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IACM-Informationen vom 01. September 2007

USA: Kampf um die Anerkennung der staatlichen medizinischen Cannabisgesetze durch die Bush-Administration

Während nun alle acht Präsidentschaftskandidaten der Demokraten für die Wahl im Jahre 2008 versprochen haben, bundesbehördliche Razzien bei medizinischen Cannabispatienten in den zwölf Staaten mit Gesetzen, die die Verwendung von Cannabis zur Behandlung von Erkrankungen erlauben, zu stoppen, gehen die Razzien in Kalifornien weiter und begannen in Neumexiko. Kalifornien war der erste Staat, der die medizinische Verwendung von Cannabis im Jahre 1996 legalisierte, Neumexiko der letzte im Jahre 2007. US-Senator Barack Obama wurde im August der letzte demokratische Präsidentschaftskandidat, der erklärte, dass er für den Fall, dass er zum Präsidenten gewählt werde, die Razzien durch Bundesbeamten beenden wolle.

Der Gouverneur von Neumexiko, Bill Richardson, kritisierte die Bush-Administration heftig wegen der ersten Razzia in Neumexiko und die Verhaftung eines Rollstuhlfahrers, der beim staatlichen Gesundheitsministerium registriert war und Cannabis aus medizinischen Gründen besitzen und verwenden darf. Ein Einsatzkommando aus Mitgliedern der Bundesdrogenbehörde, des FBI und staatlicher und lokaler Polizeibehörden führte eine Razzia bei Leonard French durch, einem von 38 Patienten, dem bisher die Teilnahme am staatlichen medizinischen Cannabisprogramm gewährt wurde, und beschlagnahmten seine Cannabispflanzen. In den vergangenen Monaten wurden von Bundesbeamten auch einige Razzien in medizinischen Cannabisverteilungszentren in Kalifornien durchgeführt.

"Ich bin sehr besorgt darüber, dass die Bush-Administration, anstatt sich gegen Drogendealer zu wenden, auf Menschen losgeht, die an Krebs und Querschnittslähmung leiden", erklärte Richardson bei einer Pressekonferenz. Der Gouverneur, der sich als Präsidentschaftskandidat bewirbt, versprach, für das medizinische Cannabisprogramm zu kämpfen. Dies sei eine Angelegenheit der staatlichen Souveränität. Früher im Monat August hatte Richardson einen offenen Brief an Bush geschrieben, in dem er die Administration drängte, ihre "fehlgeleitete Politik" zu ändern und damit aufzuhören, Ressourcen zu vergeuden, "um Staaten einzuschüchtern, die versuchen, ein medizinisches Marihuana-Programm aufzubauen".

(Quellen: New Mexican vom 29. und 30. August 2007, Boston Globe vom 22. August 2007)

Kurzmeldungen

Wissenschaft: Neuropathische Schmerzen
In einer Pressemitteilung vom 30. August erklärte das britische Unternehmen GW Pharmaceuticals, dass die Patientenrekrutierung für seine Phase-III-Studie mit Multiple-Sklerose-Kranken, die an zentralen neuropathischen Schmerzen leiden, nun abgeschlossen sei. Die Placebo-kontrollierte Studie mit Sativex hat 339 Patienten aus Großbritannien, Kanada, Frankreich, Spanien und Tschechien eingeschlossen und ist die bisher größte klinische Studie von GW. Die Dauer der Behandlung beträgt 14 Wochen. Erste Ergebnisse werden im ersten Halbjahr 2008 erwartet. (Quelle: Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 30. August 2007)

Wissenschaft: Osteoporose
In experimentellen Studien wurde gezeigt, dass der CB1-Rezeptor die Knochenbildung reguliert. Eine verstärkte Knochenbildung und eine verbesserte Knochenbruchheilung war mit einem hohen Spiegel des Endocannabinoids 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) assoziiert. Diese Verstärkung fehlte bei Mäusen ohne CB1-Rezeptoren. Diese Beobachtung kann dabei helfen, Behandlungen für Osteoporose und gestörte Knochenheilung zu entwickeln. (Quelle: Tam J, et al. FASEB J, 17. August 2007; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft: Posttraumatischer Stress
Wissenschaftler der Universität von Vermont untersuchten die Beziehung zwischen der Stärke posttraumatischer Stresssymptome und Motiven für den Cannabiskonsum bei 103 Cannabiskonsumenten. Die Stärke der posttraumatischen Stresssymptome war signifikant mit dem Motiv der Stressbewältigung für den Cannabiskonsum, nicht jedoch mit anderen Motiven für den Cannabiskonsum assoziiert. Die Stärke der Symptome war auch mit Zigaretten- und Alkoholkonsum assoziiert. (Quelle: Bonn-Miller MO, et al. J Trauma Stress 2007;20(4):577-586)

Wissenschaft: Bipolare Störung
Ein Fallbericht eines Patienten mit einer bipolaren Störung wurde vorgestellt. Daten zur Stimmung wurden prospektiv über zwei Jahre mit einer vollständigen Substanzabstinenz und über zwei Jahre mit einem extremen Cannabiskonsums gesammelt. Der Cannabiskonsum veränderte nicht die Gesamtzahl der Tage mit einer gestörten Stimmung. Allerdings war Cannabis mit einer Zunahme der Zahl der manischen Tage und einer Abnahme der Zahl der depressiven Tage assoziiert. (Quelle: El-Mallakh RS and Brown C. J Psychoactive Drugs 2007;39(2):201-2.)

Wissenschaft: Cannabisspray
Mögliche lokale Nebenwirkungen des Cannabissprays Sativex auf die Schleimhaut der Mundes wurden bei acht Patienten untersucht. Alle gaben ein stechendes Gefühl bei der Verwendung des Cannabissprays an, und vier hatten sichtbare weiße Stellen in der Mundschleimhaut, die als Verbrennungen durch Alkohol gedeutet wurden und nach Beendigung der Einnahme des Medikaments verschwanden oder sich verbesserten. (Quelle: Scully C. Br Dent J, 17. August 2007; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft: Geistige Leistungsfähigkeit
In Forschung an der Universität von Kalifornien mit 65 heranwachsenden Cannabiskonsumenten und 34 Kontrollpersonen in einem Alter zwischen 16 und 18 Jahren wurde gezeigt, dass leichte Defizite der geistigen Leistungsfähigkeit auch nach einem Monat Abstinenz bestehen blieben. Jugendliche Cannabiskonsumenten wiesen im Vergleich zu Kontrollpersonen eine langsamere psychomotorische Schnelligkeit und eine schlechtere komplexe Aufmerksamkeit, Erinnerung von Geschichten sowie Planungsfähigkeiten auf. (Quelle: Medina KL, et al. J Int Neuropsychol Soc 2007;13(5):807-20.)

Blick in die Vergangenheit

Vor einem Jahr

Vor zwei Jahren

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