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Schwangerschaft: Schädigen Cannabis/THC den Fetus, wenn sie während der Schwangerschaft verwendet werden?

Institute of Medicine (Medizininstitut der USA)

"Studien, die den Zusammenhang zwischen vorgeburtlicher Marihuanaexposition und Geburtsergebnis untersucht haben, haben zu widersprüchlichen Ergebnissen geführt. Mit Ausnahme von jugendlichen Müttern gibt es wenige Hinweise, nach denen die Schwangerschaftsdauer bei Frauen, die Marihuana rauchen, kürzer ist. Einige Studien mit Frauen, die regelmäßig Marihuana während der Schwangerschaft rauchten, zeigten, dass sie dazu tendierten, Kinder mit einem geringeren Geburtsgewicht zur Welt zu bringen. (...)
In den meisten dieser Studien stimmen die Schäden im Zusammenhang mit Marihuanakonsum mit solchen, die mit Tabakkonsum assoziiert sind, überein. Und Rauchen ist ein signifikanter Faktor, so dass der Beitrag der Cannabinoide nicht bestätigt werden kann. Allerdings rauchen jamaikanische Frauen, die Marihuana konsumieren, es selten, sondern sie bereiten es stattdessen als Tee zu. In einer Studie mit Neugeborenen von jamaikanischen Frauen, die während der Schwangerschaft entweder Marihuana einnahmen oder es nicht einnahmen, gab es sowohl drei Tage als auch einen Monat nach der Geburt keinen Unterschied bei der neurologischen Beurteilung des Verhaltens. (...)
Seit 1978 hat die Ottawa Prenatal Prospective Study [vorgeburtliche prospektive Studie von Ottawa] die kognitiven Funktionen von Kindern, deren Mütter Marihuana während der Schwangerschaft geraucht haben, untersucht. (...) Die Kinder aus den verschiedenen Marihuanaexpositionsgruppen zeigten keine bleibenden Unterschiede in globalen Maßzahlen der Intelligenz wie etwa Sprachentwicklung, Leseleistung sowie Seh- und Wahrnehmungstests. Moderate kognitive Defizite waren bei diesen Kindern nachweisbar, als sie vier Tage alt waren und erneut im Alter von vier Jahren, aber diese Defizite waren mit fünf Jahren nicht länger sichtbar. Vorgeburtliche Marihuanaexposition war allerdings nicht ohne andauernden Einfluss. Zum Vergleich: in beiden Alterstufen von 5-6 und 9-12 zeigten Kinder in der gleichen Studie, die vorgeburtlich Tabakrauch ausgesetzt waren, signifikant schlechtere Ergebnisse in Tests für Sprachfertigkeiten und kognitive Funktion."
Joy JE, Watson SJ, Benson JA, eds. Marijuana and medicine: Assessing the science base. Institute of Medicine. Washington DC: National Academy Press, 1999.
 

Peter Fried

"Die Konsequenzen einer vorgeburtlichen Exposition mit Marihuana sind gering. Der Einfluss während des Schwangerschaftsverlaufs und auf den Neugeborenen wird offenbar erheblich durch andere Risikofaktoren vermindert. Es bestehen Hinweise milder Effekte auf das fetale Wachstum und auf die Funktion des zentralen Nervensystems. Während des Kleinkindstadiums gibt es wenig Anzeichen eines pränatalen Marihuanaeffektes auf Wachstum oder Verhalten. Allerdings bestehen nach dem Alter von drei Jahren deutliche Anhaltspunkte für eine mögliche Assoziation zwischen pränataler Marihuanaexposition und Aspekten des kognitiven Verhaltens, die unter die Rubrik exekutive Funktion fallen. Facetten dieses Konstrukts aus den Bereichen Aufmerksamkeit/Impulsivität und Problemlösungssituationen, die eine Integration und Manipulation grundlegender Fähigkeiten aus dem Seh- und Wahrnehmungsbereich erfordern, scheinen besonders betroffen zu sein. Obwohl die Hinweise konvergieren, besteht wegen der geringen Zahl an Studien, die Kinder über das Alter von drei Jahren hinaus begleiten, dringender Bedarf an gut kontrollierten Untersuchungen in diesem Bereich."
Fried P. Schwangerschaft. In: Grotenhermen F (Hrsg.): Cannabis und Cannabinoide. Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potential. Huber, Bern 2001.
 

Franjo Grotenhermen

"Es ist unwahrscheinlich, dass Cannabis embryonale bzw. fetale Missbildungen verursacht. Es gibt inkonsistente epidemiologische Befunde zu seinen Wirkungen auf das Geburtsgewicht. Es bestehen deutliche Hinweise auf subtile Entwicklungsstörungen des Gehirns mit kognitiven Beeinträchtigungen bei Nachkommen cannabiskonsumierender Mütter. Es gibt Forscher, die solche Störungen vermuten und solche, die eher davon ausgehen, dass Cannabis keine relevanten negativen Effekte ausübt. Möglicherweise machen sich subtile kognitive Marihuana-assoziierte Störungen erst im Vorschul- bzw. Schulalter bemerkbar. (...)
Es wurde keine Beeinflussung der körperlichen fetalen Entwicklung bei Kindern chronischer Cannabiskonsumentinnen beobachtet. Dennoch sollte Cannabis in der Schwangerschaft und bei stillenden Müttern wegen umstrittener Hinweise auf eine diskrete Störung der kognitiven kindlichen Entwicklung möglichst nicht eingesetzt werden."
Grotenhermen F. Übersicht über unerwünschte Wirkungen von Cannabis und THC. In: Grotenhermen F (Hrsg.): Cannabis und Cannabinoide. Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potential. Huber, Bern 2001.
Grotenhermen F. Praktische Hinweise. In: Grotenhermen F (Hrsg.): Cannabis und Cannabinoide. Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potential. Huber, Bern 2001.



 

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