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IACM-Informationen vom 29. Mai 1999

Kanada: Abgeordnetenhaus unterstützt Legalisierung von Marihuana für medizinische Zwecke

Am 25. Mai nahm das Abgeordnetenhaus einen Antrag der Block Quebec Partei an, der auf die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke drängt. Der Beschluss fordert die Regierung auf, "sofortige Schritte" zur Entwicklung klinischer Studien, für Richtlinien zur Verwendung und für die sichere Abgabe von Marihuana an Menschen, die es aus medizinischen Gründen benötigen, zu einzuleiten.

Peter McKay von der Progressiv Konservativen Partei teilte die Unterstützung seiner Partei mit, erklärte jedoch, dass Gesundheitsminister Allan Rock sich zu langsam bewege. Er verwies auf Erklärungen des Cannabis-Klubs von Vancouver, der Marihuana zur Schmerzlinderung ihrer Klienten abgebe, und erklärte, Rocks Geschwindigkeit bedeute, dass "mehr Personen weiterhin leiden werden, bis das Gesetz verabschiedet wird."

Rock, der im nächsten Monat Details zu den klinischen Studien mit Marihuana ankündigen will, erklärte, es gebe Vorteile, wenn das Cannabis in Kanada selbst unter den wachsamen Augen der Regierungsbehörden angebaut würde. "Vorteile könnten eine konsistente THC-Konzentration, eine gleichbleibende Qualität und ein gleichbleibendes Niveau an Reinheit sein," erklärte er. Die Regierung schaut auch nach Großbritannien, wo GW Pharmaceuticals mit Regierungserlaubnis Cannabis für Forschungszwecke anbaut.

Das kanadische Gesundheitsministerium hat bisher 26 Anfragen von Personen erhalten, die Marihuana für medizinische Zwecke verwenden wollen.

(Quellen: Toronto Star vom 26. und 28. Mai 1999, AP vom 27. Mai 1999)

USA: Regierung erleichtert Zugang zu Marihuana für die Forschung

Forschung mit von der Regierung angebautem Marihuana wird unter neuen Richtlinien des Nationalen Instituts für den Drogenmissbrauch (NIDA) vermutlich ab Dezember 1999 zunehmen.

Unter den neuen Regeln wird die NIDA Regierungs-Marihuana an privat finanzierte Wissenschaftler verkaufen, deren Forschungsanträge genehmigt wurden. Das 'Department of Health and Human Services' erklärte, Wissenschaftler, die Zugang zur Droge suchten, müssten an Studien beteiligt sein, die im Allgemeinen den Richtlinien des Berichts des Medizininstituts vom März 1999 folgen müssten.

Regierungs-Marihuana wird in vertraglicher Absprache mit der NIDA auf einem kleinen Areal der Universität von Mississippi angebaut. Bisher hatten nur Wissenschaftler, die eine bundesbehördliche Bewilligung erhalten hatten, Zugang zu diesem Cannabis. Und nur wenige solcher Bundesstudien sind bisher genehmigt worden.

Die neuen Richtlinien wurden nach Diskussionen auf Kabinetts-Ebene erstellt, unter Teilnahme verschiedener Behörden, die am Krieg gegen die Drogen beteiligt sind, darunter das 'Department of Health and Human Services', das Elternbüro der Nationalen Gesundheitsinstitute, das Justizministerium, die DEA (Drug Enforcement Administration) und das Büro der Nationalen Drogenkontrollpolitik des Weißen Hauses.

Die Universität von Mississippi baut das Marihuana auf 1,8 Morgen (etwa 0,72 Hektar) eines gut gesicherten Platzes an. Jedes zweite Jahr wird geerntet. Bisher war das mehr als ausreichend, um die wenigen genehmigten Studien zu versorgen. Wenn die neuen Richtlinien zu vermehrter Forschung führen, so ist die Behörde bereit, mehr Marihuana anzubauen. Der Preis für dieses Marihuana wurde bisher nicht festgelegt, und die Droge wird voraussichtlich nicht vor Dezember für Forscher bereit stehen.

In einer Pressemitteilung vom 27. Mai bittet NIDA um "Vorschläge von qualifizierten Organisationen, die in der Lage sind, Marihuana-Zigaretten anzubauen, zu ernten, zu extrahieren, zu analysieren, zu lagern und zu produzieren und Cannabis und Marihuana-Zigaretten an Personen zu verteilen, die eine Erlaubnis durch die NIH erhalten haben, und andere Wissenschaftler, um Grundlagen- und klinische Forschung zu unterstützen."

Chuck Thomas vom amerikanischen 'Marijuana Policy Project' erklärte, seine Gruppe sei erfreut, dass die Richtlinien zu mehr Forschung ermuntern würden, dieses Vorhaben werde Patienten, die die Droge jetzt benötigen, jedoch nicht helfen. "Wir sind sehr enttäuscht, dass sie nicht die Verwendung für einzelne Patienten erlaubt haben, so wie es das Medizininstitut empfohlen hat," erklärte Thomas.

(Quellen: Los Angeles Times vom 21. Mai 1999, AP vom 23. Mai 1999, PR Newswire vom 21. und 24. Mai 1999, NIDA- Pressemitteilung vom 27. Mai 1999)

Kurzmeldungen

Großbritannien:
Die britische Diskussion über die Legalisierung für die arzneiliche Verwendung von Cannabis wurde am 20 Mai erneut belebt, nachdem eine Rekordzahl von 89 Abgeordneten über alle politischen Lager hinweg einen privaten Gesetzentwurf zur Aufhebung des Banns unterstützt hatten. Der Labour-Abgeordnete Paul Flynn, dessen privater Gesetzentwurf zur Legalisierung von Marihuana für die Verwendung als Medizin zur Zeit im Parlament behandelt wird, bittet die Regierung, ihre vorsichtige Haltung fallen zu lassen und kranken Menschen zu erlauben, von der "3.000 Jahre alten Medizin" zu profitieren.
(Quelle: Reuters vom 20. Mai 1999)

USA:
In Oregon wurde am 21. Mai einem Multiple-Sklerose-Patienten die erste Identifikationskarte für medizinische Marihuana-Patienten ausgestellt. Es wird erwartet, dass im Juni auch Alaska mit der Ausgabe solcher ID-Karten beginnen wird. 66 Prozent der Einwohner Alaskas unterstützen nach einer Umfrage vom Zentrum für Verhaltensforschung in Phönix die ärztliche Befugnis, Patienten Marihuana zu verschreiben.
Der Kalifornier B.E. Smith wurde vor wenigen Tagen trotz einer ärztlichen Empfehlung zur Verwendung von Marihuana wegen Besitz und Anbau von Cannabis schuldig gesprochen. Ein Richter hatte entschieden, dass die medizinisch überwachte Anwendung der Droge durch den Angeklagten diesen nicht vor gerichtlicher Verfolgung durch die Bundesbehörden schütze.
(Quellen: AP vom 21. Mai 1999, The Arizona Republic vom 22. Mai 1999, NORML vom 25. Mai 1999)

Deutschland:
Fachtagung: "Cannabis - eine Pflanze mit vielen Facetten"
Mittwoch, 29. September 1999, 15.00 bis 19.00 Uhr, Fachhochschule Münster
Veranstalter: Ärztekammer Westfalen-Lippe, akzept NRW e.V., INDRO e.V.
Mit:
Prof. Dr. D. Kleiber, Berlin: Cannabiskonsum in Deutschland - Daten und Fakten
Dr. F. Nolte, Bremen: Cannabis als ein jugendkulturelles Phänomen
W. Neskovich, Lübeck: Vom Elend der Drogenpolitik - Das Recht auf Rausch
Dr. A. Breiing, Münster: Cannabis und Alkohol - Eine etwas andere Betrachtung
Dr. M. Schnelle, Berlin: Cannabis als Medizin
Information: Dr. Wolfgang Schneider, INDRO, Email: indro@muenster.net

Australien:
Beim Drogengipfel von Neu-Süd-Wales wurden Vorschläge zur Annahme der liberalsten Drogengesetze in Australien verabschiedet. Die vorgeschlagenen Veränderungen beinhalten unter anderem die Abschaffung von Gefängnisstrafen für den Besitz und den Anbau kleiner Mengen von Cannabis sowie für den Besitz und den Verkauf von Gegenständen wie Rauchgeräten. Die Regierung hat nun sechs Wochen Zeit zur Entscheidung, ob sie die 172 Resolutionen der mehr als 200 Politiker, Experten und Gesundheitsarbeiter, die an dem einwöchigen Gipfel im Parlamentsgebäude teilnahmen, annehmen. Der Premierminister von Neu-Süd-Wales, Bob Carr, kündigte die Bildung eines hochrangigen Kabinett-Komitees an, das die Regierungsantwort formulieren werde.
(Quellen: AAP vom 20. und 27. Mai 1999)

USA:
Das von den Cannabis-Klubs abgegebene Marihuana weist im allgemeinen wesentlich höhere THC-Konzentrationen auf als das legal für Forscher und Patienten von der Regierung erhältliche Cannabis. Dies ergab eine Analyse von 49 Proben, die von der kalifornischen NORML (Nationale Organisation für die Reform der Marihuana-Gesetzgebung) und MAPS (Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies) finanziert worden war. Die Probe von der NIDA (Nationales Institut für den Drogenmissbrauch) enthielt 3,9 Prozent THC und nahezu alle anderen Proben über 8 Prozent, überwiegend im Bereich zwischen 12,8 und 15,4 Prozent THC.
(Quelle: California NORML vom 21. Mai 1999)

Blick in die Vergangenheit

Vor einem Jahr

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