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IACM-Informationen vom 06. August 2005

Wissenschaft: Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen könnten von Cannabinoiden profitieren

Britische Wissenschaftler sind der Auffassung, dass Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen von Medikamenten auf Cannabisbasis profitieren könnten. Das Team von der Bath-Universität fand eine erhöhte Zahl von Cannabinoid-2-Rezeptoren in bestimmten Geweben des Darms von Patienten. Sie glauben, dass dies ein Teil der Anstrengungen des Organismus darstellt, die Entzündung zu dämpfen, und das die Gabe eines Medikaments, das an diese Rezeptoren bindet, dies verstärken könnte.

Dr. Karen Wright und ihre Kollegen untersuchten Darmproben von gesunden Personen
und von Patienten mit entzündlicher Darmerkrankung. CB1- und CB2-Rezeptoren wurden in verschiedenen Geweben des Dickdarms bei beiden Gruppen nachgewiesen. Allerdings war die Zahl der CB2-Rezeptoren bei den Patienten im Epithel des für die Erkrankung charakteristischen Gewebes erhöht. Die Aktivierung der CB2-Rezeptoren durch Cannabinoide beschleunigte die Heilung des Gewebes. Diese Beobachtung liefert eine rationale Basis für die Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulzerosa, mit Cannabisprodukten.

Wenn Menschen an entzündlichen Darmerkrankungen leiden, verursacht ihr Immunsystem in verschiedenen Bereichen des Verdauungstraktes Entzündungen. Das verursacht Symptome wie Schmerzen und Durchfälle. Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulzerosa haben gelegentlich davon berichtet, dass sich ihre Symptome verbessern, wenn sie Cannabis verwendeten. Erste klinische Studien mit Cannabisextrakten bei Morbus Crohn werden zur Zeit von der Universität München (mit Cannador) und von der britischen Firma GW Pharmaceuticals (mit Sativex) durchgeführt.

(Quellen: BBC News vom 31. Juli 2005; Wright K, Rooney N, Feeney M, Tate J, Robertson D, Welham M, Ward S. Differential expression of cannabinoid receptors in the human colon: cannabinoids promote epithelial wound healing. Gastroenterology 2005;129(2):437-53)

Kanada/USA: Kanadische Polizei führte eine Razzia in den Räumen der Marihuana-Partei von British Columbia durch

Kanadische Polizisten führten am 22. Juli nach Anordnungen von Vertretern der Vereinigten Staaten eine Razzia am Hauptsitz der Marihuana-Partei von British Columbia in Vancouver durch und verhafteten ihren Vorsitzenden Marc Emery. Emery und zwei weitere Personen werden von den USA wegen Konspiration zur Herstellung von Cannabis, Konspiration zur Versendung von Cannabissamen in die USA und wegen Geldwäsche angeklagt. Die USA verlangen ihre Auslieferung.

Am 2. August ließ Richter Patrick Dohm Emery gegen eine Kaution von 50.000 US-Dollar frei. Er erklärte, Emery könne seine politische Arbeit für die Marihuana-Partei fortführen. Ihm wurde auch erlaubt, seinen Versandhandel, mit dem er Cannabissamen verkaufte, fortzuführen, sowie seine Arbeit bei dem Magazin Cannabis Culture wieder aufzunehmen.

Sein Anwalt John Conroy erklärte, der Fall gegen Emery sei unfair, weil die kanadische Polizei ihn niemals verhaftet habe, während er neun Jahre lang offen Cannabissamen verkaufte. "Selbst das Gesundheitsministerium verwies Personen auf Internetseiten wie die von Herrn Emery, damit sie Samen kaufen können. Und nun helfen sie den Amerikanern," erklärte er bei einer Pressekonferenz.

(Quellen: Canadian Press vom 2. August 2005, Cannabis Culture vom 29. Juli 2005)

Kurzmeldungen

Spanien: Klinische Studien mit Sativex
Ab diesem Hebst sollen 600 Personen in klinische Studien aufgenommen werden, um verschiedene Krankheiten mit dem Cannabisextrakt Sativex zu behandeln. Die Patienten, die an Krebs, neurologischen Störungen oder Aids leiden, sollen über sechs katalanische Kliniken, die an dem Programm teilnehmen, in die Studien aufgenommen werden. Es ist beabsichtigt, 65 Patienten mit neuropathischen Schmerzen bei multipler Sklerose, 65 Patienten mit MS-bedingter Spastik, 130 Patienten mit anderen neurologischen Störungen, 40 Patienten mit Aids-bedingter Appetitlosigkeit sowie 60 Krebspatienten, die eine Chemotherapie erhalten, in die Studien aufzunehmen. Falls die Behandlung der Chemotherapie-induzierten Übelkeit wirksam ist, sollen weitere 240 Krebspatienten mit Sativex behandelt werden. Das Medikament wird aus Kanada importiert. (Quelle: El País vom 28. Juli 2005)

Argentinien: Gesundheitsminister für medizinische Verwendung
Gesundheitsminister Ginés González García erklärte, dass er die medizinische Verwendung von Cannabis unterstütze, jedoch gegen die Legalisierung von Drogen sei. Er betonte, dass auch Morphium zur Behandlung von Schmerzen verwendet werde. (Quelle: Inforegion vom 24. Juli 2005)

Wissenschaft: Schizophrenie
Israelische Wissenschaftler schlagen vor, dass die Beziehung zwischen Cannabiskonsum und Schizophrenie, die in jüngeren Studien aus Schweden, den Niederlanden, Neuseeland und Israel beobachtet worden war, nicht kausal sei. Verschiedene Studien hätten von einer Beziehung zwischen Genen, die den Cannabinoid-Rezeptor und Schizophrenie kodieren, berichtet. Die Forscher schreiben: "Eine alternative Erklärung für die Beziehung zwischen Cannabiskonsum und Schizophrenie könnte sein, dass die krankhaften Veränderungen des Cannabinoid-Systems bei schizophrenen Patienten sowohl mit einem vermehrten Cannabiskonsum als auch mit einem erhöhten Schizophrenie-Risiko verbunden ist, ohne dass Cannabis ein ursächlicher Faktor für Schizophrenie wäre." (Quelle: Weiser M, Noy S. Dialogues Clin Neurosci. 2005;7(1):81-5.)

Wissenschaft: Cannabiskonsum und Krebsrisiko
Wissenschaftler der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC, International Agency for Research on Cancer), eine Institution der Weltgesundheitsorganisation (WHO), untersuchten die epidemiologischen Daten zu Cannabiskonsum und Krebs. Zwei Kohortenstudien und vierzehn Fall-Kontroll-Studien wurden untersucht. Die Ergebnisse waren widersprüchlich und die meisten Studien fanden keine eindeutige Beziehung zwischen Cannabiskonsum und Krebs. Allerdings stellten die Wissenschaftler fest, dass "keine ausreichenden Studien vorhanden sind, um den Einfluss von Marihuana auf das Krebsrisiko adäquat beurteilen zu können. Die Einschränkungen früherer Studien umfassen mögliche falsche Angaben, da wo Marihuanakonsum illegal ist, kleine Fallzahlen und zu wenige starke Marihuanakonsumenten im Studienkollektiv." (Quelle: Hashibe M, et al. Alcohol 2005;35(3):265-75.)

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