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IACM-Informationen vom 25. November 2006

Holland: Die Regierungen von Kanada, Deutschland und Italien sind an medizinischem Cannabis aus den Niederlanden interessiert

Nach einem Brief von Herrn H. Hoogervorst, Minister für Gesundheit, Sozialwesen und Sport der Niederlande, an das holländische Parlament sind die kanadische, die deutsche und die italienische Regierung an medizinischem Cannabis, das unter der Aufsicht des Gesundheitsministeriums produziert und in Apotheken des Landes verkauft wird, für die Verteilung von Patienten in ihren Ländern interessiert.

In seinem zweiseitigen Brief beschrieb Herr Hoogervorst die gegenwärtige Situation des medizinischen Cannabisprojektes und stellte fest, dass es mindestens ein weiteres Jahr lang fortgeführt werde. Unter bestimmten Voraussetzungen könnte es weitere vier Jahre andauern. Diese Entscheidung basierte auf einem Plan zur Entwicklung von Medikamenten durch ein Konsortium holländischer Firmen und auf einem Antrag von GW Pharmaceuticals, Sativex in den Niederlanden zuzulassen. Es ist zudem wichtig, dass die Kosten des Projektes zukünftig nicht weiterhin die Einnahmen übersteigen, wie dies gegenwärtig der Fall ist.

Bisher kaufen weniger Patienten als erwartet Cannabis in Apotheken. Zusätzliche Einnahmen kommen von nationalen und ausländischen Firmen, die Pflanzenmaterial kauften, um THC zu isolieren und pharmazeutische Produkte zu entwickeln. Zudem drückten die Regierungen von Kanada, Deutschland und Italien ihr Interesse aus, holländischen medizinischen Cannabis für ihre Patienten zu kaufen. Größere Einnahmen durch den Verkauf an Patienten und Firmen oder Regierungen würden es erlauben, den Preis für Apothekencannabis für holländische Patienten zu senken, stellte der Minister in seinem Brief fest.

Der Brief des Gesundheitsministers ist verfügbar unter:
www.minvws.nl/kamerstukken/gmt/2006/medicinale-cannabis.asp

(Quellen: Brief von H. Hoogervorst an den Präsidenten der zweiten Kammer des holländischen Parlaments vom 31. Oktober 2006, Rundbrief des Büros für Medizinischen Cannabis vom 24. November 2006)

USA: Vorläufiges Urteil zur Unterstützung des kalifornischen medizinischen Cannabisgesetzes

Ein staatlicher Richter wies am 16. November die Anfechtung des 10 Jahre alten kalifornischen Gesetzes, das die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke erlaubt, durch den Kreis San Diego zurück. Die Entscheidung durch Richter William R. Newitt vom Kammergericht, war vorläufig. Die Anwälte des Kreises werden die Möglichkeit haben, den Richter während der mündlichen Anhörung zu überzeugen, seine Entscheidung zu ändern.

Der Kreis San Diego verklagte den Staat von Kalifornien und seinen Gesundheitsminister im Februar. Er wies darauf hin, dass das Bundesgesetz zum Verbot von Cannabis das staatliche Gesetz, das die Verwendung der Droge mit einer ärztlichen Genehmigung erlaubt, übertrumpfe. Zwei andere kalifornische Kreise, San Bernadino und Merced, schlossen sich der Klage an. Alle drei Kreise haben sich geweigert, der staatlichen Aufforderung zur Ausstellung von Ausweiskarten für medizinische Cannabisnutzer nachzukommen, und registrieren Personen, die Anträge für diese Ausweise stellen.

In seiner Entscheidung stimmte Newitt den Anwälten des Staates zu, die argumentierten, dass Kalifornien befugt ist, seine eigenen Drogengesetze und gesetzlichen Programme, die die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke erlauben, zu erlassen.

(Quelle: Associated Press vom 16. November 2006)

Wissenschaft: Beurteilung von pflanzlichem Cannabis durch medizinische Konsumenten in kontrollierter Studie

Kanadische Wissenschaftler führten eine kreuzkontrollierte Studie mit vier verschiedenen pflanzlichen Cannabiszubereitungen mit acht erfahrenen und autorisierten Cannabiskonsumenten mit chronischen Schmerzen durch. Die Zubereitungen variierten hinsichtlich Partikelgröße, THC-Gehalt und Feuchtigkeit. Die Probanden erhielten jede Zubereitung an einem anderen Tag und bereiteten die Droge in ihrer gewohnten Weise zu. Sie wurden gebeten, die Produkte hinsichtlich Erscheinung (Geruch, Farbe, Feuchtigkeit, Partikelgröße, Einfachheit der Zubereitung und allgemeines Erscheinungsbild) und Rauchcharakteristika (Verbrennung, Hitze, Härte und Geschmack) zu beurteilen. Die Partikelgröße war die Größe der Partikel nach dem Mahlen des unverarbeiteten Pflanzenmaterials.

Sieben Teilnehmer beendeten die Studie, und das Produkt mit dem höchsten THC-Gehalt (12 Prozent), der höchsten Feuchtigkeit (14 Prozent) und der größten Partikelgröße (10 mm) erhielt die höchste Wertung. Es wurden signifikante Unterschiede zwischen den Zubereitungen hinsichtlich der subjektiven Beurteilungen der Erscheinung und der Farbe festgestellt. Die Forscher schlossen daraus, dass ein "akzeptableres Cannabisprodukt die Rekrutierung und das Verbleiben in klinischen Studien mit medizinischem Cannabis erhöhen könnte". Sie stellten fest, dass im September 2006 etwa 20 Prozent der autorisierten Cannabiskonsumenten pflanzlichen Cannabis vom kanadischen Gesundheitsministerium erhielten, verglichen mit etwa zehn Prozent im September 2004.

Der gesamte Artikel ist erhältlich unter:
www.harmreductionjournal.com/content/pdf/1477-7517-3-32.pdf

(Quelle: Ware MA, Ducruet T, Robinson AR. Evaluation of herbal cannabis characteristics by medical users: a randomized trial. Harm Reduct J 2006;3(1):32)

Wissenschaft: Warum Cannabis das Gedächtnis beeinträchtigt und gegen Epilepsie helfen könnte

Wissenschaftler könnten gerade herausgefunden haben, warum Cannabis das Gedächtnis beeinträchtigt und warum Endocannabinoide gegen Epilepsie helfen könnten. Die Neurowissenschaftler David Robbe und Gyorgy Buzsaki von der Rutgers-Universität und ihre Kollegen zeichneten die Aktivität im Hippocampus bei Ratten auf. Normale Gehirnzellen in dieser Region synchronisieren oft ihre elektrische Aktivität.

Wenn die Forscher den Ratten THC oder ein synthetisches Cannabinoid injizierten, so stellten sie fest, dass das normale synchronisierte Arbeiten des Hippocampus unterbrochen wurde. Wenn es auch keine Veränderungen bei den Zellen gab, wie häufig sie ihre Nervenimpulse abfeuerten, so wurde doch ihr Takt schwankend. Stellen Sie sich ein Orchester vor, in dem die Musiker taub und vielleicht blind sind, erklärte Buzsaki. Die Forscher nehmen an, dass eine synchronisierte Gehirnzellaktivität entscheidend für die Gedächtnisbildung ist und dass THC diese synchronisierte Aktivität unterbricht.

Die Wissenschaftler schlagen vor, dass die Art und Weise, wie THC die synchronisierte Aktivität der Gehirnzellen unterbricht, helfen könnte, Krampfanfälle zu bekämpfen. Während der Anfälle wird die Gehirnaktivität unnormal stark synchronisiert.

Mehr unter:
www.livescience.com/humanbiology/061119_pot_memory.html

(Quellen: LiveScience.com vom 19. November 2006, Robbe D, Montgomery SM, Thome A, Rueda-Orozco PE, McNaughton BL, Buzsaki G. Cannabinoids reveal importance of spike timing coordination in hippocampal function. Nat Neurosci, 19. November 2006; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Kurzmeldungen

Wissenschaft: Migräne
Die Konzentrationen des Endocannabinoids Anandamid in der Gehirnflüssigkeit sind bei chronischen Migränepatienten niedriger als bei gesunden Personen. Dies könnte erklären, warum THC bei Migräne hilft. (Quelle: Sarchielli P, et al. Neuropsychopharmacology, 22. November 2006; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft: Epilepsie
In einer experimentellen Studie verursachte die Gabe des CB1-Rezeptorantagonisten zu Nervenzellen, die an der Epilepsie beteiligt sind, die Entwicklung einer kontinuierlichen epilepsieartigen Aktivität. Die Auslösung dieser Aktivität durch CB1-Rezeptorantagonisten war reversibel und konnte durch maximale Konzentrationen von CB1-Agonisten durchbrochen werden. Die Autoren schlossen daraus, dass Endocannabinoide eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung der Epilepsie spielen. (Quelle: Deshpande et al. Neurosci Lett 2007;411(1):11-16.)

Wissenschaft: Ajulemische Säure
In früheren Studien wurde berichtet, dass die ajulemische Säure (AJA), ein synthetischer Abkömmling von THC-COOH, entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften besitzt, ohne die durch THC hervorgerufenen Nebenwirkungen. Wissenschaftler der Commonwealth-Universität in Virginia untersuchten nun die Pharmakologie der ajulemischen Säure. Sie folgerten, dass AJA, wie THC, an den CB1-Rezeptor bindet und in vorklinischen Modellen psychoaktive und therapeutische Wirkungen in nahezu gleichen Dosen verursacht, so dass sich keine Vorteile gegenüber THC ergeben. (Quelle: Vann RE et al. J Pharmacol Exp Ther, 14. November 2006; [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

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