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IACM-Informationen vom 15. September 2007

Wissenschaft: Cannabidiol könnte wirksam bei der Vorbeugung der bovinen spongiformen Enzephalopathie (Rinderwahnsinn) sein

Nach Grundlagenforschung von Wissenschaftlern des Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung in Valbonne (Frankreich) könnte Cannabidiol (CBD) der Entwicklung von Prion-Krankheiten, von denen die bekannteste BSE (bovine spongiforme Enzephalopathie) ist, die auch oft Rinderwahnsinn genannt wird, vorbeugen. Es wird heute davon ausgegangen, dass die BSE auf den Menschen übertragbar ist. Beim Menschen ist sie als Creutzfeldt-Jakob-Krankheit bekannt.

Es wird angenommen, dass die infektiöse Substanz bei Prion-Krankheiten eine spezifische Art eines falsch gefalteten Proteins mit dem Namen Prion ist. Falsch gefaltete Prionproteine übertragen die Erkrankung zwischen verschiedenen Individuen und verursachen eine Zerstörung des Gehirns. Die französischen Wissenschaftler berichteten, dass der nicht-psychoaktive Cannabisbestandteil CBD die Anhäufung von Prionproteinen in Prion-infizierten Zellen von Mäusen und Schafen hemmte, während andere Cannabinoide entweder nur schwach oder nicht wirksam waren. Darüber hinaus begrenzte CBD nach einer Infektion von Mäusen mit der Scrapie, einer Prion-Krankheit, die Anhäufung des Prionproteins im Gehirn und verlängerte signifikant die Überlebenszeit von infizierten Mäusen. CBD hemmte die Nerven-schädigenden Wirkungen der Prione auf eine konzentrationsabhängige Art und Weise. Die Forscher schlossen daraus, dass CBD eine viel versprechende Substanz für die Behandlung von Prion-Erkrankungen sein könnte.

(Quelle: Dirikoc S, Priola SA, Marella M, Zsuerger N, Chabry J. Nonpsychoactive cannabidiol prevents prion accumulation and protects neurons against prion toxicity. J Neurosci 2007;27(36):9537-44.)

Kurzmeldungen

USA: Rhode Island
Im August befanden sich nach Angaben des staatlichen Gesundheitsministeriums 302 Patienten und 316 Betreuer im medizinischen Cannabisprogramm. Insgesamt hatten 149 Ärzte aus Rhode Island Patienten an das Programm überwiesen. Das Gesundheitsministerium lehnte 10 Antragsteller als Betreuer wegen Verbrechen im Zusammenhang mit Drogen ab. Zudem wurde einem Betreuer und einem Patienten ihre Ausweiskarte für medizinischen Cannabis entzogen, nachdem sie wegen des Mehrbesitzes von mehreren Dutzend Pflanzen verhaftet worden waren. Patienten in dem Programm dürfen bis zu zwölf Cannabispflanzen und 2,5 Unzen (etwa 70 Gramm) Cannabis besitzen. Ein Erwachsener ohne Vorstrafe wegen eines Drogen-bezogenen Verbrechens kann als Betreuer für bis zu fünf Patienten fungieren. (Quelle: The Providence Journal vom 9. September 2007)

Deutschland: Cannabisextrakt
Die erste Patientin, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Erlaubnis zur medizinischen Verwendung von Cannabis erhalten hatte, hat am 13. September erstmals einen standardisierten Cannabisextrakt bekommen. Der Extrakt wurde von dem Unternehmen THC Pharm aus Cannabis der holländischen Firma Bedrocan hergestellt und kostenlos bereitgestellt. Die Apotheke von Claudia H., die an multipler Sklerose leidet, hat daraus eine Lösung auf der Basis von Sesamöl angefertigt. Der zukünftige Preis des Cannabisextrakts ist bisher unbekannt. (Quelle: Persönliche Mitteilung der Patientin)

USA: Oregon
Ein Bundesrichter wies den Versuch der Bundesregierung, Patientendaten vom staatlichen medizinischen Cannabisprogramm von Oregon zu erhalten, zurück. Im Mai hatten Bundesbehörden Vorladungen ausgestellt, um Informationen im Zusammenhang mit einer Untersuchung zu einigen Anbauern in Oregon und Washington zu gewinnen. Das Thema hatte viele Patienten hinsichtlich des Schutzes ihrer persönlichen Daten verunsichert. Der Staat Oregon und eine medizinische Cannabisklinik hatten Schritte unternommen, um die Vorladungen zu verwerfen. Der Richter erklärte, dass der Staat sein eigenes Datenschutzgesetz verletzen würde, wenn er der Forderung nachgäbe. (Quelle: Associated Press vom 4. September 2007)

Schweiz: Verurteilung
Das Kantonsgericht Schaffhausen hat eine Herstellerin von Cannabisextrakten zu einer Geldstrafe verurteilt. Jeanette Meister hatte seit vielen Jahren mit Wissen der Behörden einen Cannabisextrakt, der in Tropfenform eingenommen wurde, für etwa 100 Patienten hergestellt. Die Schweizer Behörden hatten die medizinische Verwendung von Cannabisprodukten in den vergangenen Jahren im Allgemeinen toleriert. (Quelle: Bericht im Schweizer Fernsehen, persönliche Mitteilung von Jeanette Meister)

Wissenschaft: Darmbewegungen
Wissenschaftler der Universität von München zeigten am isolierten Dünndarm von Ratten, dass Cannabinoide die Darmbewegungen hemmte. Sie schlossen aus ihren Experimenten, dass der CB1-Rezeptor an der Regulierung der Dünndarmbewegungen beteiligt ist. "Daher sind CB1-Rezeptoren viel versprechende Ziele für die Behandlung von Störungen der Darmbewegungen." (Quelle: Yuece B, et al. Neurogastroenterol Motil 2007;19(9):744-53.)

Wissenschaft: Darmkrebs
In experimentellen Studien reduzierten erhöhte Endocannabinoid-Spiegel die Entwicklung von Krebs-Vorstufen im Darm von Mäusen. Diese Wirkung wurde auch durch ein synthetisches Cannabinoid (HU-210) erzielt. (Quelle: Source: Izzo AA et al. J Mol Med, 6. September 2007 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft: Osteoporose
In Zellexperimenten unterdrückte das synthetische Cannabinoid ajulemische Säure die Entwicklung von Osteoklasten, eine bestimmte Form von Knochenzellen, die das Knochenmaterial reduzieren und die Knochenresorption vergrößern, aus ihren Vorläufern. Ajulemische Säure löste auch Apoptosen (programmierter Zelltod) bei reifen Osteoklasten aus. Die Wissenschaftler folgerten, dass die ajulemische Säure eine "nützliche Behandlung für Erkrankungen wie RA [rheumatoide Arthritis] und Osteoporose, bei denen die Knochenresorption ein zentrales Charakteristikum ist" darstellen könnte. (Quelle: George KL, et al. J Cell Physiol, 4. September 2007 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft: Depressionen
In einem Tiermodell für Depressionen resultierte die Aktivierung von CB1-Rezeptoren in einer bestimmten Region des Gehirns (dorsaler Hippocampus) in einer Antidepressivum-ähnlichen Wirkung. Die kanadischen Wissenschaftler hoben "die mögliche Bedeutung von Veränderungen im Endocannabinoidsystem des Hippocampus nach Stress oder antidepressiver Therapie hinsichtlich des Auftretens und/oder der Behandlung der Depression" hervor. (Quelle: McLaughlin RJ, et al. Behav Pharmacol. 2007 Sep;18(5-6):431-8.)

Wissenschaft: Schizophrenie und geistige Leistungsfähigkeit
Australische Wissenschaftler untersuchen die Beziehung zwischen neuropsychologischer Leistungsfähigkeit und Cannabiskonsum bei Schizophrenie bei 60 Personen mit Schizophrenie, von denen 44 aktuelle oder ehemalige Cannabiskonsumenten waren, und 17 gesunden Personen. Die gesunden Probanden schnitten bei allen Aspekten der geistigen Leistungsfähigkeit besser als die Schizophreniegruppe ab. Innerhalb der Schizophreniegruppe zeigte ein großer Anteil der Teilnehmer mit aktuellem oder früherem Cannabismissbrauch/-abhängigkeit bei einer Komponente der psychomotorischen Schnelligkeit eine bessere Leistungsfähigkeit als Personen ohne Missbrauch/Abhängigkeit. Die Häufigkeit des Cannabiskonsums war ebenfalls positiv mit einer besseren neuropsychologischen Leistungsfähigkeit assoziiert. Die Forscher schlossen daraus, dass "Cannabiskonsum mit einer verbesserten kognitiven Leistungsfähigkeit bei der Schizophrenie assoziiert ist". (Quelle: Coulston CM et al. Schizophr Res, 6. September 2007 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Blick in die Vergangenheit

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