[Zurück zur Übersicht]  [Zur IACM Startseite]


IACM-Informationen vom 07. Dezember 2002

Wissenschaft: Ein Blocker des Anandamid-Abbaus verringert Angst

Substanzen, die das Enzym blockieren, das für den Abbau des Endocannabinoids Anandamid verantwortlich ist, könnte nach einer neuen Studie für die Behandlung von Angst und Depressionen verwendet werden.

Endocannabinoide wirken ähnlich wie THC am Cannabinoidrezeptor, aber ihre Wirkung dauert nur kurz an, da sie schnell durch das Enzym FAAH (Fettsäureamid-Hydrolase) in Abbauprodukte gespalten werden. Hemmer der FAAH verlängern und verstärken die Endocannabinoid-Wirkungen. Zwei FAAH-Hemmer, URB532 und URB597, wurden in Tiermodellen für Angst und Depression getestet. Wenn die Tiere die Substanzen erhalten hatten, quiekten sie unter Isolationsbedingungen weniger und verhielten sich in einem Labyrinth weniger zögerlich. Diese Wirkungen waren von erhöhten Anandamid-Spiegeln im Gehirn begleitet.

Die Wirkung dieser experimentellen Drogen ähnelt Antidepressiva, die die Gehirnspiegel eines anderen Neurotransmitters, Serotonin, erhöhen, erklärte Forschungsleiter Daniele Piomelli, Professor für Pharmakologie an der Universität von Kalifornien in Irvine. "Einige Menschen haben geringe Serotoninspiegel und möglicherweise gibt es einige Menschen, die niedrige Anandamid-Spiegel haben," erklärte er. Studien am Menschen mit den neuen Medikamenten könnten innerhalb eines Jahres beginnen, fügte er hinzu.

(Quellen: Kathuria S, et al. Nat Med 2002 Dec 2; United Press International vom 30. November 2002, Associated Press vom 30. November 2002)

USA: Medizinische Marihuana-Gesetze beeinträchtigen nicht die Durchsetzung der Gesetze

Nach einer Umfrage des Allgemeinen Büros für Rechnungswesen (GAO, General Accounting Office) funktionieren die staatlichen Gesetze, die die medizinische Verwendung von Cannabis legalisieren, im Allgemeinen so, wie es die Wähler beabsichtigt haben, und sie haben nicht zu einem weit verbreiteten Missbrauch geführt.

"Offizielle von mehr als der Hälfte der 37 ausgewählten Bundes-, staatlichen und lokalen Behörden der Exekutive, die wir in den vier Staaten befragten, erklärten, dass die Einführung der medizinischen Marihuanagesetze die Maßnahmen zur Durchsetzung der Gesetze nicht stark behinderten," heißt es im Bericht. In einigen Fällen erklärten Beamte, dass die Marihuanagesetze zu "einer allgemeinen Aufweichung" der Haltung der Öffentlichkeit gegenüber Marihuana geführt hätten, jedoch "hat keiner der Bundesbeamten, mit denen wir gesprochen haben, Informationen geliefert, die eine Stellungnahme unterstützen würden, nach der in einem der Staaten, inklusive Kalifornien, routinemäßig ein Missbrauch von medizinischem Marihuana auftreten würde."

Sowohl die Zahl der Patienten, die Cannabis medizinisch verwenden, als auch die Zahl der Ärzte, die es verschreiben, ist in Alaska, Hawaii und Oregon relativ niedrig. Nur 1 - 3 Prozent der Ärzte in Oregon und Hawaii - die beiden Staaten, wo es solche Aufzeichnungen gibt - empfahlen ihren Patienten Cannabis. Die meisten registrierten Patienten waren über 40 Jahre alt. "Starke Schmerzen und Muskelspasmen waren die häufigsten Erkrankungen, bei denen Marihuana empfohlen worden war," sagt der Bericht.

Nach seinen eigenen Worten ist " das Allgemeinen Büro für Rechnungswesen [General Accounting Office] (GAO) der USA eine Institution, die für den Kongress und das amerikanische Volk arbeitet. Der Kongress bittet GAO Programme und Ausgaben der Bundesregierung zu untersuchen. (…) GAO berät den Kongress und die Leiter ausführender Dienststellen über Wege, die Regierung effektiver und verantwortlicher zu machen."

Der GAO-Bericht, "Marijuana: early experiences with four states' laws that allow use for medical purposes," ist verfügbar unter: www.gao.gov/new.items/d03189.pdf.

(Quellen: United Press International vom 30. November 2002, Associated Press vom 30. November 2002)

Wissenschaft: Cannabis keine Einstiegsdroge

Eine Studie des Forschungszentrums für Drogenpolitik des RAND widerspricht der Theorie, nach der Marihuana als sogenannte Einstiegsdroge für schädlichere Drogen wie Heroin und Kokain wirkt. Unter Verwendung der Daten der Nationalen Haushaltsumfrage zum Drogenmissbrauch (National Household Survey on Drug Abuse) von 1982 bis 1994 folgerte die Studie, dass Jugendliche, die harte Drogen nehmen, dazu prädisponiert seien, unabhängig davon, ob sie vorher Cannabis probiert hatten oder nicht.

"Wir haben gezeigt, dass der Marihuana-Einstiegsdrogeneffekt nicht die beste Erklärung für die Beziehung zwischen Marihuanakonsum und dem Konsum harter Drogen ist," erklärte Andrew Morral, leitender Autor der Studie. "Eine andere, einfachere und zwingendere Erklärung deutet das Muster des Drogenkonsums, das man in diesem Land beobachtet, ohne irgendwelche Einstiegsdrogen-Effekte zu verwenden."

"Die Menschen, die zum Drogenkonsum prädisponiert sind und die Möglichkeit haben, Drogen zu verwenden, konsumieren wahrscheinlicher sowohl Marihuana und härtere Drogen," erklärte Morall. "Marihuana kommt typischerweise zuerst, weil es leichter verfügbar ist. Waren diese Fakten einmal in unser mathematisches Modell aufgenommen, dann konnten wir alle Beziehungen des Drogenkonsums erklären, die als Beweis für den Einstiegsdrogeneffekt von Marihuana zitiert worden waren."

Dies ist eine sehr wichtige Studie mit umfassenden Implikationen für die Politik zur Marihuanakontrolle," erklärte Charles R. Schuster, ein ehemaliger Direktor des Nationalen Instituts für den Drogenmissbrauch und nun Direktor des Suchtforschungsinstituts der Wayne State Universität. "Ich kann nur hoffen, dass sie mit Objektivität gelesen, nach seinen wissenschaftlichen Verdiensten beurteilt und nicht reflexartig zurückgewiesen wird, weil sie den Glauben der meisten Politiker stört."

(Quellen: Pressemitteilung des RAND vom 2. Dezember 2002 unter www.rand.org, Reuters vom 2. Dezember 2002)

Kurzmeldungen

Wissenschaft: Vergleich von THC und Cannabis
Gerauchtes Cannabis mit 3,1 % THC, das viermal am Tag genommen wurde, und die viermalige Gabe von oralen 20 mg THC wurden hinsichtlich ihrer Wirkungen verglichen. Sie verursachten ähnliche subjektive Wirkungsbeurteilungen, obwohl einige der Wirkungen gerauchten Marihuanas ausgeprägter und weniger anfällig für eine Toleranzentwicklung waren. Beide Drogen verstärkten die Nahrungsaufnahme für die drei Tage der Drogengabe, hatten jedoch nur einen geringen Effekt auf die psychomotorische Leistungsfähigkeit. (Quelle: Hart CL, et al. Psychopharmacology (Berl) 2002 Dec;164(4):407-15.)

USA: Kalifornien
In Reaktion auf Razzien bei kalifornischen medizinischen Marihuana-Kooperativen durch die Bundesdrogenbehörde DEA haben einige Städte des Staates, darunter die Stadträte von San Francisco, Berkeley und Sebastopol, ihre lokale Polizei angewiesen, nicht mehr mit den Bundesbeamten zu kooperieren. (Quelle: Los Angeles Times vom 21. November 2002)

USA: Vermont
Der Studienausschuss des Gesetzgebers zu medizinischem Marihuana, der einen Richter, den Polizeichef, den Generalstaatsanwalt sowie Ärzte und Patienten umfasste, ist zu dem Schluss gelangt, dass Marihuana einen medizinischen Wert besitzt. Bei seinem letzten Treffen am 5. Dezember stimmte der Ausschuss darin überein, dass die Bundesregierung Marihuana irrtümlicherweise als Droge ohne medizinische Verwendung eingestuft hat. (Quelle: Associated Press vom 6. Dezember 2002)

Blick in die Vergangenheit

Vor einem Jahr

Vor zwei Jahren

[Zurück zur Übersicht]  [Zur IACM Startseite]


up

Veranstaltungen 2020

Alle Informationen zu den IACM Online Events inklusive kostenlose Videos der Webinare mit deutschen Untertiteln finden Sie hier.

IACM-Konferenz 2022

Die 12. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin wird am 20. und 21. Oktober 2022 zusammen mit der Schweizerischen SSCM in Basel/Schweiz stattfinden.

Members only

Regular members can sign up for the new member area of the IACM to access exclusive content.

You need to become a regular member of the IACM to access the new member area.

IACM on Twitter

Follow us on twitter @IACM_Bulletin where you can send us inquiries and receive updates on research studies and news articles.