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IACM-Informationen vom 20. November 2010

USA: Arizona wird der 15. Staat, der die medizinische Verwendung von Cannabis legalisiert

Äußerst knapp haben die Wähler von Arizona am 2. November die medizinische Verwendung von Cannabis für Menschen mit chronischen oder beeinträchtigenden Erkrankungen genehmigt. Diese Entscheidung macht Arizona zum 15. Staat, der ein Gesetz für medizinischen Cannabis genehmigt hat. Kalifornien war der erste im Jahr 1996 und 13 weitere Staaten (Alaska, Colorado, Hawaii, Maine, Michigan, Montana, Nevada, New Jersey, Neumexiko, Oregon, Rhode Island, Vermont und Washington) und Washington DC (Distrikt von Columbia) folgten. Die Wählerinitiative zu diesem Thema wurde nur um 4341 Stimmen bei mehr als 1,67 Millionen abgegebenen Stimmen gewonnen. Dies ergaben die am 13. November veröffentlichten Endergebnisse. Die Wähler von Arizona hatten in den Jahren 1996 und 1998 mit einer überwältigenden Mehrheit ein medizinisches Cannabisgesetz angenommen, das jedoch aufgrund von Problemen mit dem Wortlaut nicht in Kraft trat.

Das Gesetz von Arizona soll Patienten mit Erkrankungen, wie Krebs, Aids, Hepatitis C und weiteren "chronischen oder beeinträchtigenden" Erkrankungen, die die Richtlinien erfüllen, erlauben, Pflanzen anzubauen oder alle zwei Wochen bis zu 2,5 Unzen (etwa 70 Gramm) Cannabis zu kaufen. Die Patienten benötigen eine Empfehlung ihres Arztes und müssen sich beim Gesundheitsministerium von Arizona registrieren lassen. Das Gesetz erlaubt nicht mehr als 124 Cannabisverteilungsstellen. Dem Staat bleiben ab dem 29. November 120 Tage, bevor das Gesetz in Kraft treten muss.

Mehr unter:
-hosted.ap.org/dynamic/stories/U/US_ARIZONA_MEDICAL_MARIJUANA?SITE=FLTAM&SECTION=HOME&TEMPLATE=news_generic.htm
-www.nytimes.com/2010/11/15/us/politics/15arizona.html?_r=1&scp=1&sq=Carolyn%20Short,%20chairwoman%20of%20Keep%20AZ%20Drug%20Free,%20the%20group%20that%20organized%20opposition%20&st=cse

(Quellen: New York Times vom 15. November 2010, Associated Press vom 14. November 2010)

Schweden: Erster Patient mit einer Erlaubnis zur Verwendung von THC (Dronabinol)

Joakim Hedström ist der erste schwedische Bürger, dem es erlaubt ist, THC (Dronabinol) medizinisch zu verwenden. Dieses wurde ihm von einem deutschen Arzt verschrieben und von ihm nach Schweden importiert. Auf seiner Webseite erklärt er, dass "ich in den vergangenen fünf Jahren die positiven Erfahrungen, die ich durch die medizinische Verwendung von Cannabis erfahren habe, um meine ADHS-Symptome [Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung] zu bekämpfen, diskutiert. Ich habe mit Ärzten, Politikern und Wissenschaftlern gesprochen, um meine Verwendung zu erklären, und wie es mir hilft, da wo die anderen zwanzig Medikamente, die ich ausprobiert habe, es nicht taten".

Im Juni ging er nach Deutschland, um einen Arzt aufzusuchen, der ihm Dronabinol verschrieb. Bei der Rückkehr nach Schweden und der Deklaration seiner Medikamente wurde er zunächst vom schwedischen Zoll und später von der schwedischen Polizei verhört. Allerdings wurden die Vorwürfe wegen der Einfuhr illegaler Betäubungsmittel gegen ihn im November fallen gelassen. Der Staatsanwalt erklärte, dass "im Licht der präsentierten Daten, ich keine objektiven Gründe sehe, um Maßnahmen zu ergreifen oder eine Verurteilung zu erwarten". Zwei Tage später erhielt Herr Hedström ein Päckchen von der Polizei, das sein Dronabinol enthielt.

Mehr unter:
kol14.com/slaggtippen/legally-imported-cannabis-medicine/

(Quelle: Persönliche Mitteilung von Joakim Hedström vom 16. November 2010)

Wissenschaft: Pharmakokinetik von isoliertem, oralen synthetischen Dronabinol (in Marinol) ist ähnlich wie sublinguales Dronabinol in einem Cannabisextrakt (Sativex)

Wissenschaftler des Nationalen Instituts für den Drogenmissbrauch in Baltimore (USA) untersuchten die Pharmakokinetik von synthetischem oralen Dronabinol (Marinol) im Vergleich mit Dronabinol in Sativex, ein Cannabisextrakt, der als oromukosaler Spray in den Mund verabreicht wird. Dazu wurden Cannabisraucher in eine randomisierte, kontrollierte, doppelblinde Studie aufgenommen. Die Teilnehmer erhielten 5 und 15 mg synthetisches orales THC, eine niedrige Dosis (5,4 mg THC und 5,0 mg CBD) und eine hohe Dosis (16,2 mg THC und 15,0 mg CBD) Sativex, sowie ein Plazebo zu 5 verschiedenen Zeitpunkten. Es wurden die Konzentrationen von CBD, THC und THC-Stoffwechselprodukten im Blutplasma quantifiziert.

Neun Cannabisraucher beendeten alle fünf Sitzungen. Es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede in den maximalen Dronabinol-Konzentrationen im Plasma, der Zeit bis zur maximalen Konzentration oder in der Bioverfügbarkeit zwischen ähnlichen oralen THC- und Sativex-Dosen. Die Autoren folgerten zudem, dass "diese Daten nahe legen, dass die Modulierung der THC-Wirkungen durch CBD bei diesen therapeutischen Dosen nicht auf einer pharmakokinetischen Interaktion beruht".

(Quelle: Karschner EL, Darwin WD, Goodwin RS, Wright S, Huestis MA. Plasma Cannabinoid Pharmacokinetics following Controlled Oral {Delta}9-Tetrahydrocannabinol and Oromucosal Cannabis Extract Administration. Clin Chem, 15. November 2010 [im Druck]

Europa: Die deutsche ACM sucht Partner in anderen EURopäischen Ländern, um eine EURopäische Bürgerinitiative für die medizinische Verwendung von Cannabis zu starten

Die EURopäische Bürgerinitiative ist eine der wichtigsten Neuerungen des Lissabon-Vertrags, der die partizipatorische Demokratie in der EURopäischen Union (EU) vergrößern soll. Diese Initiative ermöglicht es, einer Million EU-Bürger sich direkt an die EURopäische Kommission zu wenden, um einer Initiative im Bereich der EU-Zuständigkeit Gehör zu verschaffen. Die praktischen Ausgestaltungen, Bedingungen und Abläufe der Bürgerinitiative werden in einer neuen EU-Regelung festgelegt. Die EURopäische Kommission hat einen Entwurf für eine solche Regelung im März 2010 angenommen. Diese wird nun im Rat und im EURopaparlament bis Ende 2010 diskutiert. Die abschließende Abstimmung soll am 13. Dezember im Plenum stattfinden.

Es ist bisher unklar, ob die Regelung bürgerfreundlich sein wird oder nicht. Die deutsche Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin sucht EURopäische Partner, um eine EURopäische Bürgerinitiative zur medizinischen Verwendung von Cannabis auf den Weg zu bringen, sobald die Regelungen angenommen wurden, um das Thema auf die EURopäische Ebene zu bringen. Der Entwurf sieht zurzeit vor, dass eine bestimmte Mindestzahl von Bürgern in mindestens 9 Ländern der EURopäischen Union eine Initiative unterstützen muss, um sie erfolgreich zu machen.

Bitte wenden Sie sich an die ACM unter: info@cannabis-med.org

Mehr unter:
(in englisch): ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/citizens_initiative/index_en.htm
(in deutsch): ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/citizens_initiative/index_de.htm
(in spanisch): ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/citizens_initiative/index_es.htm
(in französisch): ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/citizens_initiative/index_fr.htm
(in niederländisch): ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/citizens_initiative/index_nl.htm
(in italienisch): ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/citizens_initiative/index_it.htm

(Quelle: www.citizens-initiative.eu/)

Kurzmeldungen

Holland: Beschränkungen des Cannabisverkaufs
Die niederländische Regierung erklärte am 17. November, dass sie Touristen verbieten möchte, Cannabis in Coffee-Shops, wo er legal gekauft werden kann, zu kaufen. Die Niederlande verfolgen eine liberale Politik hinsichtlich weicher Drogen in EURopa und die Coffee-Shops sind eine populäre Touristen-Attraktion, vor allem in Amsterdam und grenznahen Städten zu Belgien und Deutschland. Die Regierung, die vor einem Monat ins Amt kam, hat sich darauf geeinigt, den Verkauf von Cannabis auf Niederländer zu begrenzen. (Quelle: Reuters vom 17. November 2010)

Großbritannien: Medizinisches Cannabis-Register
Es wurde eine Gruppe in Großbritannien gegründet, das Britische Medizinische Cannabis-Register, mit dem Ziel, eine Datenbank zu zuverlässigen Informationen aufzubauen, die ermitteln soll, wie viele Personen Cannabis als Medikament verwenden, zu welchem Zweck und mit welcher Methode. Statistische Informationen aus der Datenbank sollen Ärzten, Wissenschaftlern, Forschern und anderen zur Verfügung gestellt werden. Mehr unter: www.bmcr.org.uk (Quelle: Britisches Medizinisches Cannabis-Register)

Wissenschaft: Entzündung des Dickdarms
Wissenschaftler am Snyder-Institut für Infektionen, Immunität und Entzündungen in Alberta (Kanada) untersuchten die Wirkungen des atypischen Cannabinoids O-1602 auf die experimentelle Colitis bei Mäusen. Man geht davon aus, dass O-1602 an den möglichen Cannabinoid-Rezeptor GPR55 bindet. Sie zeigten, "dass O-1602 vor einer experimentell ausgelösten Colitis schützt und die Rekrutierung von neutrophilen Leukozyten unabhängig von CB1-, CB2- und GPR55-Rezeptoren hemmt". (Quelle: Schicho R, et al. Inflamm Bowel Dis, 15. November 2010 [im Druck]

Wissenschaft: Neuropathische Schmerzen
Cyklooxygenase-2-Hemmer wie Parecoxib und Valecoxib werden bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen verwendet. Wissenschaftler der Universität Magdeburg (Deutschland) zeigten, dass die analgetischen Wirkungen dieser beiden Substanzen und ihrer Stoffwechselprodukte bei Ratten "zumindest zum Teil durch eine direkte Wechselwirkung mit CB1-Rezeptoren vermittelt sein könnten". (Quelle: Schröder H, et al. Neurochem Int, 9. November 2010 [im Druck])

Wissenschaft: Menopause
Forscher der Urmia-Universität (Iran) untersuchten die Wirkungen von Hanfsamen (1, 2 oder 10 Prozent der gesamten Nahrung) auf weibliche Ratten, deren Eierstöcke entfernt worden waren, was eine Menopause imitiert. Alle mit Hanfsamen behandelten Gruppen waren weniger ängstlich. Ratten ohne Eierstöcke, die 10 Prozent Hanfsamen erhalten hatten, schnitten auch besser in einem Modell für Depressionen (erzwungener Schwimmtest) ab. Die Forscher folgerten, dass "Hanfsamen Komplikationen nach der Entfernung der Eierstöcke bei Ratten verbessern können". (Quelle: Saberivand A, et al. Methods Find Exp Clin Pharmacol 2010;32(7):467-73.)

Wissenschaft: Endometriose
Eine tief infiltrierende Endometriose ist durch chronische Schmerzen, eine verstärkte Vermehrung endometriotischer Zellen und Fibrosen gekennzeichnet. Die Endometriose ist eine Erkrankung bei Frauen, bei der Zellen der Gebärmutter in Regionen außerhalb der Gebärmutter auftreten. Wissenschaftler verschiedener Institutionen in Paris (Frankreich) zeigten, dass Cannabinoide das Wachstum von menschlichem endometriotischen Gewebe, das Mäusen eingepflanzt worden war, reduzieren. Sie folgerten, dass "Cannabinoidagonisten anti-proliferative Wirkungen auf endometriotische Zellen ausüben". (Quelle: Leconte M, et al. Am J Pathol, 5. November 2010 [im Druck])

USA: Cannabisrekord
Nach einer Pressemitteilung von Patients Out of Time ist es nun 28 Jahre her, dass ihr Mitglied Irvin Rosenfeld die ersten Cannabiszigaretten von der Regierung erhielt. Die Zigaretten, die für die Regierung an der Universität von Mississippi produziert werden, werden Herrn Rosenfeld in einer Dosis von 7 Unzen (etwa 200 Gramm) alle 25 Tage zur Bekämpfung seiner chronischen Erkrankung zugestellt. Am 20. November 2010 rauchte Irvin seine 120.000ste medizinische Cannabiszigarette. Mehr unter: www.medicalcannabis.com (Quelle: Pressemitteilung von Patients Out of Time vom 20. November 2010)

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