, die Tschechische Republik und Österreich). Neben Deutschland wird eine Markteinführung vor Ende 2011 für Dänemark und Schweden erwartet. Die Markteinführung für Italien, die Tschechische Republik und Österreich wird im Jahr 2012 erwartet. Es wird ein weiterer Zulassungsantrag im Verlaufe des Jahres 2011 erwartet, mit dem Ziel, die Zulassung von Sativex auf weitere EURopäische Länder auszuweiten. Sativex ist bereits für die Behandlung der Spastik bei MS in Großbritannien und Spanien verfügbar. Sativex wurde durch GW Pharmaceuticals entwickelt, und Almirall besitzt die Vermarktungsrechte für dieses Medikament in EURopa (mit Ausnahme Großbritanniens).

Mehr unter:
www.gwpharm.com/media.aspx

(Quelle: Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals und Almirall vom 26. Mai 2011)

Holland: Regierung verbietet Ausländern den Zugang zu Coffee-Shops

Die holländische Regierung erklärte am 27. Mai, dass sie Ende des Jahres damit beginnen würde, Touristen daran zu hindern, Cannabis in Coffee-Shops zu kaufen und den holländischen Kunden Beschränkungen aufzuerlegen. Die Niederlande besitzen eine der liberalsten Drogenpolitiken in EURopa, die Cannabis-Shops zu beliebten Touristenattraktionen gemacht haben, besonders in Amsterdam. Unterstützt durch die rechtsradikale Partei von Geert Wilders kam die Koalitionsregierung im letzten Jahr an die Macht und kündigte an, den Drogentourismus als Teil eines nationalen Programms zur Förderung der Gesundheit und Bekämpfung der Kriminalität zu reduzieren.

Nach den neuen Regeln können sich nur niederländische Bürger als Mitglieder von Cannabis-Shops einschreiben lassen. Holländische Kunden müssen mindestens 1 Jahr lang Mitglied werden, und jeder Laden soll nur maximal 1.500 Mitglieder haben, erklärte ein Sprecher des Justizministeriums. Diese Politik wird am Jahresende in den südlichen Provinzen Limburg, Nord-Braband und Zeeland beginnen und die übrigen sollen im nächsten Jahr folgen.

Mehr unter:
www.reuters.com/article/2011/05/30/uk-dutch-cannabis-idUSLNE74T00Y20110530

(Quelle: Reuters vom 30. Mai 2011)

Welt: Die globale Kommission zur Drogenpolitik ruft zur Legalisierung von Cannabis auf

Eine hochkarätige internationale Kommission erklärte den globalen "Krieg gegen die Drogen" als gescheitert und drängte die Nationen dazu, die Legalisierung von Cannabis und anderen Drogen in Erwägung zu ziehen, um die organisierte Kriminalität zu untergraben und die Gesundheit ihrer Bürger zu schützen. Die globale Kommission zur Drogenpolitik rief zu einem neuen Ansatz zur Reduzierung des Drogenmissbrauchs auf, und die aktuelle Strategie der strikten Kriminalisierung von Drogen und des Einsperrens von Drogenkonsumenten zu ersetzen, während gleichzeitig kriminelle Kartelle, die den Drogenhandel kontrollieren, bekämpft werden sollten. "Der globale Krieg gegen die Drogen ist gescheitert, mit verheerenden Konsequenzen für die Individuen und Gesellschaften auf der ganzen Welt", heißt es in dem Bericht der Kommission, der am 2. Juni veröffentlicht wurde.

Die Studie drängt darauf, dass "Regierungen mit Modellen einer legalen Regulierung von Drogen experimentieren sollten", und fügt hinzu: "Diese Empfehlung trifft vor allem für Cannabis zu, aber wir ermuntern zu weiteren Experimenten bei der Entkriminalisierung und rechtlichen Regulierung." Die 19-köpfige Kommission besteht unter anderem aus Cesar Gaviria (ehemaliger kolumbianischer Präsident), Giorgos Papandreou (gegenwärtiger griechischer Ministerpräsident), Kofi Annan (ehemaliger UN-Generalsekretär), George Shultz (ehemaliger US-Außenminister), Ernesto Zedillo (ehemaliger mexikanischer Präsident), Ruth Dreifuss (ehemalige schweizerische Präsidentin), Fernando Henrique Cardoso (ehemaliger brasiliansicher Präsident), Mario Vargas Llosa (Schriftsteller, Peru), Thorvald Stoltenberg (ehemaliger Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Norwegen) und Javier Solana (Hoher Vertreter für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EURopäischen Union, Spanien). Der Bericht der Kommission fügt hinzu, dass das Geld, das durch die Regierungen für vergebliche Bemühungen zur Reduzierung des Drogenkonsums oder zur Inhaftierung von Menschen wegen Drogenvergehen besser für unterschiedliche Formen der Reduzierung der Nachfrage nach Drogen und der Schäden durch Drogenmissbrauch verwendet werden sollte.

Der vollständige Bericht ist verfügbar unter:
www.globalcommissionondrugs.org/Report

(Quelle: Reuters vom 2. Juni 2011)

Kurzmeldungen

USA: Kalifornien
Nach einer Pressemitteilung durch die kalifornische NORML beträgt die Zahl der Patienten, die in Kalifornien Cannabis zu medizinischen Zwecken verwenden dürfen, zwischen 750.000 und 1.125.000 oder etwa 2-2,5 Prozent der Bevölkerung. Nur ein kleiner Teil dieser Patienten ist im freiwilligen staatlichen Programm für Ausweiskarten, das in den Jahren 2009 bis 2010 12.659 Karten ausstellte, registriert. Daher müssen die kalifornischen Patientenzahlen aus anderen Quellen geschätzt werden. Die zuverlässigsten sind die Register für medizinischen Cannabis in Colorado und Montana, mit Anteilen von 2,5 Prozent bzw. 3 Prozent der Bevölkerung. Nach Regierungsdaten beträgt die Gesamtzahl der Konsumenten in Kalifornien, inklusive nicht-medizinischer Konsumenten, 6,7 Prozent der Bevölkerung innerhalb des letzten Monats und 11,3 Prozent innerhalb des letzten Jahres, etwas höher als der nationale Durchschnitt des Cannabiskonsums (6,0 Prozent monatlich und 10,4 Prozent jährlich). (Quelle: Pressemitteilung der kalifornischen NORML vom 30. Mai 2011)

USA: Bundesregierung
Justizminister Eric Holder versprach am 2. Juni, die Position des Justizministeriums zu den staatlichen medizinischen Cannabisgesetzen zu klären, nachdem Bundesstaatsanwälte jüngst gewarnt haben, dass sie jeden strafrechtlich verfolgen könnten, vom lizenzierten Anbauer bis zum Beamten. "Wir werden Klarheit schaffen, damit die Menschen verstehen, was diese Politik bedeutet und wie sie umgesetzt wird", erklärte Holder. Holder ging nicht auf Details zu Plänen zur Klarstellung ein. Er erklärte jedoch, dass das Ministerium misstrauisch bei Cannabisverteilungsstellen sei, die tatsächlich eine Form der Cannabislegalisierung darstellen. Am 27. Mai verklagte der Justizminister von Arizona, Tom Horne, im Namen des Staates und Gouverneur Jan Brewer das Bundesjustizministerium und bat ein Bundesgericht darüber zu entscheiden, ob ein Handeln in Übereinstimmung mit dem Gesetz zu medizinischen Cannabis von Arizona Schutz vor strafrechtlicher Verfolgung durch den Bund gewährt oder nicht. (Quellen: Associated Press vom 27. Mai 2011 und 2. Juni 2011)

Wissenschaft: Varianten des CB1-Rezeptors
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus den USA und Spanien untersuchte, ob bestimmte Varianten des Gens, das den CB1-Rezeptor kodieren, mit Typ-2-Diabetes oder koronarer Herzerkrankung assoziiert sind. Sie untersuchten 2.411 Teilnehmer der Framingham-Studie (Durchschnittsalter: 60 Jahre). Es wurden keine Beziehungen zwischen bestimmten Genvarianten des Cannabinoidrezeptors und diesen Erkrankungen gefunden. (Quelle: de Miguel-Yanes JM, et al. Obesity (Silver Spring), 2. Juni 2011 [im Druck])

Wissenschaft: Schmerzen
Nach tierexperimenteller Forschung an der Universität von Minnesota in Minneapolis (USA) mit einem selektiven CB1-Rezeptoragonisten (Arachidonoylcyclopropylamid) und einem selektiven CB2-Rezeptoragonisten (AM1241) reduzieren Wirkungen an beiden Rezeptoren Tumorschmerzen synergistisch. Sie folgerten, dass "periphere Cannabinoidrezeptoren ein viel versprechender Angriffspunkt für die Behandlung von Krebsschmerzen sind, und dass gemischte Cannabinoidrezeptor-Agonisten einen therapeutischen Vorteil gegenüber selektiven Agonisten haben". (Quelle: Khasabova IA, et al. Behav Pharmacol, 21. Mai 2011 [im Druck])

Wissenschaft: Entzündungen
Nach Forschung an der Universität von Catania (Italien) hemmen Endocannabinoide die Freisetzung des Nervenwachstumsfaktors aus Mastzellen. Der Nervenwachstumsfaktor induziert die Angiogenese (Bildung von Blutgefäßen). Die Forscher folgerten, dass "Cannabinoide für die antiangiogene Behandlung bei Störungen, die durch eine starke Entzündung charakterisiert sind, in Betracht gezogen werden könnten". (Quelle: Cantarella G, et al. Biochem Pharmacol, 12. Mai 2011 [im Druck])

Wissenschaft: Angst
Nach Forschung an der Universität von Georgia in Athens (USA) produziert die Blockade des Enzyms, das das Endocannabinoid 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) abbaut, bei Ratten angstlösende Wirkungen. (Quelle: Sciolino NR, et al. Pharmacol Res, 11. Mai 2011 [im Druck])

Wissenschaft: Psychose
Wissenschaftler der Universität von Utrecht (Niederlande) untersuchten die Beziehung zwischen dem Cannabidiol-Gehalt (CBD) von Cannabis und subklinischen psychiatrischen Erfahrungen bei 1877 Cannabiskonsumenten. Es gab eine negative Beziehung zwischen dem CBD-Gehalt und positiven Symptomen (Wahnvorstellungen, Halluzinationen, etc.), nicht jedoch mit negativen Symptomen (verminderte Emotionen, Unfähigkeit zum Erleben von Vergnügen, verminderte Motivation). Die Forscher folgerten, dass "auch wenn die Wirkungen klein sind, die Verwendung von Cannabis mit hohem Cannabidiol-Gehalt mit einem signifikant geringeren Grad an psychotischen Symptomen assoziiert war, was weitere Unterstützung für das antipsychotische Potenzial liefert". (Quelle: Schubart CD, et al. Schizophr Res, 16. Mai 2011 [im Druck])

Blick in die Vergangenheit

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