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IACM-Informationen vom 18. April 1998

USA: Richter ordnet Schließung von Cannabis Buyers Club in San Francisco an

Ein Richter des höchsten Gerichts in Kalifornien hat die Schließung des größten kalifornischen Cannabis Buyers Clubs, den von Dennis Peron geleiteten Cannabis Cultivators Club in San Francisco, angeordnet. Er versorgt etwa 9.000 Patienten mit Marihuana. Der Klub habe die rechtlichen Grenzen der Proposition 215 überschritten. So fungiere der Klub oft nicht als primärer Betreuer von Kranken, wie es das Gesetz vorschreibe.

"Das Gericht findet in seinen Aufzeichnungen unwidersprüchliche Beweise, daß der Angeklagte Peron sich zur Zeit mit dem illegalen Verkauf von Marihuana befaßt," schrieb Richter David Garcia in seiner Entscheidung. Peron habe selbst zugegeben, daß in seinem Klub Marihuana oft nicht unmittelbar an Kranke abgegeben werde, sondern bei bettlägerigen oder im Krankenhaus befindlichen Personen an Bekannte dieser Patienten.

Nach Proposition 215, welche in einem Volksbegehren im November 1996 von den kalifornischen Wählern angenommen worden war, sind Patienten mit einer entsprechenden ärztlichen Bescheinigung und deren primäre Betreuer von den Gesetzen ausgenommen, die sonst den Anbau, Besitz und Konsum von Marihuana verbieten.

Richter Garcia folgte mit seiner jüngsten Entscheidung dem Antrag von Generalstaatsanwalt Dan Lungren. Peron erklärte, daß er sich diesem Beschluß nicht so einfach beugen werde. Man könne die Menschen nicht einfach auf die Straße werfen. Er überlege, den Klub zu schließen und am nächsten Tag unter einem anderen Namen wiederzueröffnen.

In drei großen kalifornischen Zeitungen war Mitte April ein Beitrag vom Bürgermeister von San Francisco, Willie L. Brown, zur Auseinandersetzung um die Cannabis Buyers Clubs erschienen, in dem er sich mit Verweis auf den Willen der kalifornischen Wähler deutlich für deren Fortbestehen aussprach:

"... Die Diskussion über medizinisches Marihuana ist vor allem eine über Mitleid mit leidenden Menschen... In San Francisco und in Städten im Land arbeiten lokale Gesundheits- und Polizeibeamte mit medizinischen Marihuana-Verteilerstellen zusammen, um sicherzustellen, daß sie nach dem Geiste des Gesetzes arbeiten.
... Das gegenwärtige System ist nicht perfekt. Aber so lange bis Marihuana von der Bundesbehörde für Arzneimittel als verschreibbares Medikament akzeptiert ist, so lange sind die kalifornischen Verteilerstellen für medizinisches Marihuana eine funktionierende medizinische Alternative.
... Anstatt diese Krise der öffentlichen Gesundheit mit einem Rechtsstreit zu ahnden, sollte das Justizministerium die Clinton-Administration zur Zusammenarbeit mit den lokalen und Landes-Behörden drängen. So ließe sich ein Plan für die Verteilung von medizinischem Marihuana entwickeln, der sowohl mit den Bundes- als auch den Landesgesetzen vereinbar ist und die Bedürfnisse der Patienten an die erste Stelle setzt."

(Quellen: AP vom 16. und 17. April 1998, Reuters vom 16. und 17. April 1998, Los Angeles Times vom 8. April 1998, Oakland Tribune vom 12. April 1998, San Jose Mercury News vom 13. April 1998)

Kanada: Über den Aufbau eines medizinischen Marihuana-Klubs

Eine kanadische Zeitung berichtete vom Aufbau eines Marihuana-Klubs für Kranke in Waterloo als örtlicher Ableger der medizinischen Marihuana-Klubs von Ontario/Kanada. Die Initiatorin Jeanette Tossounian begann in der letzten Woche und es hätten bisher 40 Patienten nach Mitgliedsformularen gefragt. Bisher hätten erst zwei Ärzte die Kooperation verweigert, gegenüber zehn, die mitmachten.

Die Ärzte würden um die Bestätigung gebeten, daß der Patient unter einer bestimmten Krankheit leide, und um die Unterschrift unter eine Erklärung, die sagt: "Ich habe mit meinem Patienten den gesundheitlichen Nutzen und die Risiken von Marihuana erörtert. Ich würde die Verschreibung in Betracht ziehen, wenn ich dies legal tun könnte."

Tossounian klärt jeweils durch einen Anruf in der Arztpraxis, ob die Unterschrift echt ist, um sicher zu gehen, daß hier ein ernsthafter Bedarf vorliegt. In der Broschüre des Klubs gibt sie ihre Telefonnummer an, trifft sich jedoch mit den Empfängern nicht in ihrem Appartment, sondern "an vertrauensvollen Orten".

Die Polizei hat bereits zu verstehen gegeben, daß sie jeden vehaften werde, der Marihuana verkauft oder verteilt, ob dies nun aus medizinischen Gründen geschieht oder nicht.

(Quelle: The Record (Kitchener-Waterloo) vom 13. April 1998)

Großbritannien: Anhörung vor Ausschuß des Oberhauses

Nach Ansicht verschiedener Experten, die am 7. April vor einem Ausschuß des Oberhauses aussagten, sollte man große Vorsicht walten lassen, bevor Cannabis zu medizinischen Zwecken verwendet wird, da es ein großes Mißbrauchspotential aufweise. Zudem gäbe es bei Cannabis große Probleme hinsichtlich Stärke und Reinheit.

Prof. David Grahame-Smith, Vorsitzender des Sachverständigenrates für den Mißbrauch von Drogen erklärte, daß die Stärke schwer zu messen sei, da sie zum Teil von der Art der Einnahme abhänge. Es gebe bisher wenig Hinweise auf eine tatsächlichen Nutzen der Droge.

Prof. Malcolm Lader vom Institut für Psychiatrie, Vorsitzender des technischen Unterausschusses des Sachverständigenrates für den Mißbrauch von Drogen, erklärte, daß die unterschiedliche Stärke der Droge kontrollierte Studien erschwerten. Der appetitanregende Effekt könne teilweise nützlich für AIDS-Patienten sein, gleichzeitig wisse man aber nicht wie Marihuana auf das Immunsystem wirke.

Prof. Griffith Edwards vom nationalen Suchtzentrum erklärte, daß man "von der Geschichte lernen" solle. "Die Menschen im vergangenen Jahrhundert waren sich bewußt über die Unvorhersehbarkeit von Cannabis und sie begriffen, daß Medikamente wie Aspirin eine bessere Medizin waren."

Es war die erste Expertenanhörung eines Unterausschusses des Ausschusses für Wissenschaft und Technologie des Oberhauses des britischen Parlaments, der die wissenschaftliche Grundlage für die Kriminalisierung der medizinischen und Rauschmittelverwendung von Cannabis überprüfen soll.

Dr. Franjo Grotenhermen, Vorsizender der ACM, erklärte: "Eine unterschiedliche Pharmakokinetik bei unterschiedlichem Weg der Applikation (oral, i.v., inhalativ, rektal, transdermal) gilt für Cannabis wie für andere Medikamente. Eine Standardisierung der wichtigen Inhaltsstoffe ist für Cannabis wie bei vielen anderen pflanzlichen Arzneimitteln möglich. Probleme der Reinheit und der Potenz sind lösbare pharmazeutische Aufgaben.

Wenn wir aus der Geschichte lernen können, dann dies: Cannabis ist bei vielen Erkrankungen eine wirksame Medizin und die Unvorhersehbarkeit der Stärke der pharmakologischen Effekte ist durch eine Standardisierung der wichtigsten Inhaltsstoffe im Gegensatz zu damals heute leicht überwindbar. Zudem ermöglicht die Inhalation, eine vor 100 Jahren unübliche Form der Applikation, eine gute Titrierung der gewünschten Wirkung. Wir sollten heute nicht den Fehler einer irrationalen Diskussion um Cannabis wiederholen."

(Quelle: AP vom 7. April 1998)

Kurzmeldungen

Belgien:
Nach Presseberichten vom 18. April werden die belgischen Staatsanwälte in der nächsten Woche angewiesen, Zurückhaltung in Fällen von geringem Cannabisbesitz zu üben. Die Polizei werde angewiesen, unterstützend und nicht repressiv zu handeln. Gleichzeitig werde jedoch klargestellt, daß der Handel mit Cannabis verboten sei. Belgien wolle einen Mittelweg zwischen der holländischen Laxheit und der französischen Unnachgiebigkeit gehen.
(Quelle: Reuters vom 18. April 1998)

USA:
Der Gesundheitsausschuß des hawaianischen Parlaments verabschiedete am 4. April eine Resolution, in der die US-Bundesregierung zur zügigen Durchführung von Forschung über den medizinischen Nutzen von Marihuana aufgefordert wird. Der Abgeordnete David Tarnas hatte zu Anfang des Jahres bereits einen Antrag eingebracht, der auf eine legale Verwendung von Marihuana zu medizinischen Zwecken zielte. Dieser Antrag war vom Gesundheitsausschuß jedoch abgelehnt worden. Der Ausschußvorsitzende hatte ihn jedoch ermutigt, einen Antrag zur Forschungsförderung einzubringen.
(Quelle: NORML vom 9. April 1998)

USA:
Der Senat billigte am 3. April eine "Meinung des Senats"-Resolution, nach der die Förderung von Forschungsvorhaben zum medizinischen Nutzen von Marihuana für die Zukunft abgelehnt werden sollte. Dieser Passus ist Teil einer Resolution, welche das Budget des Kongresses für die nächsten fünf Jahre umreißt. Obwohl die Resolution nicht bindend ist, so könne sie doch Beschlüsse des Kongresses beeinflussen.
(Quelle; NORML vom 9. April 1998)

Holland:
Nach einer Studie des Zentrums für Drogenforschung rauchen in Holland weniger Menschen Marihuana als in den USA, obwohl die Droge in Coffie Shops legal gekauft werden kann. Nach der Untersuchung rauchen 2-3 Prozent der über 12jährigen Holländer mindestens einmal im Monat Marihuana gegenüber etwa 5 Prozent in den USA, wo dies verboten ist.
(Quelle: Taz vom 17. April 1998)

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