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IACM-Informationen vom 30. Mai 1998

USA: Kalifornische Medizinische Gesellschaft für Verschreibungsfähigkeit von Marihuana

Bei einem Gipfeltreffen am 26. Mai zur medizinischen Verwendung von Marihuana wurden von den anwesenden Gesetzgebern Kaliforniens Möglichkeiten für eine Verteilung von Marihuana an Kranke sondiert. Dabei wurde Präsident Clinton aufgefordert, zu einer Lösung des Konfliktes beizutragen, der bisher die Umsetzung des kalifornischen Gesetzes (Proposition 215) zur arzneilichen Verwendung von Marihuana wegen Verstoßes gegen die Bundesgesetze verhindert.

"Herr Präsident, wir können dieses Thema nicht ignorieren. Es wird nicht verschwinden, so lange wie Menschen der Ansicht sind, daß sie das Recht haben, mit ihrer eigenen Erkrankung so umzugehen, wie es ihnen ihr Arzt empfiehlt, und nicht so wie es ihnen die Regierung vorschreibt," heißt es in dem deutlich formulierten Brief des Vorsitzenden des kalifornischen staatlichen Komitees für öffentliche Sicherheit, Senator John Vasconcellos, der von weiteren 24 kalifornischen Gesetzgebern unterschrieben wurde.

Einige Ärzte sehen in den Klubs, die zum Teil ein beachtliches Ansehen besitzen, keine ideale Lösung. "Ich würde es vorziehen, Marihuana zu verschreiben, so wie ich andere Medikamente verschreibe, " sagte Mitchell Katz, Direktor für öffentliche Gesundheit in San Francisco.

Die Kalifornische Medizinische Gesellschaft schlug vor, bei den Bundesbehörden eine Umklassifizierung von Marihuana zu beantragen, so daß es dann ähnlich wie Morphium verschreibungsfähig wäre. "Aufgrund einer fehlenden wissenschaftlichen Grundlage für eine Klassifizierung von Marihuana nach Verzeichnis I und dem daraus folgenden Stillstand der Erforschung seines medizinischen Nutzens, ... unterstützen wir Bemühungen zur Umstufung von Marihuana, " heißt es in der Erklärung des Vorstandes der Kalifornischen Medizinischen Gesellschaft.

Gerald Uelman, ehemaliger Dekan der juristischen Fakultät der Santa Clara Universität, gab allerdings zu Bedenken, daß es 20 Jahre gedauert habe, bis ein entsprechender Antrag zur Umstufung von Marihuana aus dem Jahre 1972 von Vertretern der Bundesbehörden überhaupt beantwortet worden war.

In den vergangenen Monaten waren die kalifornischen Cannabis Buyers Clubs, in denen Kranke Marihuana erhalten können, verstärkt unter Druck geraten und zum großen Teil geschlossen worden. Am 25. Mai war auch das Cannabis Healing Center von San Francisco, der Nachfolger des am 21. April geschlossenen Cannabis Cultivators Club, zwangsweise geschlossen worden.

Während Unterstützer einer medizinischen Verwendung in den Klubs einen sicheren Weg zur Abgabe der Droge an Kranke sehen, haben die Gerichte entschieden, daß damit die Gesetze gebrochen würden, die den Besitz und die Verteilung der Droge verbieten. Die jüngsten Überlegungen offizieller Vertreter von San Francisco schließen auch Pläne zur Abgabe von Marihuana durch das städtische Gesundheitsamt ein.

(Quellen: UPI vom 26. Mai 1998, Reuters vom 27. Mai 1998, Sacramento Bee vom 27. Mai 1998, Los Angeles Times vom 27. Mai 1998, San Francisco Chronicle vom 28. Mai 1998, NORML vom 28. Mai 1998)

Deutschland/Österreich/Schweiz: Umfrage zur arzneilichen Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden

Die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) hat eine systematische Umfrage zur therapeutischen Verwendung von Cannabis (Marihuana, Haschisch, Cannabistinktur) und einzelnen Cannabinoiden (Nabilon, Marinol/Dronabinol) begonnen. Es können alle Patienten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich teilnehmen, die Erfahrungen mit der medizinischen Anwendung von Cannabisprodukten gemacht haben.

Der vierseitige Fragebogen wird im Auftrag der ACM vom Institut für onkologische und immunologische Forschung in Berlin (Leiter: PD Dr. med. Robert Gorter) ausgewertet. Die Umfrage wird anonym durchgeführt.

Das Berliner Institut wird einen Bericht über die Ergebnisse der Umfrage anfertigen. Ein erster Zwischenbericht soll auf der Tagung der ACM am 4. und 5. Dezember 1998 in Köln vorgestellt werden. Fragebögen können bei der ACM angefordert werden oder von der Internetseite der ACM heruntergeladen werden: www.hanfnet.de/acm/fragebogen.doc

Kurzmeldungen

Welt:
90 Drogenreformorganisationen haben sich in einer "Globalen Koalition für Alternativen zum Drogenkrieg" zusammengeschlossen und die "Globalen Tage gegen den Drogen-Krieg" ausgerufen. Anläßlich der UNO-Sondersitzung zum Thema Drogen, die am 8. Juni in New York beginnt, finden vom 5. bis 10. Juni in 40 Städten weltweit Veranstaltungen und Demonstrationen statt. Es wird erwartet, daß auf der bevorstehenden UNO-Sondersitzung die bestehenden Formen einer repressiven Drogenpolitik fortgeschrieben und verschärft werden. Die Koalition für Alternativen zum Drogenkrieg wird eine Erklärung veröffentlichen, die in New York bei der Konferenz der Nicht-Regierungs-Organisationen präsentiert wird. Weitere Informationen bei: coalition@stopthedrugwar.org
(Quelle: Presseerklärung der Globalen Koalition für Alternativen zum Drogenkrieg vom 25. Mai 1998)

Australien:
Die australische Drogengesetz-Reform-Stiftung (ADLRF, Australian Drug Law Reform Foundation) verabschiedete am 24. Mai einen "Zehn-Punkte-Plan für effektive Drogengesetze". Darin wird gefordert, Drogenverwendung als gesundheitliches und soziales Thema und nicht als Strafverfolgungsproblem zu behandeln. Die Produktion und der Verkauf von Cannabis solle staatlich reguliert und besteuert werden. Strafen für umfangreichen unerlaubten Verkauf von Drogen sollen aufrecht erhalten bleiben, der persönliche Besitz von Drogen solle jedoch nicht mehr strafbar sein. "Die Prohibition hat nicht funktioniert. Es verursacht zunehmende Korruption, Kriminalität, Krankheit und Tod," erklärte ADLRF-Präsident Dr. Alex Wodak.
(Quelle: Australian Associated Press vom 24. Mai 1998, Email vom 25. Mai 1998 von Alex Wodak)

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